Speyer Ein biblisches Drama

Mit einer Zeichnung von Ferdinand Theodor Hildebrand: der Titel der Erstausgabe des „Elias“ von 1847.
Mit einer Zeichnung von Ferdinand Theodor Hildebrand: der Titel der Erstausgabe des »Elias« von 1847.

Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium „Elias“ erklingt morgen um 17 Uhr in der Gedächtniskirche mit der Speyerer Kantorei unter Robert Sattelberger – vorab ein paar kurze Gedanken zu diesem Werk und seinem Komponisten.

Felix Mendelssohn Bartholdy hat wie kaum ein anderer die Brücke zwischen der Alten Musik und der neueren Zeit geschlagen. Er hat Bachs Matthäus-Passion dem Vergessen entrissen, einige Werke Händels neu gefasst und auf dessen Spuren eigene Oratorien komponiert, den „Paulus“ und den „Elias“. Ein „Christus“ blieb Fragment, aber ein grandioses – schade, dass es so wenig beachtet wird. Überhaupt hat es lange gedauert, bis die Musik Mendelssohns in ihrer Gesamtheit in den Blick genommen wurde. Erst langsam wird uns (wieder) bewusst, welche Tiefe in dieser Musik steckt – von der unleugbaren kompositorischen Meisterschaft ganz abgesehen. Aber die von Wagner ausgehende und von den Nazis auf die Spitze getriebene antisemitische Diffamierung Mendelssohns hat lange nach 1945 noch gewirkt. Dabei muss jedem Hörer schon nach den ersten Takten des „Elias“ mit dem Solo des Propheten klar sein, dass es eine unbedingt originelle und authentische, hoch dramatische und existenzielle Musik ist. Das Oratorium über den alttestamentarischen Propheten malt in Tönen grandiose Bilder und Situationen wie das Regenwunder, den Streit mit den Baalspriestern oder die Erscheinung des Herrn im Windhauch. In seinen großen, erhabenen Chören und den mal leidenschaftlichen, mal innigen Soli steht es aber mindestens ebenso für eine grundlegende Reflexion über die menschliche Existenz und den Bezug zu Gott. Mittlerweile gibt es oft auch Wiedergaben mit alten Instrumenten und in historisch informierter Aufführungspraxis, so war es auch vor einigen Jahren bei einem Konzert zu den Musiktagen im Speyerer Dom. Deshalb als CD-Tipp der Hinweis auf zwei singuläre Einspielungen aus beiden Bereichen: Beim „historischen Elias“ überzeugt besonders Thomas Hengelbrock mit Balthasar-Neumann-Chor und -orchester durch die Verbindung von Klarheit und Kraft; mit großem Chor und modernem Orchester führt kein Weg an der zwingenden Leipziger Aufnahme aus dem Gewandhaus unter Herbert Blomstedt vorbei – zumal mit Christian Gerhaher der besten „Elias’“ unserer Tage singt. Termin Die Aufführung mit der Speyerer Kantorei morgen beginnt um 17 Uhr in der Gedächtniskirche. Es spielt das Heidelberger Kantatenorchester. Die Leitung hat Kirchenmusikdirektor Robert Sattelberger.

x