Pirmasens Von Woche zu Woche:

Vertraut man der Schwarmintelligenz, dann geht es völlig in Ordnung, dass mit Geld der Rheinberger-Stiftung – es handelt sich um 80.000 Euro – die Stelle der pädagogischen Fachkraft im Kulturforum Alte Post bezahlt wird. Schwarmintelligenz, das ist in diesem Fall der gesammelte kommunalpolitische Sachverstand des Hauptausschusses des Stadtrats, von links über die Mitte bis rechts. In eben diesem Ausschuss wurde am Montag besagte Spende kommentarlos, ohne zu murren und ohne Einwand zur Kenntnis genommen. Am Schwarm prüft sich gelegentlich auch der Journalist. Wenn die Stadträte keine Einwände haben, ist das eigene schlechte Gefühl dann nicht fehl am Platz? Aber das Bauchgrimmen ist nun mal da. Mit der Spende einer gemeinnützigen Stiftung sollte nämlich anderes erreicht werden, als eine Stelle in einem Kulturpalast zu finanzieren. Mit den 80.000 Euro könnte, mit Verlaub, in der Stadt Pirmasens Wichtigeres bewirkt werden. Für ganz kurze Zeit froren am Dienstagmittag die Gesichtsmuskeln ein. Gerade hatte die Redaktion eine Pressemitteilung mit der Nachricht erreicht, dass das Ärzte- und Therapiezentrum am Eingang zur Messe nächsten Mittwoch Richtfest feiert. Aber mit keinem Wort wurde Walter Krämer erwähnt, der Mann, der mit seiner privaten Investition nach Jahren des Herumirrens das „Medicenter Pirmasens“ endlich auf den richtigen Weg gebracht hatte. Gibt es da ein Zerwürfnis? Ein Anruf bei der Presseagentur, die den Text verbreitet hatte, brachte Klarheit: Nein, alles ist im Lot. Die Einladung zum Richtfest hätten die künftigen Mieter ausgesprochen, Krämer und die übrigen Gesellschafter des Zentrums wollten im Hintergrund bleiben. Also haben sich die Gesichtsmuskeln wieder entspannt. Entspannt war übrigens auch der Pirmasenser Orthopäde Frank Fasco, obwohl die Bauarbeiten in der früheren Messehalle längst nicht mehr im Zeitplan liegen. Das sei kein Beinbruch. Stimmt. Wer so lange auf die Realisierung seiner Vision gewartet hat, für den spielen am Ende ein paar Monate mehr oder weniger keine Rolle mehr. In den vergangenen Wochen und Monaten hatten ungewöhnlich viele Pirmasenser die Strapazen einer Reise nach Zweibrücken auf sich genommen, um dort vorm Landgericht den sogenannten Haschischprozess mitzuverfolgen. Angeklagt ist eine Pirmasenser Familie. Was die Pirmasenser in Zweibrücken so nebenbei erlebten: An sonnigen Tagen nahmen auf dem nahen Hallplatz, eine Gehminute vom Gericht entfernt, Hunderte von Menschen das gastronomische Angebot an. Das Ganze hat schon südländisches Flair. Man wünschte sich, dass so etwas auf dem Schlossplatz in Pirmasens auch einmal möglich sein wird. Während Kreispolitiker in der Südpfalz am Phantom Transitsperre auf der B 10 festhalten, hat in dieser Woche der Hauptgeschäftsführer der IHK Saar, Volker Giersch, ein ganz anderes Fass aufgemacht. Er sieht das Nachtfahrverbot auf der B 10 als Hypothek für den Standort Saarland. „Im Interesse der zahlreichen saarländischen Automobilzulieferer, die auf einen kostengünstigen Transportweg in den süddeutschen Raum angewiesen sind, brauchen wir hier rasch eine Rückkehr zu pauschalen Ausnahmeregelungen, wie sie bis 2010 in Kraft waren“, forderte Giersch. Er will mehr statt weniger Lkw-Verkehr auf der B 10. Giersch sieht, was der Grüne Fred Konrad nicht sehen wollte: dass die Mehrzahl der Brummifahrer aus Richtung Saarland oder Frankreich anrollt und den Weg über Zweibrücken und Pirmasens nach Landau nimmt. Deutlich geringer ist die Zahl der Lastwagen, die über die A 62 kommen und über die B 10 nach Landau und weiter nach Karlsruhe fahren. Konrad hatte argumentiert, wer vom Kreuz Landstuhl bis zur Anschlussstelle Landau den Weg über das Kreuz Frankenthal statt über die B 10 wähle, fahre nur einen Umweg von 35 Kilometern. Das müsste den Lkw-Fahrern zuzumuten sein. Das mag sein. Aber Konrads Rechnung funktioniert dann nicht mehr, wenn er auch die Lastwagen aus dem Saarland über das Kreuz Frankenthal nach Landau und weiter schicken will. Das belegt der einfache Test mit einem Routenplaner: Der zeigt für die Strecke von Saarbrücken über Pirmasens bis Landau rund 107 Kilometer an. Geht die Reise über Frankenthal nach Landau, sind es gleich 161 Kilometer. Ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist das nicht.

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