Speyer Eintauchen in Rohöl aus der Domstadt

Völlig konträr zu seinen tiefsten unternehmerischen Grundsätzen hat das in Speyer tätige Ölförderkonsortium aus GDF Suez E&P Deutschland GmbH und Palatina Geocon GmbH am Donnerstagabend agiert. Die gnadenlosen Verfechter einer frühen öffentlichen Beteiligung an Genehmigungsverfahren bei industriellen Großvorhaben finden seit 2003 – durch Zufall – Erdöl in Speyer. Erst jetzt haben sie eine wichtige Gruppe Meinungsbildner in der Stadt darüber informiert, was sie seitdem tun und weiter vorhaben: die Mitglieder der IHK-Tischrunde.

Die „Verspätung“ hat nicht das Konsortium verschuldet. Es war eben jetzt zur Präsentation eingeladen. GDF und Suez haben deshalb aber nicht geschmollt. Sie haben ihren zweiten unternehmerischen Grundsatz befolgt: offen und umfassend informieren und zeigen, nicht hinter dem Berg halten, keiner Frage ausweichen. In den rund 80 Teilnehmern, durchweg Unternehmer aus der Domstadt, fanden Palatina-Prokurist Jürgen Siewerth und Geocon-Projektleiter Andreas Frank, äußerst interessierte Zuhörer – im Hotel Löwengarten bei Fachvorträgen wie auf dem Bohrplatz. Dort gab es Anlagen zum Schauen und Rohöl aus Speyer zum Anfassen und Riechen. Dass im Boden unter Speyer vieles zu finden ist, war bekannt. Überwiegend Zeugnisse aus der römischen Geschichte. Auf der Suche nach heißem Wasser für eine Geothermie-Nutzung stießen die Mitarbeiter der Palatina Geocon auf Öl – sehr zu ihrem Ärger, wie Siewerth erinnerte. Heute, elf Jahre später, sind alle Beteiligten überglücklich mit dem Fund: In den kleinsten Poren des Buntsandsteins unter der Stadt steckt in 2300 Meter Tiefe Öl in sehr guter Qualität, das aus eigener Kraft, eruptiv nach oben drängt und dort „abgeholt“ werden kann. 30 Jahre lang hat das Unternehmen vorerst die Erlaubnis dazu. „Öl ist Rohstoff“, verdeutlichte der Prokurist Siewerth, nach eigenen Angaben Fan nachwachsender Rohstoffe und alternativer Energien. „Ich will es aber nicht verbrannt, nicht die Energie daraus. Wir brauchen es nämlich als Rohstoff – für alle möglichen Verwendungen von Kleidung bis Kunststoff – und als Übergangstechnologie.“ Es sei allemal besser, das hier zu fördern, als es mit allen Risiken und Abhängigkeiten von anderswo herzuholen, plädierte er für das Geschäft, das sein Unternehmen betreibt. Er wies damit wie der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Vorderpfalz, Uwe Geske, als Leiter der IHK-Tischrunde auf die gegenwärtig von Konflikten und Risiken bei der Energieversorgung gekennzeichneten Lage weltweit hin. Palatina Geocon/GFD Suez fördern inzwischen an zwei Bohrplätzen mit sechs Bohrstellen 180.000 Tonnen Öl im Jahr. Geplant ist die Verdoppelung der Fördermenge, der Bau einer Ringleitung von den Bohrplätzen in Speyer an den Hafen (wir berichteten). Von dort aus soll das Öl mit dem Tankschiff zur Verarbeitung transportiert werden. Derzeit rollen dazu täglich 20 Lastwagen über Straßen in Speyer. Das Antragsverfahren beim zuständigen Bergamt Rheinland-Pfalz läuft bereits. Es geht Ende 2014/Anfang 2015 in die letzte Runde. Auf 200 Millionen Euro beläuft sich der Investitionsrahmen. 60 Millionen sind ausgegeben. „Fracking machen wir nicht, auch keine Geothermie mit möglichen negativen Folgen wie in Landau“, versicherten Franke und Siewerth den Zuhörern. (ell)

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