Speyer freistoss

Was die öffentliche Gunst betrifft, befindet sich der Hockeysport in Deutschland in der Rolle eines zweiten Geigers, der niemals das Solo spielen wird. Außer in Hamburg, wo publikumsmäßig manchmal hohe Messen gelesen werden, könnten Vereinsvorsitzende andernorts sämtliche Zuschauer per Handschlag begrüßen und wären damit spätestens in zehn Minuten fertig – auf dem Speyerer Weiherhof sowieso. Der Grund für das Desinteresse an der im männlichen und weiblichen Bereich welterfolgreichsten großen deutschen Mannschaftssportart ist das Spielreglement. Der Hockey-Weltverband FIH und auch der Deutsche Hockey-Bund DHB haben schon so oft daran herumgefeilt, dass selbst Experten wie Trainer Peter Schmitt vom HC Speyer längst aufgegeben haben. „Die Regeln sind schon so oft geändert worden, dass ich mich eigentlich nicht mehr erinnern kann, wie’s früher einmal war und dann wieder nicht“, grummelt er. Dabei waren die Regeln zu Anfang dieses Stockballspiels um 2500 vor Christus in China und Ägypten vermutlich sehr einfach und auch nicht allzu kompliziert, als die Engländer 1875 die ersten Richtlinien ausbaldowerten. Das änderte sich aber bald, als 1907 die englische Hockey Association eine Ausweitung zum International Hockey Board mit dem Zusatz Rules (Regeln) erfuhr. Der 1909 in Bonn gegründete DHB erweist sich bis heute als treuer Sachwalter der Spielregel-Wirrnis. Gespielt wird Feldhockey auf Kunst- und Naturrasen oder auf Aschenplätzen von 91,40 Meter Länge und 50 bis 55 m Breite im Freien sowie 36 bis 44 m Länge und 18 bis 22 m Breite in Hallen. Hie wie da tobten und toben sich die Regulatoren mit neuen Anordnungen und deren Rücknahme aus. Ein paar Beispiele dürften genügen, um deutlich zu machen, warum das eigentlich tolle Hockeyspiel total an den Rand der öffentlichen Wahrnehmung rückte: Self-Pass statt Freischlag, Penalty statt Siebenmeter, neue Zeitstrafen, in der Halle nur noch vier statt fünf (Feld-)Spieler. Das ist längst nicht alles, und nach der Überlegung des IOC, Hockey ab 2020 aus dem olympischen Haus zu schmeißen, drohte es noch verwirrender zu werden. Doch nach einer Anfrage der RHEINPFALZ beruhigte der DHB. Demnach handele es sich bei der Ankündigung des Weltverbandes FIH, die Spielzeit auf dem Feld von zweimal 35 auf viermal 15 Minuten und damit um insgesamt zehn Minuten zu verkürzen, um eine Sonderbestimmung und nicht um eine Regeländerung. Sie gilt nicht in der Bundesliga und den Klassen darunter. Viermal 15 Minuten sowie 40-sekündige Spielunterbrechungen nach Penalties und Toren gibt es also fortan nur bei der Champions Trophy, in der Weltliga und den Kontinental-Meisterschaften der Nationalteams sowie ab 2016 bei Olympia. „Die FIH-Meldung ist leider nicht so angekommen, wie sie von der FIH mitgeteilt worden ist“, heißt es in der Antwort des DHB. Oh, Mann ... (wk) Das hat es im Südwesten noch nie gegeben: Ein Arzt und eine Ärztin, die sich ihre zum Teil dem Boxsport gewidmete (Freizeit-)Arbeit teilen. Eine Premiere dieser Art gaben Vater Dr. Helmut Ofer und Tochter Dr. Nina Ofer bei der Veranstaltung um den Hans-Freistadt-Wanderpokal des 1. BC Speyer. Die Arbeitsaufteilung des im deutschen Sportgeschehen vermutlich einzigen ärztlichen Vater-Tochter-Duos ging so vor sich: Nina Ofer (Speyer) untersuchte die Athleten. Helmut Ofer (Dudenhofen) betreute die Sportler während der Kämpfe. Der Grund für das Teamwork: Der Vater verrichtete am Vor- und Nachmittag der Abendveranstaltung Notfalldienst. Für die nachmittägliche Boxsportler-Untersuchung blieb keine Zeit. Die familiäre Zusammenarbeit funktionierte tadellos. Als der Vater am Abend am Ring erschien, konnte die Tochter gehen. Helmut Ofer, Facharzt für Allgemein- und Sportmedizin, gehört zum Medizinerteam des Südwestdeutschen Amateur-Box-Verbandes. Er begeisterte seine Tochter, Oberärztin für plastische und wiederherstellende Chirurgie in Ludwigshafen, für seinen Hobby-Einsatz. Keine andere Amateur-Sportart lässt ihre Athleten derart intensiv untersuchen wie Boxen. In den Ring steigen nur völlig Gesunde, bei denen kein bisschen der Hals kratzt, kein Zahn wackelt – bei normalem Blutdruck. Neben der zwingend vorgeschriebenen und im Kampfbuch vermerkten Jahresuntersuchung unterziehen sich die Faustkämpfer vor jedem Einsatz einem Test und stehen auch bei ihrem Schlagabtausch unter Beobachtung. Gegebenenfalls empfiehlt der Ringarzt dem Referee, einen angeschlagenen oder erschöpften Athleten aus dem Gefecht zu nehmen. Nebenbei: Dr. Nina Ofer ist außer in ihrem Beruf und am Boxring auch in der Literatur vertreten. In dem Buch „Ideale“ („Auf der Suche nach dem, was zählt“) von Julia Friedrichs zeigt und schildert sie einen Abschnitt ihres Arbeitstags. (wk)

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