Speyer „Grün erleuchtet“

Am St. Patrick’s Day in Speyer zu Gast: Irland-Kenner Ralf Sotscheck.
Am St. Patrick’s Day in Speyer zu Gast: Irland-Kenner Ralf Sotscheck.

Schafe, grüne Wiesen und schwarz-weiß gescheckte Pferde: Irland ist ein Sehnsuchtsort. Ralf Sotscheck, Autor und Journalist, lebt dort seit vielen Jahren. Für eine Lesung am Samstag, 17. März, 20 Uhr, verlässt er die Insel, um das Festland besuchen: Gemeinsam mit dem Gitarristen Patrick Steinbach gestaltet er im Alten Stadtsaal einen Irland-Abend in der Reihe „Speyer.Lit“. Antonia Kurz hat vorab mit ihm gesprochen.

Viele Grüße nach Irland – wie ist das Wetter?

Grandios. Es ist zwar relativ kalt, aber seit Tagen scheint die Sonne – typisch irisches Wetter also. Und die Tage werden länger. In Speyer auch? Ja, es geht „nauszus“. Muss man Irland gesehen haben, bevor man stirbt? Sollte man, und zwar rechtzeitig – sonst liegt man auf dem Totenbett, und in letzter Sekunde fällt einem vielleicht ein, dass man noch ein schwarzes Bier am Atlantik trinken wollte. Dann ist es dafür zu spät. Weshalb hat die Insel Ihr Leben so geprägt? Ich lebe inzwischen länger in Irland als in Deutschland. Aber geprägt hat mich natürlich auch Berlin, wo ich aufgewachsen bin, wie man immer noch deutlich an meinem Dialekt merkt. Meine Eltern haben vergeblich versucht, mir den auszutreiben. Warum auch? In Bayern käme niemand auf die Idee, den Kindern das Bayerische zu verbieten. In Irland ist es übrigens ganz ähnlich. Dort gilt der Dubliner Dialekt – im Gegensatz zu allen anderen – auch als unfein. Insofern habe ich mich also nicht verbessert. Sie haben mehrere Bücher geschrieben, darunter den „Irland-Verführer“. Welche Insel-Klischees stimmen? Irland hat die weltweit höchste Dichte an Vorurteilen pro Quadratmeter. Man kann das gut in einem Satz zusammenfassen: Rothaarige und sommersprossige Iren sitzen betrunken am Torffeuer und verfassen Werke der Weltliteratur, während es draußen in Strömen regnet. Genau so ist es übrigens. Geht es in den Texten, die Sie lesen, auch um die Geschichte der Insel und die aktuelle Lage? Ich werde vor allem Kolumnen lesen. Aber man kann mir ja am Ende Fragen zur Politik oder zum Brexit, zur Wirtschaft oder zu den irischen Lottozahlen stellen. Ich werde dann versuchen, die Fragen zu beantworten – oder geschickt das Thema wechseln, wenn ich die Antwort nicht weiß. Die Lesung findet am St. Patrick’s Day statt. Was genau wird da gefeiert, und welche Bedeutung hat der Tag für die Menschen? Patrick ist der Schutzpatron Irlands. Er soll die Insel im 5. Jahrhundert eigenhändig christianisiert haben. Sein Todestag, der 17. März, ist ein guter Anlass für ein Gelage. Es beginnt mit Umzügen in vielen Städten Irlands und auch an anderen Orten, wo es irische Auswanderer gibt. In Chicago wird an dem Tag der Fluss eingefärbt, und die irische Tourismusbehörde hat es geschafft, dass überall auf der Welt die Wahrzeichen grün angestrahlt werden, zum Beispiel der Funkturm in Berlin, das Opernhaus in Sydney, die Pyramiden in Ägypten, das Empire State Building in New York, der schiefe Turm von Pisa, das Kolosseum in Rom, das Burgtheater in Wien und so weiter. Ich rechne fest damit, dass auch das Rathaus in Speyer an dem Tag grün erleuchtet wird. Sie wollen auch zwei Kolumnen über Speyer lesen, unter anderem zum „Fluch der Stadt“. Wie passen diese Texte ins Programm? Ich bin ja nicht zum ersten Mal zu einer Lesung in Speyer – und hoffentlich auch nicht zum letzten Mal. Die beiden Kolumnen sind bei früheren Lesungen entstanden, und vielleicht passiert ja diesmal wieder etwas Kurioses, das ich aufschreiben kann. Der Gitarrist Patrick Steinbach wird Sie unterstützen. Spielt er irische Volksmusik? Er kann viel mehr, als nur irische Volksmusik. Aber ich nehme an, dass er am St. Patrick’s Day hauptsächlich Irisches spielen wird. Vielleich überrascht er uns ja auch mit südmongolischen Hochzeitsmärschen, wer weiß? Vorverkauf Eintrittskarten gibt es bei den RHEINPFALZ-Servicepunkten und beim RHEINPFALZ-Ticketservice unter der Telefonnummer 0631 37016618 sowie der Internetadresse www.rheinpfalz.de/ticket.

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