Speyer Bass erstaunt

Herausragender Solist an der Gitarre: Andy McKee.
Herausragender Solist an der Gitarre: Andy McKee.

Der Auftritt von Andy McKee am Samstagabend in der Heiliggeistkirche kann durchaus als Höhepunkt des Speyerer Gitarrensommers gesehen werden. McKee aus Kansas ist fraglos einer der herausragenden Solisten an der akustischen Gitarre.

In seiner Jugend kam er wie viele zur Gitarre, weil er seinen Idolen aus dem Heavy Metal nacheifern wollte – bis er auf den Fingerstyle-Gitarristen Preston Reed traf und, wie er selbst betonte, eine völlig neue Welt erblickte. Da wird die Gitarre gleichzeitig zum Percussioninstrument. Was man auf diese Weise alles anstellen kann, demonstrierte McKee dem staunenden Publikum bei seiner Version von Totos „Africa“ – an sich keine allzugroße Herausforderung selbst für versierte Amateure an der Klampfe. McKee spielt die Melodie mit links –im engeren Sinne, denn mit der rechten Hand „slapt“ er den Percussionrhythmus dazu auf dem Korpus seines Instruments. Die meisten Kniffe und Tricks waren für das bloße Auge kaum zu erkennen. Am Klang konnte man jedoch hören, welche Saiten er beispielsweise bei seinen gefühlvollen Tappings noch anschlug. Seine Baritongitarre war meist tief gestimmt, was den Akkorden einen rockigen Klang verlieh. Stilistisch variiert sein Spiel zwischen Rock und Pop; Frickeleien um ihrer selbst willen oder Jazz-Improvisationen zeigt McKee nicht. Die Kunstgriffe dienen bei ihm immer der Stimmung des Songs – sei es um die Atmosphäre einzufangen, die ihn bei seinem ersten Besuch am Meer inspirierte, sei es um Glückseligkeit rüberzubringen, beispielsweise bei „She“. Nach eigenem Bekunden ist der Song eine Liebesbezeugung an eine Freundin, die er aus Gründen der musikalischen Wiederverwertbarkeit nicht namentlich nennen wollte, sollte die Beziehung in die Brüche gehen; dann klärte er augenzwinkernd auf, dass es sich um seine jetzige Frau handelt, mit der er glücklich verheiratet ist. Neben der maßangefertigten Baritongitarre brachte er noch ein abstrakteres Ungetüm mit: eine Harp-Guitar. Neben einer herkömmlichen Gitarrenform besitzt der Kasten noch sechs Basssaiten, die wie eine Harfe oberhalb des Gitarrenhalses angebracht sind. Das fügt den Kompositionen eine weitere Ebene hinzu – ästhetisch gesehen oberhalb, akustisch betrachtet unterhalb. Das Publikum in der gut gefüllten Heiliggeistkirche war jedenfalls bass erstaunt über die Vorführung.

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