Pirmasens Von der Gymnastikmatte auf den Regiestuhl

„Wenn man keine Träume und Ziele mehr hat, kann man aufhören zu leben“, sagt die ehemalige Deutsche Meisterin und Olympia-Teilnehmerin in der Rhythmischen Sportgymnastik, Marion Rothhaar. Einige Träume hat sich die 42-jährige Maßweilerin erfüllt. Heute lebt sie teils in der Schweiz, teils in Maßweiler und arbeitet als Regisseurin.

Bereits mit 14 Jahren verließ Marion Rothhaar ihr Elternhaus in der Fabrikstraße in Maßweiler, um eine Karriere in der Rhythmischen Sportgymnastik zu starten. Ihre Reise führte nach Nordrhein-Westfalen zum Topverein TV Wattenscheid, wo sie bei Bundestrainerin Medilanski trainierte und bei einem sportbegeisterten Ehepaar wohnte. Von da an feierte die ehemalige Schülerin des Zweibrücker Hofenfels-Gymnasiums etliche Erfolge. Sie wurde mehrfach Deutsche Meisterin und qualifizierte sich für die Olympischen Spielen 1988 in Seoul, wo sie Rang 19 belegte. Beachtlich, wenn man bedenkt, dass sie ihre Sportwahl lediglich dem Umstand zu verdanken hat, dass es „in Maßweiler nichts anderes gab – abgesehen von Fußball“. Ihr Rücken habe etwas gelitten unter dem Leistungssport, „denn für die Wirbelsäule ist diese Sportart natürlich nicht gut“, sagt Marion Rothhaar. Positiver war die Tatsache, dass sie durch ihren Sport sehr viel von der Welt gesehen hat. „Mir war im Dorf immer ein wenig langweilig, ich wollte mehr erleben. Natürlich hatte ich auch Heimweh, aber das habe ich nicht gezeigt“, erzählt die ehemalige Top-Gymnastin. Ein Erlebnis aus ihrer aktiven Zeit, das sie nie vergessen werde und sie heute noch zum Lachen bringe, trug sich in Japan zu: Die Südwestpfälzerin und ihre Mitstreiterinnen sollten der Reihe nach auf die Fläche vors Publikum treten und jeweils einen Satz auf Japanisch sagen. Sie erinnert sich noch genau, dass sie „Es gefällt mir, in Japan zu sein“ sagen sollte, und eigentlich hatte sie ihren Satz auch gelernt. „Aber als ich vor den ganzen Leuten stand, war ich so aufgeregt, dass ich scheinbar etwas anderes gesagt habe, denn alle im Publikum waren amüsiert und haben gelacht“, erinnert sich Marion Rothhaar und fügt lächelnd hinzu: „Ich weiß bis jetzt nicht, was ich eigentlich gesagt habe.“ Heute lebt sie mit ihrer zweieinhalbjährigen Tochter und ihrem Lebensgefährten sowohl in der Schweiz als auch in Maßweiler. „Da ich berufsbedingt oft unterwegs bin, passt meine Mutter auf die Kleine auf“, erzählt Rothhaar. Sie ist als Regisseurin und Dramaturgin für Theater tätig und erhält europaweite Engagements. Demnächst sei sie wieder in Frankreich, aber auch an Theaterhäusern in Luxemburg, Österreich und der Schweiz ist sie beschäftigt. Den Beruf als Regisseurin habe sie auch unter einem bestimmten Aspekt gewählt: „Ich wollte nicht im Rampenlicht stehen wie beispielsweise ein Schauspieler. Ich mochte es auch während meiner sportlich aktiven Zeit nicht besonders, so im Mittelpunkt zu stehen. Aber mir hat die Rhythmische Sportgymnastik sehr viel Spaß gemacht, und das Rampenlicht war eben eine Begleiterscheinung, die dazugehörte.“ Neben ihrem Studium der Germanistik und Theaterwissenschaften in Bochum und Saarbrücken hat Marion Rothhaar auch eine Weiterbildung zur Rundfunkredakteurin absolviert. Sportlich gesehen hat sie sich auch in eine ganz andere Richtung bewegt. Mit ungefähr 20 Jahren erwarb sie zwar den Trainerschein für Rhythmische Sportgymnastik (C-Lizenz) und arbeitete auch zeitweise in Bochum als Trainerin, allerdings habe ihr das keinen Spaß bereitet. „Wenn man das als Breitensport betreibt und die Schüler nach jedem Wettkampf traurig sind, weil sie keinen Erfolg hatten – da sie es auch nicht auf professioneller Ebene betreiben können –, dann findet man keine Freude daran“, erläutert Marion Rothhaar, wieso sie sich ganz von der Sportgymnastik verabschiedet hat. Mittlerweile hat sie ihre sportlichen Tätigkeiten aufs Schwimmen, Joggen und Wandern verlagert. Sollte ihre Tochter dem Vorbild der Mutter einmal nacheifern wollen, würde sie ihr die volle Unterstützung gewähren – allerdings sollte die Tochter nicht unbedingt so früh das Elternhaus verlassen wie sie selbst. Rückblickend auf die damalige Zeit als Sportlerin würde Marion Rothhaar sich mehr Autonomie wünschen: „Man ist nur ein Rädchen im Getriebe, muss funktionieren wie eine Maschine“, bedauert sie. Als Kind habe sie diesen Umstand allerdings nicht richtig einschätzen können. Und trotzdem würde sie denselben Weg wieder gehen, „denn es war eine schöne Zeit mit tollen Erfahrungen“.

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