Pirmasens Rüpelnde Fans verderben den Spaß an der Musik

Etwa 150 Deutschrock-Fans fanden bei hochsommerlichen Temperaturen den Weg in den Pirmasenser Musikclub Quasimodo, um sich die Band „Unantastbar“ anzusehen. Entgegen der Ankündigung auf diversen Webseiten war am Samstag als Vorgruppe nicht „Saturday’s Heroes“ aus Schweden, sondern die fünfköpfige Band „Enorm“ aus Berlin am Start.

„Enorm“ hat bislang vier Alben veröffentlicht und verkörpert, ebenso wie „Unantastbar“, die nun schon seit etlichen Jahren enorm populäre Deutschrockszene der Marke „Frei.Wild“, „Krawallbrüder“, „Kneipenterroristen“ oder der wiedervereinigten „Böhse Onkelz“. Im Gegensatz zu den genannten Formationen hat „Enorm“ jedoch auch einen guten Schuss Punk in ihren Sound integriert. Das brandneue Album „Zur Hölle und zurück“ erscheint zwar erst am 13. Juni, aber mit den Songs „Viele Jahre“, „Scheinwelt“, „Bauer“ sowie „Ihr helft uns auf“ wurden bereits vier Songs vorgestellt, die sich gut in den Kontext des etwa 60-minütigen Konzerts einreihten, ohne jedoch dem aufgelisteten Genre-Triumvirat gefährlich werden zu können. Dazu ist „Enorm“ einfach noch zu bieder und im Songwriting nicht stark genug. „Unantastbar“ aus Südtirol zog danach fast alle Fans direkt vor die Bühne. Bereits nach einem gespielten Song bildete sich ein so genannter Circle-Pit, das heißt dutzende Fans rempeln sich an oder rennen sich absichtlich über den Haufen. Das hat nichts mehr mit Spaß an der Musik zu tun, sondern ist für Unbeteiligte, die lediglich in Ruhe die Musik und die Show erleben wollen, nicht ungefährlich. Zum Glück war in der Halle genügend Platz, um diesen Fans aus dem Weg zu gehen. Musikalisch zeigte „Unantastbar“ schon, dass man „Enorm“ einiges voraus hat. Aber von der Genre-Spitze ist man ebenfalls weit entfernt, denn dazu sind die Songs zu gleichförmig, monoton und es fehlen die Ausreißer nach oben, also Songs, die im Ohr hängen bleiben und deren Refrains dem Besucher noch auf dem Nachhauseweg durch den Kopf schwirren. Auch ist der von Kopf bis Fuß tätowierte Frontmann Joachim Bergmeister stimmlich zu limitiert. Andererseits sind die Südtiroler instrumental ordentlich aufgestellt. Der Sound war druckvoll und angemessen laut. Vom neuen Album „Fluch & Segen“ spielte „Unantastbar“ sechs Songs und die Fans dankten es der Band mit enthusiastischem Gegröle und viel Applaus. In den Texten des Quintetts geht es, wie im Genre üblich, um Kumpels, Saufen, Sex und Rebellion gegen Politik und Establishment. Der Zugabeblock mit den Liedern „Rebellion“, „Für immer mein“ und „Zusammen“ mobilisierte dann die letzten Kräfte der Anwesenden im brütend heißen Quasimodo und ließ letztendlich eine zufriedene und ausgelaugte Anhängerschaft zurück. Letztendlich sorgte dieses Konzert für ein zwiespältiges Fazit. Einerseits kann man beiden Bands Spielfreude, Fannähe und Engagement nicht absprechen, andererseits ist das allgegenwärtige rücksichtslose Verhalten einiger Besucher bei Konzerten dieser Art unangemessen. Sie stören und belästigen die Besucher, die nur wegen der Musik gekommen sind und diese genießen wollen, ohne ständig in der Gefahr zu sein, brutal angerempelt zu werden.

x