Jugend kickt Fußballer von JFV Ganerb setzen auf moderne Methoden

Ex-Nationalspieler begeistert mit einzigartigen Methoden: Goran Ratkovic.
Ex-Nationalspieler begeistert mit einzigartigen Methoden: Goran Ratkovic.

Goran Ratkovic setzt bei den A-Junioren-Fußballern von JFV Ganerb auf modernste Technik. Er erzählt, welche Erkenntnisse er gewinnt und wie er sie nutzt. Einen eigenen Fehler korrigiert der Bosnier und gibt für 2025 das große Ziel aus.

Seit Beginn der Runde betreut der ehemalige Jugend-Nationalspieler von Bosnien-Herzegowina und Ex-Profi des Erstligisten FK Borac Banja Luka, Goran Ratkovic, die Verbandsliga-A-Junioren des JFV Ganerb. Eine Besonderheit bei dem 27-Jährigen ist die digitale Daten-Erfassung bei Wettspielen, manchmal auch bei Übungseinheiten.

Im Gespräch mit dieser Zeitung erläuterte er Inhalte des eingesetzten Datenverarbeitungssystems und berichtete über die Reaktion seiner Spieler auf die kaum praktizierte Professionalität auf dieser sportlichen Ebene. Nach seinem Zuzug in die Bundesrepublik lief Ratkovic für Ludwigshafener SC, Arminia Ludwigshafen und VfR Mannheim sowie einige weitere Vereine auf.

Ein Datenfreund

Im Alter von 26 Jahren beendete Ratkovic verletzungsbedingt seine aktive Karriere. Pep Guardiola, Carlo Ancelotti und Mikel Arteta nennt er als große Trainer-Vorbilder. An der Aufzeichnung von digitalen Daten, die er bei seinen Einsätzen in den Jugend-Nationalmannschaften seines Herkunftslandes von den Unter-15- bis zu den -19-Jährigen erlebte, habe er großen Gefallen gefunden und sie als wichtigen Bestandteil in seine eigene Arbeit eingebunden.

„Das Programmsystem sieht ein Modul für jeden einzelnen Spieler vor, auf dem eine Vielzahl von Daten per GPS auf meinen PC übermittelt und dort gespeichert werden. Ermöglicht wird diese Kommunikation durch einen Chip in einer Art BH, den die Spieler auf ihrer Brust tragen“, erklärte Ratkovic.

Nützliche Infos

Damit bekomme er nützliche Informationen über die individuelle Qualität der einzelnen Spieler, ihre besonderen Eigenschaften, Stärken, Schwächen, auf die er im Training zur Weiterentwicklung und hinsichtlich der Trainingsintensität auf jeden einzelnen bezogen eingeht, sie bei der Mannschaftsaufstellung sowie der Festlegung von taktischen Vorgaben berücksichtigt.

Alle bekommen die gewonnenen Informationen und Erkenntnisse per PDF-Datei zur Auseinandersetzung. Neben persönlichen Daten wie Name, Geburtsdatum, Größe, Gewicht und Position beinhaltet das Programm eine Vielzahl von aufzuzeichnenden Parametern wie zum Beispiel Laufleistung in puncto Umfang und Geschwindigkeit, Anzahl, Distanz von Sprints ab 21 Stundenkilometern, Laufwege im Zusammenhang mit der Bereitschaft, sich in Abwehr sowie Angriff einzuschalten, Beschleunigung, Verzögerungen, Ermüdungsgrad.

Alle begeistert

„Darüber hinaus können wir auch noch einiges mehr abrufen, alles Werte, die auch erkennen lassen, wie der Entwicklungsgrad eines Spielers verläuft“, fasst Ratkovic zusammen: „Alle sind davon begeistert, weil es ihnen auch ein gewisses Gefühl von Profifußball vermittelt.“ Der Ehrgeiz werde angestachelt, Wettbewerb und Laufbereitschaft erhöht.

Aus der Bereitschaft, abhängig von der Position nach vorne oder hinten zu arbeiten, lasse sich die Qualität des gesamten Teams und die jeweiligen Erfolgsaussichten ableiten. Ratkovic: „Natürlich ist das Ganze auch recht zeitaufwendig. Für jedes Spiel brauchen wir mindestens zwei Stunden Vor- und zwei Stunden Nachbereitung.“

Team wichtig

Physiotherapeut Lukas Kuntz habe sein eigenes Programm, das sich am allgemeinen Fitnesszustand orientiere. Als äußerst wichtige Personen nennt der Coach auch Betreuer Milos Ritan, der sich rund um die Mannschaft um alles kümmere sowie die Co-Trainer Jonas Allaoui und Marcel Baumann, allesamt unverzichtbar.

Bei seinem Vorgehen lege er größten Wert auf Pädagogik und erwarte von seinen Spielern vor allem Disziplin, Respekt gegenüber dem Trainerteam und allen Verantwortlichen im Verein. Nach etwas holprigem Beginn bei dem sich Mannschaft und Trainer zunächst aneinander gewöhnen mussten, sieht der Coach inzwischen eine respektable Entwicklung.

Torjäger Böhm

„Wir sind zwar noch nicht ganz da, wo wir hin möchten, sind aber schon ein recht gut eingespieltes Team“, teilte Ratkovic mit. Die Mannschaft kenne die Strukturen und Abläufe, arbeite daran, diese zu verfeinern. Noch kompakter stehen und aggressiver die Zweikämpfe bestreiten, nennt er als weitere zu verbessernde Spielsituationen.

„Da wir grundsätzlich sehr auf Offensive setzen, ist dies nicht ganz leicht. Wir haben schließlich die höchste Trefferquote und mit Philipp Böhm, der bisher 15 Tore erzielte, den Torjäger der Liga in unseren Reihen.“ Aktuelles Ziel sei, die älteren Jahrgänge an die aktiven Mannschaften heranzuführen. Unter den ersten Fünf mitzuspielen, hieß die sportliche Vorgabe vor Rundenbeginn.

Im Soll

Nach 13 von 26 Begegnungen sei die Mannschaft mit 23 Zählern und Position fünf im Soll. Unabhängig hiervon will der Trainer aber noch einiges nach vorne bewegen: „Wir stehen acht Zähler hinter der Spitze und haben im Kampf um Rang eins oder zwei noch nicht aufgegeben. Acht Punkte Rückstand sind aufzuholen.“

Die zwischenzeitliche Schwächephase von vier aufeinander folgenden Niederlagen sei auf die Verlegung des Trainings von Donnerstag auf Freitag und die dadurch bedingte geringere Regenerationszeit zurückzuführen. „Inzwischen haben wir dies wieder geändert. Ganz so schlecht waren wir in dieser Phase aber auch nicht. Denn im Pokal setzten wir uns gegen den höherklassigen FK Pirmasens sowie FSV Offenbach durch“, stellt Ratkovic klar.

Sollte der Aufstieg in dieser Spielrunde nicht klappen, sei dies kein Beinbruch. In der kommenden soll es aber in die Regionalliga hoch gehen, blickt der Trainer voraus. Den Kader von 26 Akteuren, darunter drei Torhüter, habe er bereits zusammen.

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