Speyer Deshalb gab’s eine Einkaufskorb-Pflicht im Supermarkt

Hing nur wenige Tage: Schild in Innenstadt-Supermarkt.
Hing nur wenige Tage: Schild in Innenstadt-Supermarkt.

Eintritt nur mit Einkaufswagen oder -korb: Die neue Regel im Rewe-Markt der Familie Appel am Altpörtel galt nur wenige Tage, bis sie nach Kritik zurückgenommen wurde. Dabei sollte sie das größte Problem der Inhaber lösen.

Auch wenn die Aufmerksamkeit beträchtlich war: Die Begeisterung über die neue Auflage war weniger groß. Es gab kritische Stimmen, eine verwunderte Zuschrift an die Redaktion und unwillige Kunden, die sich wohl an die Zugangszählung mittels Einkaufskorb in der unseligen Pandemie erinnert fühlten. Schon am Mittwoch war das Schild aber wieder weg: „Wir haben etwas ausprobiert, machen es aber nicht mehr“, so auf Anfrage Holger Appel, Inhaber des Supermarkts.

Die zwischenzeitliche Auflage sei ein Versuch gewesen, das immer größer werdende Problem des Ladendiebstahls einzudämmen. Die Überlegung: Wenn die Leute mit Korb oder Wagen zwischen den Regalen unterwegs sind, würde es ihnen erschwert, Ware etwa in Jackentaschen zu verstecken und sie nicht zu bezahlen.

Problem bleibt ungelöst

Längst nicht alle Kunden hätten sich an die neue Vorgabe gehalten, er und seine Mitarbeiter könnten und wollten aber auch nicht alle ansprechen, erklärt Appel den Abbruch des Korb-Experiments. Damit bleibe sein aktuell größtes Problem vorerst ungelöst: Noch mehr als der Fachkräftemangel belaste ihn, seine Gattin Anja und die weiteren Mitarbeiter das Thema Ladendiebstahl. Dieser habe spätestens in Zeiten der erhöhten Inflation besorgniserregende Ausmaße angenommen. Langfinger vom Kind bis zur Seniorin, die ihm verzweifelt berichtet habe, wie leer der Geldbeutel am Monatsende jeweils sei, habe er zuletzt erwischt – und er wisse, dass das nur die Spitze des Eisbergs sei.

„Das ist nicht mehr normal“, sagt Appel über die Entwicklung der vergangenen Monate. Seine Vermutung: Es gebe keine Hemmschwellen mehr, und Täter hätten kaum Strafen zu befürchten. Er bedauere es sehr, dass womöglich auch sein Laden-Umbau für mehrere 10.000 Euro die Situation verschärft habe. Dazu gehörte der Einbau von Selbstbedienungskassen, an denen sich offenbar vermehrt Diebe unerlaubt entfernten. Platz für eine zusätzliche Schranke, die sich erst nach einem Scannen des Kassenbons öffne, fehle im Kassenbereich. Er überlege nun, den Umbau wieder rückgängig zu machen, so Appel.

Viele Betroffene

Die problematische Tendenz wird auch von der Polizei bestätigt. Es seien viele Geschäfte betroffen. In der Jahresstatistik der Speyerer Inspektion steht beim Ladendiebstahl ein Anstieg um fast 50 Prozent von 2021 bis 2023. Der stellvertretende Inspektionsleiter Michael Appelt spricht auf Anfrage von saisonalen Schwankungen, aber einem sich andeutenden Trend. Die meisten Fälle hätten sich in der Maximilianstraße und der Auestraße ereignet, aber längst nicht alle Taten würden der Polizei gemeldet.

Zum Diebesgut gehörten immer wieder Parfüm und Elektroartikel, so der Ermittler. „Es gibt Menschen, die das tun, weil sie in Geldnot sind oder Geld sparen wollen“, hatte er im Dezember der RHEINPFALZ gesagt. Und: „Es gibt eine hohe Dunkelziffer.“

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