Pirmasens „Niemand trifft so den Nerv der Kinder“

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Bezirkskantor Maurice Antoine Croissant und Musikerzieher Volker Christ haben mit der Kinderkantorei Pirmasens und „Kantileni“, dem Chor der Klassen sechs bis sieben des Immanuel-Kant-Gymnasiums, und einem Musicalorchester das Criminal in zwei Akten „Max und die Käsebande“ von Peter Schindler einstudiert, das am Sonntag, 25. September, ab 15 Uhr im Rahmen des Festivals Euroclassic in der Festhalle aufgeführt wird. Unser Mitarbeiter Fred G. Schütz sprach mit Croissant und Christ über den Komponisten Peter Schindler, Käse in allen Variationen und die Herausforderung, ein Stück einzustudieren, an dem 70 Kinder beteiligt sind.

Worum geht es bei der „Käsebande“? Croissant:

Es geht darum, dass man, wenn man zusammenhält und gemeinsam kämpft, alles erreichen kann. Im Königreich Käsien wird geputscht und statt den vielen Käsen aus aller Welt wird nur noch ein fader Einheitskäse produziert. Die Milchbande, die normalerweise guten Käse herstellt, wird geknechtet, um den Einheitskäse herzustellen, Käsekönig Kurt ist verschwunden und Prinzessin Mozzarella eingesperrt. Schließlich verbünden sich die Käser und die Käsebande, die eigentlich Feinde sind, um König und Prinzessin zu befreien und alles wieder ins Lot zu bringen. Es ist wieder ein Werk von Peter Schindler, so wie „Blauen Planet“ und „Schockorange“ in den letzten beiden Jahren. Was macht diesen Komponisten für Sie so attraktiv, die Geschichte, die Musik? Croissant: Wieder beides. Ich habe die „Käsebande“ vor acht, neun Jahren schon mal aufgeführt – damals gab es noch keine Orchesterfassung. Und für Volker Christ und mich ist natürlich die Größe des Projekts ein besonderer Reiz. Da gehen zwei Chöre zusammen mit zusammen 70 Kindern. Also haben wir etwas gesucht, das zu der Größe passt, mit vielen Solo-Rollen. Aber auch die schöne Zusammenarbeit mit großem Orchester war wichtig, das von Volker als Kapellmeister angeschmissen wird. Dazu kommt, dass bei Euroclassic, wo wir jetzt schon zum vierten Mal dabei sind, ein gewisser Grundanspruch zu erfüllen ist. Da lag es nahe, die „Käsebande“ auszuwählen. Die Story ist pfiffig mit den Namen und dem witzigen Libretto. Das ist ein richtiges Opern-Ding. Christ: Der Untertitel heißt ja „ein Criminal“, eine Mischung von Krimi und Musical also. Und warum wir immer wieder bei Schindler landen, ist einfach zu erklären: Niemand trifft so den Nerv der Kinder zwischen acht und 14 Jahren. Das ist unwiderstehlich, die lieben das, die singen das mit Herzblut. Schindler hat da einen siebten Sinn, diese Altersgruppe kompositorisch anzusprechen. Viele andere bemühen sich auch darum, sind aber oft hausbacken. Croissant: Es ist ja auch wieder so ein schönes Crossover – im Grunde keine klassische Musik. Es sind ein Orchester und eine Band dabei. Es ist aber auch keine reine Pop-Musik. Es ist eben Musik zwischen Klassik und Pop, die auch anspruchsvoll zu singen ist, nicht nur mit fünf Tönen Tonumfang – das geht richtig rauf und runter. Christ: Die Musik liegt aber auch immer genau auf der Kinderstimme, die Tonarten stimmen… Wie wurde das Orchester zusammengestellt? Christ: Inzwischen haben wir bewährte Kräfte, die wir fragen und es sind viele dabei, die im Lemberger Blasorchester spielen – die spielen sehr gut. Und es sind Leute, die gerne über den Tellerrand blicken und was anderes machen wollen. Bei den Streichern ist eine Kollegin aus der Schule dabei, dazu meine Tochter an der Bratsche, die jemand von ihrem Streichquartett aus Heidelberg mitbringt, im Grunde so wie beim letzten Mal. Wo ist die Herausforderung für das Orchester bei der „Käsebande“? Christ: Den Groove herzustellen. Das ist gleichzeitig der Reiz für die Leute, die sonst ja eher klassisch spielen. Wir nehmen uns die Freiheit, dass wir uns die Musik selber zurechtlegen – diese Partitur ist ja nicht die Bibel. Wir schauen, was passt, wo man es noch ein bisschen aufmotzen kann. Das hat für die Orchestermusiker auch einen großen Spaßfaktor. Das ist im positivsten Sinne Gebrauchsmusik. Wann haben Sie mit den Proben