Speyer Das letzte Gefecht

Langsam heißt es Abschied nehmen. Am heutigen Freitag bieten die Archäologen zwei Führungen durch die Ausgrabung von Werk 38 am Ebenberg an – vermutlich die letzten überhaupt.

Der Landauer Künstler Martin Blume hofft, dass das Festungsteil noch zu retten ist. Die letzten Knochen von neun Menschen aus dem Massengrab sind geborgen. Die Archäologen Amy Oechsner, Paul Scherrer und Daniel Langhauser schließen die Grabungen am Werk 38 der Landauer Festung ab. Scherrer zeigt einen Beckenknochen mit Einschuss, der erste dieser Grabung, bei dem die mutmaßlich tödliche Verletzung zu erkennen ist. An die 20 dicke, runde Musketenkugeln aus Blei haben die Archäologen in der Grube gefunden. Allerdings seien auch viele Soldaten, die den Treffer selbst überlebten, an einer Bleivergiftung gestorben, sofern die Kugel nicht schleunigst herausoperiert werden konnte, weiß Scherrer. Neben solchen Schicksalen können die Archäologen auch die Entwicklung der Militärtechnik dokumentieren: Sie haben drei fast quadratische Feuersteinplättchen gefunden. Die waren in den Steinschlössern der Vorderlader-Gewehre eingespannt und erzeugten den Zündfunken. Im Graben fanden sich zahlreiche Zündhütchen aus Bronze, die kurz nach 1800 zum Einsatz kamen. Sie explodierten, wenn der Gewehrhahn darauf schlug und zündeten die Treibladung der nächsten Vorderlader-Generation. Auch ein paar Metallknöpfe von Uniformen sind ans Tageslicht gekommen. Die meisten ziert die Zahl 21, die für das französische Linieninfanterieregiment 21 steht. Das war 1793 an der Belagerung Landaus beteiligt, also deutlich nach der Erstürmung von Werk 38, bei der vermutlich die Soldaten aus dem Massengrab gefallen sind, und es war danach offenbar noch länger in Landau stationiert. „Früher trugen die Regimenter Namen, erst Napoleon hat auf Nummern umgestellt“, erklärt Grabungsleiter Scherrer. Ein anderer Knopf trägt die Aufschrift „La Loi et le Roi“, das Gesetz und der König: Er stammt von einer Uniform der französischen Nationalgarde, die 1789 während der französischen Revolution gegründet worden ist. Von 1809 stammt dagegen eine kleine Silbermünze, in die das Wort „Landmünz“ eingeprägt ist. Dabei handele es sich um eine nur regional gültige Münze geringen Wertes, sagt Scherrer. Eine andere ist noch nicht gereinigt und identifiziert. Ein Wappen mit Krone ist aber ansatzweise zu erkennen. Rätsel gibt eine andere Münze auf, die zwischen 1538 und 1544 in Lothringen geprägt worden sei, also lange vor dem Festungsbau. Vielleicht sei sie beim Schleifen der Festung mit Erdaushub von anderer Stelle in den Graben gelangt. (boe)

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