Speyer Der Experte staunt, Julien freut sich

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„Fun Farm“, „Scotland Yard“ oder „Die fiesen Sieben“: 25 Gesellschaftsspiele hat die Stadtbücherei für den ersten Spielenachmittag am Samstag in der Villa Ecarius angeschafft. „Wir wollen damit nicht in Konkurrenz mit der Jugendförderung treten“, betont Angela Magin, Leiterin der Abteilung Kinder- und Jugendbuch. Die „Jufö“ lädt immer im November zum Spieltag ein.

Vier der sechs vorbereiteten Tische sind eine Stunde nach Beginn der Veranstaltung besetzt. An einem davon sitzt der Neuhofener Michael Böckler mit seiner Tochter Katharina und deren Freundin Lisa. Unter der Anleitung von Spieleanimateur Wolfgang Wichmann – extra aus Bayern angereist – probiert das Trio das „Kinderspiel des Jahres 2015“ aus: „Spinderella“ haben die sieben- und neunjährigen Mädchen schnell zu ihrem neues Lieblingsspiel erkoren. „Man denkt immer, es ist alles schon erfunden“, staunt Böckler, der mit der Familie regelmäßig im November zu den Spieletagen in der Stadthalle kommt. Am Nachbartisch versuchen vier Spieler, bei „Mauerhüpfer“, der modernen Form des Klassikers „Mensch ärgere Dich nicht“, die Fassung zu bewahren. Ein Kind weint. „Der Vorläufer feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag“, teilt Magin mit. Felicitas Lacueva und Sohn Julien kann die Aufregung nebenan an Tisch drei nicht erschüttern. Inzwischen sind fünf Spieltische besetzt. Julien hat sich für „Der unendliche Fluss“ entschieden. Ein dritter Mitspieler ist schnell gefunden. „Wer von den Magiern dran ist, der fährt“, lautet eine der Erklärungen Wichmanns zu der ziemlich stürmischen Reise zu Drachen, Schlangen oder Ratten. Julien, in wenigen Tagen elf Jahre alt, verkraftet seine Niederlage gut, greift aber lieber zu einem Spiel, das er bereits kennt. „Dobble“ spielten seine Mutter und er oft mit Flüchtlingen, sagt der Speyerer Junge. „Damit kann man gut Deutsch lernen“, weist er auf Symbole, die es auf Karten zu finden und möglichst schnell zu nennen gilt. Wichmann stimmt ihm zu und zieht ein weiteres in seinen Augen zum Spracherwerb geeignetes Spiel hervor: „Alles Tomate“. Julien bleibt bei „Dobble“ und gewinnt Runde um Runde, erklärt sogar Varianten, die selbst Wichmann neu sind: „Ich spiele das immer in der Grundversion.“ Mittlerweile ist kein Tisch im Vortragsraum mehr frei. Der Geräuschpegel ist entsprechend hoch. Vater, Mutter und drei Kinder am Nebentisch haben dem jüngsten Familienmitglied zuliebe „Mausefalle“ als erstes gemeinsames Spiel gewählt. Bei einem anderen Spiel fungiert der Kopf eines kleinen Jungen als Kran. Julien wagt einen weiteren Spiele-Versuch. „Camel up“ kommt auf den Tisch. Nach der Einführung Wichmanns rauchen die Köpfe von Mutter und Sohn. Eine halbe Stunde vor dem Ende des ersten Spielenachmittags in der Villa Ecarius starten sie ihren ersten Versuch mit fünf Holzkamelen, Würfelpyramide und Wetteinsatz. Magin berichtet von zwei Neuanmeldungen für die ausnahmsweise an diesem Nachmittag geöffnete Kinder- und Jugendbücherei und vielen Spiele-Ausleihen – ein guter Auftakt einer neuen Veranstaltungsreihe. Die Serie Für diese Serie, eine Momentaufnahme aus dem Alltag, sind wir jede Woche eine Stunde lang gezielt in der Stadt unterwegs.

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