Speyer Kämpferin für die Gleichberechtigung

Die Historikerin Nikola Müller und die Literaturwissenschaftlerin Isabel Rohner, Herausgeberinnen einer Gesamtausgabe von Hedwig Dohms Werken, haben mit Schauspieler Gerd Voormann als „Hedwig-Dohm-Trio“ ihre Protagonistin in einer „Femmage“ im Historischen Ratssaal in Speyer vorgestellt.

Hedwig Dohm war eine bedeutende Frau – Autorin, scharfzüngige Publizistin und Kämpferin für eine gesellschaftliche und politische Gleichbehandlung beider Geschlechter zu einer Zeit, als eine solche Forderung noch einer Revolution gleich kam. Der Witz, mit dem sie ihr Anliegen trotz allen Kampfes betrieb, muss ansteckend gewesen sein, sonst hätten Nikola Müller und Isabel Rohner aus ihrem Hedwig-Dohm-Abend nicht ein solches Kabarett- und Kabinettstück machen können. Gert Voormann trat hinzu als männliches Nummerngirl, als Frau Schmidt in knallroten Highheels zum dunklen Anzug. Das ist eine Figur aus einem Theaterstück von Hedwig Dohm, in der diese die „brave“ bürgerliche Ehefrau karikierte, die ihren Geschlechtsgenossinnen in den Rücken fällt. Auch war Voormann Darsteller aller männlichen Gegner Hedwig Dohms, die so genau wussten, dass Frauenwahlrecht, höhere Bildung oder gar wirtschaftliche Unabhängigkeit gegen die „Natur des Weibes“ verstoßen. Die Frau sei doch von Gott oder der Natur ausschließlich zum Dienst am Manne oder zur Mutterschaft erschaffen. Hedwig Dohm entlarvte in ihrem Schriften respektlos und scharfzüngig diesen ganzen Humbug als das, was er war – ängstliche Verteidigung von männlichen Machtansprüchen. Sie machte sich damit nicht nur Männer zu Feinden, vielen ihrer Geschlechtsgenossinnen ging das zu weit. Viel zu brav, wollten sie nur um etwas mehr Bildung betteln. Dohm wurde 1831 in Berlin geboren als ältestes Mädchen von 17 Geschwistern. Obwohl blendend intelligent, musste sie mit 15 Jahren die Schule verlassen, um zu Hause im Haushalt und als Kindermädchen ihrer jüngeren Geschwister auf den Ehemann zu warten. Dieser wurde Ernst Dohm, Chefredakteur des Satireblattes „Kladderadatsch“. Er scheint moderner gedacht zu haben. Begierig holte sie Bildung nach, und der Salon der beiden in Berlin war berühmt. Nebenbei bekam sie noch fünf Kinder, über eines wurde sie schließlich die Schwiegergroßmutter von Thomas Mann. In den 1870er-Jahren wurde sie berühmt und bei manchen berüchtigt mit vier Essays zur Stellung der Frau, später folgten Lustspiele, Novellen und Romane. Was Nikola Müller und Isabel Rohner zitierten, wirkte oft wie die entlarvende Stimme des Kindes aus „Des Kaisers neue Kleider“, vor allem kombiniert mit den Zitaten von Nietzsche oder Psychoanalytikern. Aus heutiger Sicht kann man nur staunen, wie lange diese Phrasen von der „Bestimmung des Weibes“ unwidersprochen die geistigen Vorstellungen bestimmten. Gert Voormann tat ein Übriges, lümmelte sich in breitbeinig-männlicher Haltung oder spielte von oben herab den Belehrenden. Die Zuschauer, die meisten, aber nicht alle Frauen, hatten einiges zu lachen. Lesezeichen Die Edition Hedwig Dohm ist erschienen im Berliner Trafo-Verlag, 2006 erschien ein Sammelband „Ausgewählte Texte“.

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