Speyer freistoss:

Wegen Unbespielbarkeit des Platzes abgesagte und erst gar nicht vorgesehene Spiele haben in den vergangenen Tagen verhindert, unsere Reise über die Fußballplätze der Region fortzusetzen. Denn es wird kälter, regnerischer, früher dunkler. Das kostet Flutlicht sowie Bratwurst mit Bier verköstigende Zuschauer. Also schauen wir uns wieder im Städtchen nach sportlichen Hinweisen um. Ist’s ein Roter Teufel, das Maskottchen des 1. FC Kaiserslautern, das da am Vorderspiegel eines in der Dudenhofer Straße vorbeifahrenden Autos baumelt? Auf dem Parkplatz an der Stadthalle trägt eine Frau eine grüne Isomatte zwischen all den schwarzen und grauen Pkw zur Morgengymnastik, – oder wann haben Sie zuletzt ein gelbes oder rotes Fahrzeug gesehen? In die Obere Langgasse biegt aus einer Einfahrt ein junger Mann im FC-Speyer-Trainingsanzug auf dem Fahrrad ein. In der Kurt-Schumacher-Straße läuft ein Fußballtalent in den Farben des Jugendfördervereins Ganerb. Auch die Sportler sind unterwegs. Speyers Sportabzeichen-Chef Karl Bentz schaut sich in der Korngasse nach Glückwunschkarten um – um den Teilnehmern zu neuen Rekorden zu gratulieren? Jürgen Voigt, Frauen-Handballtrainer von Lingenfeld/Schwegenheim, gönnt sich auf der Maximilianstraße einen Kaffee. Doch um eines der berühmten schwarz-rot-goldenen Fähnchen am Fahrradlenker zu erblicken, müssen wir schon ins benachbarte Ludwigshafen fahren. Ein Auto mit einem aus dem Fenster wehenden Schal kommt entgegen – ein untrügliches Zeichen für zu Spielen aufbrechende oder von selbigen heimkehrende Fußballfans. Doch wem ihre Herzen gehören, erkennen wir nicht. In einem Eiscafe Im Erlich hängt dagegen plötzlich keine italienische Flagge mehr, sondern die von Olympiakos Piräus. Wieder an der Stadthalle. „Robben und Wientjes“ steht auf einem Kleintransporter. Beim ersten Teil des Namens handelt es sich freilich nicht um den Bayern-Star, sondern in Verbindung mit Teil zwei um eine Berliner Autovermietung, die ein Fahrzeug für die Rohkostmesse zur Verfügung stellte. Die Gewichtheber des AV Speyer sind auf der ganzen Welt bekannt. Artyom Shaloyan riss und stieß einst olympisch in Peking. Almir Velagic und andere zog es anlässlich internationaler Wettkämpfe nach Goyang (Südkorea), Tiflis (Georgien) und demnächst wieder zur Weltmeisterschaft nach Houston/Texas. Doch auch in heimischen Gefilden genießen die starken Männer aus der Raiffeisenstraße einen Ruf wie Donnerhall, zwischen Mutterstadt und Meißen, Roding und Rodewisch, Samswegen, Suhl und Sankt Ilgen, Pforzheim und Pfungstadt. So trat auch Kollege Christian unweigerlich mit der Szene in Kontakt. Dabei wollte er sich doch nur wie jedes Jahr im Schwarzwald ein paar Tage vom stressigen Alltag erholen, einfach mal ausspannen. Doch schon zu Beginn seines Aufenthalts fiel ihm eine Gruppe junger Männer in Trainingsanzügen mit einem Schriftzug auf, der auf Vertreter einer bayrischen Landesauswahl schließen ließ. Doch Christian wollte seine Ruhe haben und verhielt sich unauffällig. Kurz vor seiner Abreise übermannte es ihn dann doch. Christian sprach die Jungs an, ob sie denn Gewichtheber seien. Klar, das waren sie. „Kennen Sie die Hinderbergers?“, fragte der Speyerer in Anspielung auf die Macher der Speyerer Heber-Szene, Ehrenvorsitzender Friedel, den langjährigen Vereinschef Hans und Abteilungsleiter Frank. Klar, auch im fernen Bayern sind die Stemmer vom Rhein ein Begriff, ein weiterer Schritt der Völkerverständigung mit der Pfalz vollzogen. Kollegin Claudia brach jüngst zu ihrem wohl verdienten Urlaub auf die Kanaren-Insel Teneriffa auf, ein paar Tage vom stressigen Alltag erholen, einfach mal ausspannen. Das galt auf dem Eiland parallel längst nicht für alle, befanden sich doch die AV-ler Velagic, Jürgen Spieß, Tom Schwarzbach und Alexej Prochorow zum Trainingslager mit der Nationalmannschaft ebenfalls unter der Spätsommersonne.

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