Wochenendkolumne Sorgenkind Fußgängerzone

angst kopie

A-Lage oder Tabu-Bereich?

In welcher Welt leben wir eigentlich, wenn sich Bürger nicht wohl dabei fühlen, durch die Pirmasenser Fußgängerzone zu laufen? Eine nennenswerte Anzahl der Teilnehmer an einer Umfrage des Kriminalpräventiven Rates hat das zu Protokoll gegeben. Wenngleich es natürlich auch Bürger gibt, die kein Problem damit haben, durch die Fußgängerzone zu flanieren, muss doch festgehalten werden, dass es nicht um irgendwelche dunkle Ecken im bisweilen zu Unrecht verrufenen Winzler Viertel oder sonstige Schmuddelpassagen geht, sondern um die zentrale Innenstadt. Die sogenannte A-Lage.

Offenbar treffen hier unterschiedliche Kulturen aufeinander. Wer durch die Fußgängerzone läuft, trifft auf andere Menschen. Die sehen teilweise anders aus als der durchschnittliche Pirmasenser und sprechen nicht immer den hiesigen Dialekt oder die deutsche Sprache. Durch dieses Auftreten – so interpretiert der Kriminalpräventive Rat das Umfrageergebnis – fühlen sich Bürger verunsichert. Rein faktisch haben aber weder Polizei noch Ordnungsamt in der Fußgängerzone vermehrt kriminelle Aktivitäten festgestellt.

Die Verantwortlichen beim Ordnungsamt und der Polizei wollen nun unter anderem mit Sozialarbeitern auf die Personengruppen zugehen und ihnen hierzulande übliche Verhaltensweisen näherbringen und ihnen vermitteln, wie sie auf Passanten wirken.

Totschweigen oder angehen?

Von den Umfrageteilnehmer kam der Ruf nach mehr Kontrollen und mehr Präsenz von Polizei und Ordnungsamt. Auf den ersten Blick wirkt das nachvollziehbar und mag das Sicherheitsempfinden steigern. Aber faktisch ist die Fußgängerzone ein öffentlicher Raum, in dem sich alle Menschen aufhalten dürfen. Auch in Gruppen. Auch ohne Bärmesenser Dialekt. Auch ohne deutschen Pass. Nicht wenige kommen in die Innenstadt, um Landsleute zu treffen. Hier können sie kostenloses Internet nutzen, während sie vielleicht kein Geld für einen Internetanschluss in der eigenen Wohnung haben. Ein Aspekt, der schnell vergessen wird.

Die Pirmasenser Fußgängerzone entwickelt sich langsam, aber sicher zum städtischen Sorgenkind. Nicht nur, dass der stationäre Einzelhandel kämpft und sich mehr und mehr Geschäfte verabschieden. Jetzt wird erstmals öffentlich bekannt, dass sich Bürger hier auch noch unsicher fühlen.

Interessanterweise wurde dieser Punkt bislang politisch noch nicht diskutiert, obwohl er im Rathaus bekannt ist. Will die Stadtspitze hier ein unangenehmes Phänomen totschweigen? Oder liegt es daran, dass dieses Problem nicht einfach dem Bund oder dem Land in die Schuhe geschoben werden kann? Bei dieser Strategie braucht sich niemand zu wundern, wenn die braunen Rattenfänger das Thema im aufziehenden Kommunalwahlkampf für ihre Zwecke nutzen.

Die Reihen sind geschlossen

Am Donnerstag trafen erstmals seit vielen Jahren Gegner und Befürworter des B10-Ausbaus in Annweiler aufeinander. Getrennt von einer viel befahrenen Straße streckten sie ihre mehr oder weniger fantasievoll gestalteten Plakate und Fähnchen in die Luft. Viel mehr passierte dort eigentlich nicht. Schade. Dieses Treffen hätte ja durchaus zum Dialog genutzt werden können. Befürworter und Gegner hätten im offenen Austausch der Argumente miteinander ins Gespräch kommen können.

Wahrscheinlich war das nicht zu erwarten. Die Fronten sind viel zu verhärtet. Seit Jahren, wenn nicht sogar seit Jahrzehnten. Die ständige Auseinandersetzung sollte doch eigentlich die prominenten Kontrahenten irgendwann einmal ermüden – zumal die meisten von ihnen schon jenseits des Rentenalters sind. Aber davon war nichts zu bemerken. Kampfeslustig wie eh und je gaben die Protagonisten den Journalisten Interviews und stellten einmal mehr ihre Sicht der Dinge dar. Letztlich völlig unbeeindruckt davon zeigte sich das MAB-Komitee, das über den Biosphärenstatus für den Pfälzerwald entscheidet. Den Damen und Herren sind schließlich die Argumente der beiden Seiten und die Bauvorhaben an der B10 bestens bekannt. Das Biosphärensiegel wurde in voller Kenntnis dessen für weitere zehn Jahre verliehen. Auch das war vorher bekannt. Die Ausbaugegner, die zuerst zur Demonstration eingeladen haben, müssen sich fragen, ob der Protest an dieser Stelle und zu diesem Anlass gerechtfertigt war oder letztlich doch nur Show. So oder so: Einen wirklichen Erfolg kann keine der beiden Seiten für sich verbuchen – außer, dass die Reihen einmal mehr geschlossen wurden.

Unnötige Peinlichkeiten

Beiden Parteien unterliefen bei der Demonstration Peinlichkeiten, die nicht notwendig gewesen wären. Weil die Ausbaugegner nicht angemeldet hatten, dass sie ein Mikrofon benutzen wollen, wurde ihnen das vor Ort kurzerhand untersagt. Das hatte zur Folge, dass niemand so recht verstand, was die Redner eigentlich vortrugen. Ähnlich skurril ist, dass die Ausbaubefürworter extra mit einem Bus aus Pirmasens anreisten, den aber letztlich nur 13 Personen nutzten. Die hätten problemlos in Privatautos fahren können. Ich bin mir sicher, beide Seiten haben aus diesen Vorfällen gelernt. Hoffentlich. Die nächste Demo kommt bestimmt. Es ist nur eine Frage der Zeit.

Viele Bürger fühlen sich in der Fußgängerzone unsicher.

Wie sicher ist Pirmasens?

Seit der Kriminalpräventive Rat eine Umfrage zur Sicherheit in Pirmasens gestartet hat, vergeht kaum eine Woche, in dem das Thema nicht diskutiert wird. Alle Artikel zum Thema finden Sie auf unserer Themenseite "Wie sicher ist Pirmasens?".

An dieser Stelle finden Sie Umfragen von Opinary.

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