Pirmasens Wenn der Kick zur schönen Nebensache wird

Münchweiler. Das war tatsächlich „mehr als Fußball“, was den 500 Zuschauern am Donnerstagabend auf der Rasensportanlage auf dem Langenberg in Münchweiler beim Aufeinandertreffen der mit Prominenten gespickten Lotto-Elf und der Ü40-Auswahl des FC Münchweiler geboten wurde. Die Partie endete mit 5:1 für die Lotto-Elf.

Es gab Weltmeister, Europameister, Fußballer, die schon alles erlebt haben, zum Anfassen, zum Ablichten, zum Autogramme schreiben, zum freundschaftlich lockeren Gespräch. Angesichts der Tatsache, dass Edeltraud Schwarz von der Kinderkrebshilfe in Pirmasens einen Scheck in Höhe von 11.000 Euro entgegen nehmen konnte, geriet der feine Kick auf dem Rasen, der 5:1 (4:0) für die Lotto-Elf endete, zur angenehmen Nebensache. „Sehen sie zum Beispiel den Marco Reich. Den kenne ich schon seit er in der Jugend Südwestauswahl gespielt hat. Bei einer Gelegenheit wie heute können die Zuschauer jemandem, unabhängig davon, ob er einmal Nationalspieler war oder Bundesligaspieler, hautnah begegnen und sich ungezwungen mit ihm unterhalten“, sagte Hans-Dieter Drewitz, der Präsident des Südwestdeutschen Fußballverbandes. Jochen Knerr und „Seppl“ Schilder aus Winzeln etwa waren gekommen, um Wolfgang Overath einmal live zu sehen. „Der hat jo käh Gramm Fett an sich“, stellte Schilder fest, dass sein Idol aus längst vergangenen Fußballzeiten mit 72 Jahren immer noch so einläuft wie zu seinen Glanzzeiten beim 1. FC Köln. Der Weltmeister von 1974 traf zehn Minuten vor Spielbeginn am Langenberg ein, ging schnurstracks in die Kabine, streifte sich die Nummer zehn über und war pünktlich zum Anpfiff auf dem Rasen. Bei 36 Grad Hitze reichte ein bisschen stretchen und dehnen. Welch eine Auswechselbank. Da saß der heute 83-jährige Weltmeister von 1954, Horst Eckel, neben „der Walz aus de Palz“, dem 59-jährigen Hans-Peter Briegel, der von 1975 bis 1984 mit dem 1. FC Kaiserslautern in der Ersten Bundesliga gespielt hat und dann mit Hellas Verona italienischer Meister geworden war. „Fußball geht bei mir leider nicht mehr. Die Achillessehne macht nicht mehr mit“, war der Europameister von 1980 aus Rodenbach leise und bescheiden unterwegs wie eh und je. Zwischen Fotos und Autogrammen mit Zuschauerinnen und Kindern verriet er auch, wie er seine Figur hält. „Ich gehe viermal die Woche joggen. So eine Stunde. Das macht mir viel Spaß“, sagte er lächelnd. Der Cantz, der kann’s. Comedian und „Verstehen sie Spaß“-Moderator Guido Cantz zeigte auf dem Platz, dass er ein guter und noch fitter Fußballer ist. Doch kaum ruhte das Spiel, forderten ihn seine Fans. Foto hier, Foto da und noch ein Autogramm. Egal ob auf Papier oder T-Shirt. Vor allem bei den weiblichen Fans war er der „meist geforderte“ Star des Abends. Und das immer mit einem Gag auf „Kölsch“. Beim ersten Anlauf für diese Partie hatte es in Strömen geregnet. Da siegte die Lotto-Elf mit 13:3. Das Ziel von Matthias Belzer, dem Vorsitzenden des FC Münchweiler, war es, das Ergebnis zu halbieren. Das hatte sich die FCM-Ü40 auch zu Herzen genommen. Das Team mit Kickern aus Rodalben, Clausen, Merzalben, Leimen und Münchweiler stand in der Abwehr sehr gut, ließ gegen die ehemaligen Kicker-Größen nicht viel zu. Rainer Lechtenfeld, ehemaliger Bürgermeister von Merzalben, hatte seine Freude am technisch feinen Fußball. „Wie die den Ball laufen lassen. Das ist einfach schön anzusehen. Der Overath spielt immer noch feine Pässe, ob mit links oder rechts, ob mit Innenseite oder Außenriss“, begeisterte er sich. Bis zur Pause hatte die Lotto-Elf ein 4:0 vorgelegt. Alexander Löbe und Peter Peschel hatten je zweimal getroffen. Auffälligster und agilster Spieler auf dem Platz war Dariusz Wosz der vor der Partie noch ein Schnuppertraining für die Kinder angeboten hatte. Peschel auf Marco Reich – 5:0. Andrzej Rudy scheiterte am Pfosten und seinen Nachschuss lenkte FCM-Keeper Oliver Orth artistisch im Fallen mit dem Fuß über die Latte. Applaus. Der wurde nur noch getoppt, als kurz vor Spielende Mike Brückner mit einer feinen Einzelleistung für die Münchweilerer das 5:1 erzielte. FCM-Spieler Thomas Schuster beim Vitamine-Essen nach dem Spiel: „Das war für uns alle eine riesen Sache, einmal gegen diese Fußballgrößen zu spielen. Besonders aber weil es für einen wohltätigen Zweck war.“ Beim Auslauf der Kicker dröhnte es aus dem Lautsprecher: „Kölle alaaf, alaaf - Kölle alaaf!“ So spielten sie FC Münchweiler Ü40: Matthias Behr, Oliver Orth - Hanno Juner, Wolfgang Göller, Peter Kolonierat, Stefan Eichenlaub, Thomas Schuster, Gerhard Wollner, Christian Bode, Heiko Lelle, Harald und Rainer Wadle, Martin Stuppy, Mike Brückner, Albert Gomille, Marco Hüther Lotto-Elf: Peter Auer, Tomasz Waldoch - Guido Cantz, Andrzej Rudy, Roger Lutz, Alexander Löbe, Michael und Stefan Kuntz, Stephan Engels, Peter Peschel, Wolfgang Overath, Mathias Abel, Jürgen Häfner, Dariusz Wosz, Marco Reich, Evangelos Nessos.

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