Pirmasens „Wir sind klein, arm, aber schön“

Aus den kleinen Anfängen in einer ehemaligen Schuhfabrik hat sich ein repräsentativer Campus entwickelt, bilanzierte Dekan Ludwig Peetz die Entwicklung der Hochschule in Pirmasens. Seit 25 Jahren ist die Hochschulausbildung in Pirmasens möglich. Anlass genug, um anlässlich der Absolventenfeier – 92 Absolventen verließen als Bachelor oder Master die Hochschule – in der Festhalle zu feiern und dabei Rückschau zu halten.

Mit 21 Studierenden begann 1989 der Hochschulbetrieb in Pirmasens. Daran erinnerte Achim Weber vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur. Dass daraus eine Hochschule wurde, die mittlerweile 650 Studierende ausweist, die aus 20 Nationen kommen und in zukunftsweisenden Ingenieurbereichen ausgebildet werden – in Chemie-, Kunststoff-, Leder- und Schuhtechnik sowie Textiltechnik, in Logistik und im Bereich Pharmazie - das ist auch der ganz große Verdienst der bisherigen vier Dekane. Das wurde an diesem Abend mehrfach deutlich. Als Amtsinhaber Ludwig Peetz und seine drei Vorgänger Klaus Sommer, Klaus Nieder und Thomas Stumm gemeinsam auf der Bühne in der Festhalle standen, war das ein prägendes Bild für 25 Jahre Hochschulgeschichte in Pirmasens. Gemeinsam mit engagierten Mitstreitern kämpften und kämpfen sie um den Erhalt und den Ausbau der Hochschule. Und haben, wie im Fall von Thomas Stumm, mit ihrem Engagement dazu beigetragen, dass Pirmasens neben der Hochschule ein weiteres Aushängeschild bekommen hat: das Dynamikum, das beliebte Science-Center, erinnerte Weber. Ohne die Hochschule gäbe es das nicht. „Sie haben Kernerarbeit geleistet“, lobte der Pirmasenser Oberbürgermeister Bernhard Matheis das weit über ihren Auftrag hinausreichende Engagement der Dekane und vieler Mitarbeiter an der früheren FH, die heute Hochschule heißt. Dieses Engagement habe die Entwicklung möglich gemacht. „Aus einem kleinen Pflänzchen ist eine 25-jährige gesunde Hochschule entstanden“, resümierte Matheis. In Anspielung auf das bekannte Image der Stadt Berlin, „arm aber sexy“ zu sein, stellte er in Bezug auf den Campus in Pirmasens lachend fest: „Wir sind klein, arm, aber schön.“ Der Campus in Pirmasens ist auch für Konrad Wolf, den Präsidenten der Hochschule Kaiserslautern – Pirmasens ist neben Kaiserslautern und Zweibrücken ein Standort dieser – der schönste der drei Standorte seiner Hochschule. Dass dieser noch schöner wird, dafür sorgt die Stadt Pirmasens. Anlässlich des Jubiläums brachte Matheis ein Geschenk mit: Ein Arzneimittelgarten wird demnächst am Campus angelegt. 25 Jahre Campus Pirmasens, resümierte Wolf, das sei auch 25 Jahre Profilbildung. In Pirmasens gebe es keine Massenstudiengänge, aber Studiengänge mit großer wirtschaftlicher Bedeutung. Das erfahren auch die Absolventen, die auf dem Arbeitsmarkt keine Probleme haben. Eine hervorragende Ausbildung erhalten sie, schrieb Achim Weber den Studenten ins Studienbuch. Es seien keine leichten Studiengänge, sagte Thomas Stumm, der 25 Jahre Hochschulgeschichte in Pirmasens Revue passieren ließ (die RHEINPFALZ berichtete). „Es gibt bequemere Studiengänge als das, was in Pirmasens gelehrt wird“, sagte der frühere Dekan in seiner Festrede. Aber ein Studium in Pirmasens, an diesem Standort, „das prägt den Charakter“, sagte Stumm. Und Charaktere seien gefragt in den Unternehmen. Stumm schaute auch kritisch auf aktuelle Entwicklungen und die Zukunft. Die Entwicklung von der Fachhochschule hin zur Hochschule sei erfreulich. Aber die Forschung gewinne an den Hochschulen immer mehr an Bedeutung. Das sei prinzipiell nicht verkehrt, dabei dürfe aber eines nicht vergessen werden: „Unser Auftrag ist die Berufsausbildung“, sagte Stumm. Die Lehre dürfe an den Hochschulen gegenüber der Forschung nicht ins Hintertreffen geraten. Es sei Auftrag der Hochschulen, die jungen Menschen an die Hochschulen zu bringen, sie dort zu begleiten und in jeder Hinsicht auf das vorzubereiten, was sie danach im Berufsleben erwartet. Hervorragend präpariert sind unter anderem die besten Absolventen dieses Jahrgangs, Yvonne Weber (Chemietechnik) und Christian Köhler (Kunststofftechnik), die ihren Bachelor mit der Note 1,1 abschlossen. Um den Studenten das richtige Rüstzeug für das Berufsleben mitzugeben bedarf es Professoren, denen die Lehre, denen die Studenten wichtig sind und die sich auch mit zukunftsträchtiger Forschung befassen. Es bedarf aber auch der richtigen Infrastruktur. Die steht mittlerweile in Pirmasens. Inklusive Mensa und Wohnheim, über dessen Bau lange diskutiert worden war. Aus finanziellen Gründen. „Rentiert sich das“, war frei übersetzt die Frage, die lange hinter dieser Investition stand, die getätigt wurde, nachdem die 200er-Marke bei den Studierendenzahlen übersprungen worden war. Mit ja, kann sie beantwortet werden. Das Wohnheim ist bekanntlich ausgebucht. „Es hätte also sogar noch größer werden können“, merkte Konrad Wolf schmunzelnd an. Dass die Infrastruktur stimmt, die Studierenden die Möglichkeit bekommen Erfahrungen im Ausland zu sammeln oder ausländische Studierende nach Pirmasens kommen, daran haben auch die Unternehmen in der Region, der Freundeskreis der Fachhochschule - die Institution hat ihren Namen nach der Namensänderung der Hochschule noch nicht geändert – großen Anteil, lobten die Festredner. (add)

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