Speyer Ein bodenständiger Freigeist

Der „kleine Prinz“ begleitet Matthias Folz schon ganz lange.
Der »kleine Prinz« begleitet Matthias Folz schon ganz lange.

Als Prinz ist Matthias Folz nicht zur Welt gekommen. Aber etwas von Antoine de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ haftet ihm an. Optisch und im Herzen. Morgen feiert der Leiter des Speyerer Kinder- und Jugendtheaters zur eigenen Verwunderung seinen 60. Geburtstag.

„Unglaublich“, sagt Folz mit Blick auf sein Geburtsdatum. Er fühle die runde Zahl überhaupt nicht. Was er dabei empfinden soll, ist ihm ebenso wenig klar. Weder seine grundsätzlich positiven Einstellungen zum Leben und den Mitmenschen noch sein Kleidungsstil hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert, meint er. Die Lockenpracht sei vielleicht etwas grauer und lichter geworden, räumt Folz ein. Er ist mit sich im Reinen, kann auch Vorteile im fortschreitenden Lebensalter sehen. „Ich muss nicht mehr jeden Kampf kämpfen“, sagt er. Dabei denkt er an die nicht leichte Berufswahl nach dem Abitur 1977 am Gymnasium am Kaiserdom. Zunächst habe der eingeschlagene Weg für seine Eltern beruhigend geregelt ausgesehen. Nach dem Bundeswehrdienst in der Speyerer Kurpfalz-Kaserne hat Folz an der Uni Mainz Deutsch und Erdkunde auf Lehramt studiert. Vier Semester sind daraus geworden. Nach dem ersten Schulpraktikum und der damit verbundenen Konfrontation mit der Realität habe er das Studium abgebrochen und sich für Pädagogik und Psychologie eingeschrieben. Viel Überzeugungsarbeit habe er 1986 geleistet, als er Mutter und Vater seinen Entschluss, sich als Clown und Schauspieler mit dem „Duo Palermo“ selbstständig zu machen, unterbreitet habe. „Um das zu verstehen, haben die Eltern Zeit gebraucht“, erinnert er sich. Unterstützt hätten sie ihn immer, betont Folz. Er habe noch nie eine Stelle erfüllt, die es zuvor bereits gegeben habe, erzählt er. Schauspielschulen habe er niemals von innen gesehen, eine Ausbildung zum Regisseur nicht absolviert. Während der Schulzeit hätte ihn niemand dazu bewegen können, Theater zu spielen, betont er. Der Katholischen Jugend (KJG) St. Josef ist es gelungen. Mit einem Molière-Stück. „Danach gab es kein Halten mehr“: Folz erinnert sich an das selbst verwaltete Jugendzentrum auf dem Kirchengelände, an Kaffee im Stehen für 30 Pfennige auf der Maximilianstraße, an viel behüteten Freiraum in der Kindheit und Jugend. Seit 1990 leitet Folz das Kinder- und Jugendtheater, ist in etliche Rollen geschlüpft und hat unzählige Stücke inszeniert. Seit 1999 ist er „aus Sicherheitsgründen“ zusätzlich halbtags im städtischen Kulturbüro beschäftigt und wirkt da als Bindeglied zwischen Stadt und dem „Verein Alter Stadtsaal“. Er denke darüber nach, einige Verwaltungsaufgaben im Kinder- und Jugendtheater abzugeben, sagt er. Für Regie und Schauspiel gelte das „noch“ nicht. Mit großem Idealismus und vielen Visionen sei er 1990 gestartet. Die „Gründerzeit des Speyerer Kulturbetriebs“ beschreibt er als offen und engagiert. Als bodenständiger Freigeist lebt Folz im Elternhaus in der Speyerer Innenstadt, ist Vater von zwei Töchtern, 17 und 19 Jahre alt. „Hier ist Heimat“, betont er. Hier sind die Freunde, ist Vertrautheit, Hafen. Ideen sammelt er wie andere Leute Briefmarken. „Sie befinden sich alle in einer Kiste bei mir zu Hause“, sagt Folz. Darin habe er auch „Der kleine Prinz“ gefunden und die Biografie des Autors Saint-Exupéry. „Diese Liebesgeschichte begleitet mich“, erzählt er von der Faszination für die Figur, deren Marionette er inzwischen erworben hat. Und die Rechte, das berühmte Stück in einer Version für drei Schauspieler und fünf Bläser auf die Bühne zu bringen. Heute feiert er damit Premiere im Ludwigshafener Jugendzentrum „Das Haus“. Im Juli will er es in Speyer aufführen. „Saint-Exupéry hat in mir Gedanken und Gefühle meiner Kindheit in Bewegung gesetzt“, sagt Folz. Naivität und die daraus resultierende Weisheit habe er sich bewahrt. „Ich glaube, ich habe den kleinen Prinzen erst jetzt wirklich verstanden“, sagt er zu einem weiteren Vorteil langer Lebenserfahrung. „Richtig weg war ich nie“, sagt Folz. Weit fort zu gehen hat er auch nicht vor. „Vielleicht irgendwann etwas näher an die französische Grenze“, überlegt er. Hin und wieder besuche er Bruder Winfried, der als Redakteur im Berliner Büro der RHEINPFALZ arbeitet. „Er kommt zum Geburtstag“, freut sich Folz auf ein schönes Fest. Selbst, wenn sein 60. der Anlass ist.

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