Pirmasens Tore, Träume, Temperamente:

„Auf, mir gehn runner!“, rief am Sonntag der Trainer des SV Rot-Weiß Pirmasens, Ralf Friedewald, zu seiner Mannschaft, als 65 Minuten in der B-Klasse-Partie beim SC Busenberg gespielt waren. Und seine Fußballer taten das, zu dem er aufgefordert hatte. Die nach drei Platzverweisen nur noch acht Rot-Weiß-Kicker stellten ihre Teilnahme an dem Match ein und gingen in die Umkleidekabine. „Ich habe die Spieler vom Platz geholt, weil ich sonst nächste Woche keine Spieler mehr gehabt hätte“, begründete Friedewald seine Maßnahme. Dabei hatte nur Marcus Herrlich Rot gesehen, was mindestens ein Spiel Sperre zur Folge hat. Matthias Münch und Martin Behljulji wurden mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen, was im Amateurfußball keine Sperre nach sich zieht. Friedewalds Unmut richtete sich gegen Schiedsrichter Alexander Seiberth aus Zweibrücken, der „jedes Ding gegen uns gepfiffen“ habe. Dabei sei der stellvertretende Kreis-Schiedsrichterobmann sonst „ein guter Schiedsrichter“, wie der Rot-Weiß-Coach sagt. Jedoch nicht am Sonntag. Da habe Seiberth „einseitig“ gepfiffen. Friedewald vermutet einen Zusammenhang mit der Drohung seines Vereins vor Saisonbeginn, einen Rechtsanwalt einzuschalten, sollte sein Team als C-Klasse-Meister in die B-Klasse West statt in die B-Klasse Ost eingruppiert werden. In Busenberg führte Rot-Weiß durch Tore von Marcus Herrlich und Dennis Lorscheider mit 1:0 und 2:1. Als die Partie nach 65 Minuten abgebrochen wurde, lag der Gast mit 2:3 hinten. Dabei sei der Busenberger Führungstreffer in der 60. Minute „aus klarer Abseitsposition heraus“ erzielt worden, wie Friedewald beklagt. Jedoch kreide er dieses Tor dem Schiedsrichter nicht an, weil dieser es ohne Linienrichter in Abseitsfragen schwer habe. Nachdem Münch bereits in der ersten Halbzeit Gelb-Rot gesehen hatte, wurde Marcus Herrlich zu Beginn der zweiten Hälfte ausgeschlossen. Friedewald: „Dabei hat er nur den Schiedsrichter gefragt, ob das jetzt kein Foul war.“ Der Trainer selbst war von Seiberth bereits hinter die Barriere geschickt worden. Als dann das 3:2 gefallen war und Martin Behljulji kurz darauf ebenfalls von Platz geschickt worden war, stellten die Rot-Weißen ihre Teilnahme am Spiel ein. „Meine Spieler und der Schiedsrichter sind noch auf dem Platz geblieben“, berichtet Busenbergs Trainer Manfred Lämmel. Seiberth habe vorgeschlagen, dass er und SCB-Kapitän Volker Bohrer gemeinsam in die Umkleide der Rot-Weißen gehen, um diese zu bitten, die Partie fortzusetzen. Noch bevor sich Seiberth und Bohrer auf den Weg gemacht hätten, sei ein Verantwortlicher der Pirmasenser zu ihnen gekommen und habe deutlich erklärt, dass sie nicht mehr mitspielen möchten. Daraufhin brach Seiberth die Partie ab. Nach Lämmels Worten sei die Partie nicht von überdurchschnittlich vielen Fouls geprägt gewesen. Seiberth sei ein hervorragender Leiter der Partie gewesen. Die Gästespieler hätten es sich selbst zuzuschreiben, dass sie des Feldes verwiesen worden seien, weil sie permanent verbal „nachgeäfft“ hätten und Schiedsrichterentscheidungen unter anderem durch Klatschen kommentierten. Seiberth habe keine andere Wahl gehabt, wollte er seine Autorität nicht untergraben lassen. Die Platzverweise seien stets nach dem gleichen Schema abgelaufen. „Es gab ein Foul, das mit Gelb geahndet wurde“ und danach seien die Reaktionen der Gästespieler mit Platzverweis geahndet worden. Der TuS Erfweiler ist weiterhin die Nummer eins im deutschen Fußball. Kein Herrenteam vom Bodensee bis zur Nordsee hat in der gerade begonnenen Saison 2015/16 so viele Punktspieltore geschossen wie die Kicker aus dem Wasgaudorf in der C-Klasse Pirmasens/Zweibrücken Ost. Auf 41 haben es Kevin Pfeffer und Kollegen in drei Spielen gepackt. Das sind immerhin sechs als die SGH Rinzenberg II (B-Klasse Birkenfeld West) auf Rang zwei und elf mehr als der Dritte, die FTG Pfungstadt, die allerdings ihre 30 Tore in erst einem Spiel der Kreisliga B Darmstadt erzielt hat. Der TuS sollte sich seine nationale Pole Position genießen, denn wie lange Grün-Weiß Pirmasens, gegen das Erfweiler allein 30 Tore erzielt hatte, noch durchhält, bleibt abzuwarten. Ihr Spiel am vergangenen Sonntag in Lemberg haben die Grün-Weißen schon mal abgesagt. Und wenn Grün-Weiß abmeldet, werden die 30 Tore aus der Wertung genommen und Erfweiler wäre wieder nur eine graue C-Klassen-Maus.

x