Speyer „Midnight Lady“ leitet Finale ein

Zuverlässiger musikalischer Dienstleister: Chris Norman hat sein Speyerer Publikum fest im Blick.
Zuverlässiger musikalischer Dienstleister: Chris Norman hat sein Speyerer Publikum fest im Blick.

Klarer Fall von richtigem Riecher: Für den 7. Mai 2004 hatte der Speyerer Rockmusikerverein den britischen Sänger Chris Norman verpflichtet. Das Konzert des früheren Frontmanns der Gruppe Smokie in der vollen Halle 101 war ein Erfolg, der nur wenig später vielleicht nicht mehr möglich gewesen wäre.

„Comeback – die große Chance“: So hieß eine Fernsehshow des Senders Pro 7 von Februar bis April 2004. Moderiert von der Österreicherin Arabella Kiesbauer, traten Musiker gegeneinander an, deren Chart-Erfolge schon längere Zeit zurücklagen. In einem Teilnehmerfeld mit Benjamin Boyce von der Boygroup Caught In The Act, der einst von Dieter Bohlen produzierten Sängerin C. C. Catch, US-Rapper Coolio, Euro-Disco-Sänger Haddaway, Limahl (früher bei der Gruppe Kajagoogoo), der Schwedin Emilia, Jazzy vom deutschen Mädchentrio Tic Tac Toe, dem Neue-Deutsche-Welle-Star Markus, den amerikanischen Weather Girls sowie den deutschen Schlagersängern Jürgen Drews und Gunter Gabriel setzte sich Chris Norman beim Publikum durch. Als Preis durfte er ein neues Album mit dem Titel „Break Away“ produzieren und damit auf Tournee gehen. Ob vor dem Hintergrund der damit verbundenen, zumindest kurzzeitig nochmals gewachsenen Popularität Normans ein Konzert in Speyer möglich gewesen wäre, erscheint im Rückblick zumindest fraglich. Doch der Rockmusikerverein hatte die Vereinbarung noch vor Beginn der Fernsehshow unter Dach und Fach gebracht. Die Laufbahn des 1950 in der englischen Grafschaft Yorkshire geborenen Musikers hatte in den frühen 70er Jahren in einer Schülerband begonnen. Als die Songschreiber Nicky Chinn und Mike Chapman die Gruppe unter ihre Fittiche nahmen, kam der Durchbruch. Smokie mit Normans prägend rauchiger Gesangsstimme avancierten zur Erfolgsband. 1982 war Endstation, und Norman, der schon zuvor Solo-Ausflüge absolviert hatte, machte ohne die Kollegen weiter. Sein größter Hit im Alleingang war der von Dieter Bohlen komponierte Titelsong „Midnight Lady“ aus der „Tatort“-Episode „Der Tausch“ mit Götz George als Hauptkommissar Horst Schimanski. In Speyer bildete das Stück die erste Zugabe eines rund 90 Minuten langen Auftritts. Zuvor hatte Chris Norman sich – seinem ausdrücklichen Selbstverständnis gemäß – als zuverlässiger musikalischer Dienstleister präsentiert. Soll heißen: Songs wie „Too Much And Not Enough“ vom damals neuen Album gab es wohl dosiert zwischen vielen eigenen Ohrwürmern und ausgewählten Coverversionen. So spielte Norman etwa den ersten Smokie-Hit „If You Think You Know How To Love Me“ von 1975 im „Unplugged“-Arrangement. „I’ll Meet You At Midnight“ und „Lay Back In The Arms Of Someone“ brachten laut seinerzeitigem RHEINPFALZ-Konzertbericht das Publikum zum Mitsingen. Darüber hinaus gab’s zur Freude der Zuschauer „Summer Of 69“ von Bryan Adams, „My Sharona“ von The Knack und „With A Little Help From My Friends“ in der Joe-Cocker-Fassung samt Urschrei als Norman-Versionen zu hören. Mit seiner Backgroundsängerin Ally präsentierte der Brite in der Halle 101 „Stumblin’ In” – ein Duett, das er 1978 mit seiner Kollegin Suzi Quatro veröffentlicht hatte. Wäre er mal 25 Jahre früher nach Speyer gekommen – dann hätte er es mit Quatro selbst singen können, die am 6. Mai 1979 in der Sporthalle Ost aufgetreten war (wir berichteten in Teil 16 von „Speyer und der Rock’n’Roll“). Heute kann Chris Norman auf fast ein halbes Jahrhundert als Rockmusiker zurückblicken. In einem RHEINPFALZ-Interview sagte er vor kurzem: „Das Musikgeschäft kann sehr brutal sein, deshalb muss man Rückschläge und Enttäuschungen verkraften können. Aber bei mir überwiegen die guten Erfahrungen, weshalb ich das Gefühl habe, es lohnt sich. Ich genieße es sogar sehr, in diesem Beruf tätig zu sein. Ich glaube, dass jede Branche brutal sein kann, nicht nur das Musikgeschäft.“ (wir berichteten auf der Seite „Rock & Pop“) . Kontakt —Jetzt sind Sie gefragt, liebe Leser: Waren Sie bei diesem Konzert dabei? Verbinden Sie eine Erinnerung mit Chris Norman? Und wer sollte Ihrer Meinung nach unbedingt einmal (oder vielleicht auch noch einmal) in Speyer auftreten? —Schreiben Sie uns doch mal unter der E-Mail-Adresse redspe@rheinpfalz.de unter dem Betreff „Rock’n’Roll“ oder auf Facebook. Die spannendsten Beiträge greifen wir im Laufe unserer Serie auf.

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