Speyer Farbig, lebendig, monumental

Werke vom Barock bis zur klassischen Moderne verband in eindrucksvollem Vortrag Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald bei seinem Orgelkonzert in der zweiten Geistlichen Abendmusik des Jahres in der Speyerer Gedächtniskirche.

Mochte draußen vor der Tür Sturm „Eberhard“ noch so sehr wüten, in der Gedächtniskirche folgten die Hörer gebannt dem Konzert, das von Steuerwald sehr sinnfällig und in sich stimmig konzipiert war. Auch wenn der Bogen der Werke von Buxtehude bis Hindemith reichte: auch bei den Werken des frühen 20. Jahrhunderts standen barocke Formmodelle im Hintergrund, wenn auch in einer damals zeitgemäßen Ausprägung. Das gilt vor allem für das grandiose Schlussstück des Konzerts: die Passacaglia in a-moll des niederländischen Kirchenmusikers und Komponisten Gerard Bunk, der vor allem in der westfälischen Metropole Dortmund wirkte. Sein Variationenwerk von 1911 nimmt sich ganz offensichtlich Bachs Orgelpassacaglia und Violinchaconne zum Vorbild, weitet sie in Umfang und Klangwucht bis zur Schlussapotheose aber gewaltig aus. Am Ende erscheint das packende und von Jochen Steuerwald mit zwingender Überzeugungskraft gespielte Werk wie ein Anverwandter der spätromantischen Orgelmonumentalwerke von Liszt, Reger oder Reubke. Die immensen Klangmöglichkeiten der Orgel in der Gedächtniskirche nutzte der Landeskirchenmusikdirektor aber nicht erst bei Bunk voll aus. Schon in Dieterich Buxtehudes Magnificat primi toni BuxWV 203 gab er dem Werk eine reizvolle und animierende Farbigkeit im Klang. Und sehr klar angelegt war auch das Choralvorspiel „Ein feste Burg ist unser Gott“ BuxWV 184, ebenfalls von dem lübischen Meister, der übrigens das Genre der Geistlichen Abendmusik, das sein Vorgänger und Schwiegervater Franz Tunder an der dortigen Marienkirche begründet hatte, zu großem und bleibendem Erfolg führte. Bach hätte bekanntlich in diese Reihe eintreten können, doch die dafür notwendige Verehelichung mit einer Buxtehude-Tochter ließ ihn von der Stelle in Lübeck Abstand nehmen. Bei der Speyerer Geistlichen Abendmusik kam Bach aber vor – und das in Gestalt eines seiner großen freien Orgelwerke, Präludium und Fuge e-Moll BWV 548, an das Steuerwald fast ohne Unterbrechung das Choralvorspiel „Da Jesus an dem Kreuze stund“ BWV 621 anfügte. Bei dem großen Werk in e-moll überzeugte das Spiel des Organisten in allen Belangen, nicht zuletzt durch die Wahl sehr lebendiger Zeitmaße. Klanglich sehr apart und transparent in der Faktur spielte er die zweite Orgelsonate von Paul Hindemith.

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