Speyer Amerikanisches Pfälzisch

Der Sommer war trocken. Und der Winter so brutal kalt, dass Vögel im Flug erfroren. 1709 verließen Kurpfälzer, Elsässer und Schweizer ihre Heimat in der Hoffnung, in Amerika eine neue Existenz zu gründen. Zum neunten Mal hat der Deutsch-Pennsylvanische Tag an die Auswanderer, deren Nachfahren noch eine Art Pfälzisch sprechen, erinnert. Im Historischen Rathaus in Hochdorf-Assenheim gab es Geschichte, „Schdories“ und Musik.

Wenn Menschen ihre Heimat verlassen, um anderswo eine bessere Zukunft zu suchen, werden sie in Deutschland gern als Wirtschaftsflüchtlinge bezeichnet. Doch es gab mal eine Zeit, in der Deutsche selbst als Fremde in andere Länder auswanderten. Amerika war ihr Ziel. Auch mit der heute gern geforderten Integration waren die Deutschen eher zurückhaltend. Sie blieben unter sich und sprachen ihre Sprache. So kommt es, dass noch heute in Pennsylvania von den Nachfahren das „Pennsylvania Dutch“ gesprochen wird. Dutch kommt von „Deitsch“. Einer, der das noch spricht, ist Bill Meck. Der Deutsch-Pennsylvanische Arbeitskreis (DPAK) hatte den Amerikaner mit deutschem Migrationshintergrund eingeladen. Gastgeber vor Ort war der Kulturverein Hochdorf-Assenheim. „Mer hän kän Trabbel g’hat, herzukumme“, antwortete Meck auf die Frage, ob er eine gute Reise gehabt habe. Typisch für seinen Sprachstil: In seine Sätze schleichen sich immer mal ein paar englische Worte. „Trabbel“ kommt von „Trouble“ und bedeutet Schwierigkeiten. Das „R“ in Mecks Rede klingt amerikanisch eingefärbt, auch das ist in dieser Mundart üblich. Meck ist Nachfahre deutscher Auswanderer in der fünften Generation. Er stammt aus einem kleinen Ort nahe Kutztown oder auf Deitsch: Kutzeschdädtl. Der 63-Jährige erzählt, er habe „Deitsch“ von „Grandma“ und „Granddad“, seinen Großeltern, gelernt. In der Schule habe man nicht Deitsch sprechen dürfen. Wer das tat, galt als dumm, berichtet er. Meck lacht heute darüber: „Isch kann Englisch schwätze, ,Deitsch’ schwätze un’ dumm schwätze.“ Während seine Eltern darauf achteten, dass er Englisch lernte, wurde in seinem sonstigen Umfeld „Deitsch“ gesprochen. „All ebber hot Deitsch g’schwätzt“, sagt er. „Ebber“ für „Jemand“ ist im hiesigen Pfälzisch eher den älteren Mundartsprechern noch bekannt. Mit seiner Frau spreche er auch „Deitsch“, mit den Kindern „als emol“ (manchmal). Aber inzwischen werde auch in der Schule und Bildungseinrichtungen „Deitsch“ angeboten. In seiner Heimat ist Meck unter den Deutschstämmigen sehr bekannt: Er tritt als Geschichtenerzähler auf und „verzehlt Schdories uff ,Deitsch’“. Dabei begleitet ihn seit vielen Jahren sein Freund Leroy Brown, der abwechselnd mit Meck die Geschichten ins Englische übersetzt. Für Musik sorgte die Gruppe „New Paltz“. Deren Leiter, Michael Werner, ist Sprachwissenschaftler und Herausgeber von „Hiwwe wie driwwe“, einer Zeitschrift für „Deitsch“ sprechende in Deutschland und den USA. „Mir lewe uff der Bauerei“ ist ein Lied über den Bauernhof. Von der Kuh bis zur Katze wird jedes Wesen aufgezählt und jedes Mal heißt es „und die (oder der) is deitsch aa“. 41 Familien seien zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert aus Hochdorf-Assenheim in die Neue Welt aufgebrochen, berichtete Monika Schönbucher, die Vorsitzende des Kulturvereins. Nicht alle erreichten das Land ihrer Träume. Die Briten, damals noch Herrscher über ihre amerikanischen Kolonien, ließen nicht alle über den Atlantik. Königin Anne siedelte die protestantischen Pfälzer auch im katholischen Irland an. Laut Schönbucher seien 130 Familien aus der Kurpfalz im Westen der Insel ansässig geworden. Dort bauten sie als Erste in Irland Flachs an. Und weil Pfälzer ja bekanntlich durstig sind, aber Wein dort nicht wächst, erfanden sie den Cider, den Apfelwein – so wenigstens die Legende.

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