begonnen? Croissant: Im Frühjahr, nach den Osterferien. Man muss aber erwähnen, dass die Orchestermusiker für einen Appel und zwei Eier spielen. Wenn man es genau nimmt, decken die Gagen nicht mal die Fahrtkosten. Was ich damit sagen will: Das ist nur aufzuführen, weil die im Grunde für nix spielen. Die Kosten für Aufführungsrechte sind ja oft ein begrenzender Faktor und ein Grund dafür, warum immer wieder auf das alte, gängige Repertoire zurückgegriffen wird. Wie war es hier? Croissant. Das ist natürlich nicht Nichts, aber es ist nicht sehr teuer. Christ: Es ist tatsächlich die erste Frage, die immer kommt. Ich habe für das Frühjahr wieder was in Planung, und da fragt das Kulturamt natürlich immer zuerst, was kommen da für Kosten auf uns zu? Aber, das ist hier beim Schindler tatsächlich anders. Was war besonders bei dem Projekt? Croissant: In den vergangenen Jahren war die Kinderkantorei eher szenisch und der Schulchor als Chor aktiv. Das ist dieses Mal ganz paritätisch, weil es so viele Rollen gibt, die besetzt werden müssen, deshalb konnten wir alle, ob solistisch oder in Gesangs- und Sprechrollen, einsetzen. Christ: Es gibt ja eigentlich drei verschiedene Chöre, was hier schwer zu mischen wäre: Die „Käsebande“, die Käser und die „Milchbande“, dazu an die 17 Solorollen… Dass jemand gut singen kann, heißt ja noch nicht, dass er auch schauspielerisches Talent hat…? Croissant: Ich habe noch nie die Erfahrung gemacht, dass jemand, der gut singen kann, überhaupt gar nicht spielen kann. Die Kinder lassen sich darauf ein, das ist ja auch ein Prozess und es ist - deshalb mache ich das ja auch so gerne - eine persönlichkeitsbildende Maßnahme. Das habe ich ja selbst in meiner Schulzeit erlebt, wie aus Singen und Schauspielern Selbstbewusstsein entsteht. Die Auftritte bringen ja wohl auch einen Motivationsschub für die Kinder? Croissant: Ganz klar. Nach so einem Stück singen alle viel besser – das sind Quantensprünge. Warum muss man sich unbedingt die „Käsebande“ anschauen? Croissant: Weil es eines der witzigsten Stücke ist, die wir bisher hatten, und weil viele schön singen können. Christ: Das sind ja Kinder zwischen sechs und 14, was einen unglaublichen Charme hat. Croissant: Nur ein Beispiel: Da gibt es ja die Käser aus Frankreich, Italien, Bayern und der Schweiz und die haben alle mit Akzent zu sprechen. Die machen das allesamt großartig. Die Mitwirkenden —Die Käsebande: Janis Augustin, Janica Lehmann, Katharina Neuhs, Theresa Blügel, Katharina Werle, Jonathan Dünkel, Frederik Huber, Angelina List, Olivia Maginot, Aileen Maier, Madison Schmenger, Luis Wittmer, Fabian Stahlschmidt, Julian Ermshaus, Felix Tischer, Jonathan Yanna, Simon Auer, Edzard Yanna und Kai Schaaf. —Die Käser: Amina Haas, Jonas Weimann, Jonas Dessloch, Elisabeth Braun, Elisa Diehl, Catharina Kölsch, Luisa Ring, Milene Faust, Lena Becker, Lisa Weilbach, Jakob Schopp, Emilia Koslowski, Judith Werle, Elisabeth Wittwer, Lars Gebhard, Leah Becker, Vanessa Konietzko, Mia Passauer, Silas Kneis, Fiona Salisch, Selina Simon, Paula Stangl, Fabienne Antes, Noah Becker, Helena Bilic. —Die Milchbande: Johannes Vehling, Anastasia Priymakov, Yannick Ermshaus, Sarah Rocher, Hannah und Lotte Hunsicker, Sophie Roscher, Lisa Held, Franzy Johanna Müller, Julia Gaubatz, Chantal Müller, Nils Heringer, Chantal Knoll, Ann-Sophie Becker, Luca Maiß, Emma Motsch, Anna Marie Richner, Julia Hein, Hannah Neumann Clara Hohmann. —Polizei: Hannah Diehl u. Tobias Werle. —Weitere Solorollen: Joeyline Köhler, Janina Heyer, Anne Werle, Marei Becker, Paul Frey. —Das Orchester: Johanna Schneiderhöhn (Flöte), Martin Niebuhr (Klarinette), Sandra Resch (Trompete), Sabrina Theobald (Alt-Saxophon), Dirk Morgenstern (Posaune), Clara Niehl und Katharina Lorenz, Jörg Wilhelm und Eva Lena Lorenz (Violine), Ragna Heyne (Viola), Katja Lojer (Cello), Achim Bißbort (Bass), Noah Rauth (Schlagzeug), Moritz Köbrich (Glockenspiel) und Julius Wingerter (Klavier). Infos und Karten Weitere Infos und Karten für zehn Euro gibt es im Pirmasenser Kulturamt, Telefon 06331/842352. |tz

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