Speyer „20 Minuten später war alles leer“

Zeitvertreib für die Speyerer: Grillen statt Livemusik genießen.
Zeitvertreib für die Speyerer: Grillen statt Livemusik genießen.

Als am Freitag eine Terrorwarnung für die Unterbrechung des Festivals „Rock am Ring“ in der Eifel sorgte, weilten auch zahlreiche Pfälzer vor Ort. Darunter: zehn Fans zwischen 20 und fast 50 Jahren aus Speyer, Römerberg und Waldsee mit RHEINPFALZ-Mitarbeiter Timo Konrad (20), der seine Erlebnisse schildert.

185 Euro blätterte jeder von ihnen für eine Eintrittskarte auf den Tisch. Die Vorfreude galt vor allem der Band Rammstein, die am Freitag erstmals seit sieben Jahren überhaupt bei einem solchen Festival auftreten wollte. „Deswegen haben sich die meisten von uns überhaupt eine Karte gekauft“, berichtet Konrad. Doch es kam anders. „Wir wurden nicht richtig abgetastet, nur grob geschaut. Wir haben uns noch gesagt, da kann man ja alles reinbringen“, kommentiert der 20-Jährige die erste Sicherheitsschleuse. Die zweite Kontrolle sei aber strenger gewesen. Die Gruppe aus der Region lauschte am Freitag gerade den Punkrockern von The Broilers, befand sich ziemlich vorne an der Bühne, als der Veranstalter über Monitore, Durchsagen und Organisator Marek Lieberberg persönlich auf der Bühne die fast 100.000 dazu aufforderte, das Gelände zu räumen, geordnet zu den Caravan- und Campingplätzen zurückzukehren. Konrad berichtet: „Es hieß, die Polizei könne eine terroristische Gefahr nicht ausschließen. 20 Minuten später war alles leer.“ Sein Lob gilt dem Sicherheitskonzept des Veranstalters und den Fans: „Alle haben sich daran gehalten, und es verlief sehr ruhig. Das war beeindruckend und nicht selbstverständlich bei so vielen Leuten auf einem Haufen. Die Ordner haben mit offenen Karten gespielt.“ Der Veranstalter habe das Konzert nicht grundlos abgebrochen: „Er ist nicht drumrumgekommen. Das war auch der allgemeine Konsens.“ Als alle wieder vereinigt waren, fielen Steine vom Herzen. Die sofortige Abreise stand laut dem Heiligensteiner kaum zur Debatte: „Ich weiß auch von niemandem, der abreiste. Alle Wohnwagen waren noch da.“ Abwarten hieß die Devise. Und Grillen, Trinken, Geselligkeit. Schon am Samstag kehrte die Konzentration auf die Musik und das Feiern zurück. Am Sonntag überwog bei der Gruppe aus der Region die Freude auf die kalifornischen Metaller von System of a Down und US-Rapper Macklemore. Die Besuche von Rockfestivals lassen sich die Fans aus der Region auch in Zukunft nicht vermiesen, betont Konrad, auch wenn ihnen das Erlebnis Rammstein diesmal „geraubt“ wurde. „Das war das Traurige. Die Ernüchterung war groß.“ Rammstein musste nach der Absage weiter zu „Rock im Park“ aufs Nürnberger Zeppelinfeld.

Mal lax, mal gewissenhaft: Kontrollen am Festival-Zugang.
Mal lax, mal gewissenhaft: Kontrollen am Festival-Zugang.
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