Speyer Büttenkracher und Augenweiden

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Handgestrickt und hausgemacht: Das Prädikat „wertvoll“ hat sich der Carnevalverein Rheinfunken verdient. Auf der Bühne des Ägidienhauses wechselten sich in den ersten beiden Prunksitzungen Büttenkracher und Augenweiden ab. Dem Prinzenpaar Kirsten I. und Michael II. als Glanzpunkt inmitten des Elferrats gefiel es, dem kreativ befrackten Publikum ebenso.

Raketen, den Trommelwirbel in drei Stufen, gab es en masse und zurecht. Der Einstieg ins Programm: knackig, sympathisch, unkompliziert und Vorfreude schürend. Der Fanfarenzug Rot-Weiß spielte mexikanische Musik. Per Zauberhand ging es nach „Hogwarts“. In der Hexenschule war Harry Potter los – magische Momente mit der Dancers Dynasty des TSV Speyer. Zwei Springmäuse des Sportvereins brachten Leistung: Lamija Isanovic (10) und Angelina Kauf (9) bogen, hüpften, streckten sich meisterlich. Groß raus kam Angelina mit Finn Schuy, dem zehnjährigen Prinzen mit kesser Lippe, der ihren Anspruch von Schampus statt Selters erfüllte. Prickelnd: der Tanz des Mini-Prinzenpaars. Das Fasnachts-Feuerwerk knallte jeck und farbenfroh. Lieber Domgeläut als Afrika-Safari – die Leidenschaft zur Heimatstadt Speyer der „zwää Pälzer“ Helmut Kauf und Ralf Schuy konnte jeder teilen. Der Saal bebte, perfekt für eine Stimmungsrunde mit Alleinunterhalter Martina, bevor märchenhafte Gefilde erreicht wurden. Dort wartete „König Drosselbart“ – ein Schauspiel mit Lachtränengarantie, souverän präsentiert vom bewährten Vater-Tochter-Gespann Karl-Heinz Wingerter und Tanja Schuy. „Klodehilde“ griff zum Edelmann, der zu den Möbel passt, „de Helle“ (Helmut Kauf) am Baggersee „zu de Latt“. Eine Schnake (Ingrid Kauf), die am liebsten nackte Männer sticht wurde ausgemerzt im zackigen Zwiegespräch. Besondere Leistungen wechselten sich im sechsstündigen Marathon der Narretei ab, der im Duell zwischen „Feuer und Eis“ der Dudenhofener Dance Connection mündete. Rasant: Familienoberhaupt Karina Kauf, die mit „Ei-Brett“ – äh, iPad – da stand ohne zu wissen warum. Pikant: die maskulinen Bikini-Mädels, die bei frostigen Temperaturen draußen eisige Versuchungen im Saal servierten. Markant: Till Andrea Pfadt, die ihren Finger mit Sachverstand in alle Wunden legte – vom Flüchtlingsthema bis zum „Gschmäckle“ beim Wilke-Sparkassen-Missgeschick. „Worschdmarkt“, Speyerer „Narrestübchen“, Brezelfest – überall hin düsten die Zuschauenden mit den Rheinfunkenspritzern vor grandios gezeichneter Kulisse. „Gibt`s ball kä Berzel-Brezel mehr?“, lautete die Hymne am Schluss – glücklicherweise gab es darauf zwischenzeitlich die richtige Antwort: Ja, sie lebt noch. Die schwangere „Schantall-Schaien“ (Rüdiger Kiktenko) sprach Klartext: „Des äänzische was bei mir uff Se(x)chs steht, is de Wecker.“ Deutliche Worte fand auch „de Altstadtkalle“ Karl-Heinz Wingerter: „Der eigene Mann am eigenen Herd ist heutzutage Goldes wert.“ Er durfte auch am Flügel sitzen, das Schlagzeug dreschen oder hinter dem Mikro stehen – wie die Playbackcrew, die mit Adelheid und dem Gartenzwerg 1000 Sterne weit die Lotusblume blühen ließ. Beim Narrenchor wuchsen dagegen „Lewwerkneedel“ auf dem Teller. Der Live-Gesang puschte kurz vor Schluss. „Wir sind Speyerer“ tönte es lauthals durch den Saal. (xsm)

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