Pirmasens Mythos und Legende

„Die Waldeck“, ein zweistündiger Dokumentarfilm der Autorin und Regisseurin Gabi Heleen Bollinger, wird am Donnerstag, 11. September, 20.30 Uhr, in der Konzertmuschel des Kurparks der Stadt Dahn im Rahmen der Filmtage Dahn gezeigt. Bei schlechtem Wetter im „Haus des Gastes“. Der Eintritt ist frei.

Seit 1922 ist die Burg im Hunsrück das Zentrum des Nerother Wandervogel, bündischer Vaganten und großer Sänger. Verbot und Verfolgung in der Nazizeit führen nach dem Kriege dazu, dass es dort oben auch die Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck gibt, die in den 1960er Jahren das „Chanson Folklore International“ veranstaltet hat. Auf der Waldeck entsteht damals die neue deutsche Liedbewegung. „Und weil mich Lieder schon mein Leben lang bewegen, ist dieser Film entstanden“, sagt Gabi Bollinger über ihren Film. Bollinger wurde 1953 in Zweibrücken geboren. Sie studierte Musikwissenschaft, Germanistik und Erziehungswissenschaft in Saarbrücken und gab nebenbei Konzerte. Sie ist Gründungsmitglied der Gruppe „espe“, die in Israel und ganz Europa mit jiddischen und deutschen Liedern unterwegs war, 19 Platten eingespielt hat und im Fernsehen bei ARD und ZDF aufgetreten ist. Seit 1993 ist sie hauptberufliche Autorin für Funk und Fernsehen und arbeitet als Regisseurin. „Die Burg hatte mich schon als vierzehnjähriges singendes Mädchen mit Gitarre eingenommen“, erinnert sich Gabi Bollinger. „Also schrieb ich mir im Vorfeld der Filmarbeiten einen nicht unwichtigen Gedanken auf: Wer die Waldeck schon kennt, glaubt, sie besser als andere zu kennen. Mir geht es auch so: Die Waldeck ist Jugendbewegung und Protest, sie ist Mythos und Legende. Mit dieser Vorstellung und vielen Liedern im Kopf fuhr ich nach fast vierzig Jahren wieder auf die Burg und für den Film journalistische Distanz üben. Aber: Journalistische Distanz – hin oder her – ich bin losgezogen, ein Phänomen darzustellen, das von 1922 bis in die 1980er Jahre hinein Jugendkultur geprägt hat. Dieser winzige Platz im Hunsrück, nur eine Nische in der Kultur Deutschlands, und doch so wegweisend für uns Nachkriegskinder. “ Tatsächlich ist „Die Waldeck“ eine Burg und eine große Wiese mit Panoramablick auf den Hunsrücker Schieferwald, - wenn es da nicht die vielen schöpferischen Menschen und ihre Lieder gäbe. Im Film begegnen uns diese Musenkinder, junge und alte. Mit ihnen erleben wir die fast hundertjährige Waldeckgeschichte. In ihren Liedern erzählen sie von Freiheitsliebe, Ferne und Heimat, von einem intensiven Leben. Auf diesen ersten Open Air Festivals in Westdeutschland singen Franz Josef Degenhardt, Reinhard Mey, Hannes Wader, Hein & Oss, aus England Colin Wilkie & Shirley Hart, aus den USA Hedy West. Sie singen zeitkritische Lieder und Chansons, authentische Volkslieder, internationale Folklore. Als Geburtshelfer der neuen Liedbewegung in Westdeutschland ist die Waldeck zur Legende geworden. Mitwirkende im Film sind zum Beispiel Hannes Wader, Franz Josef Degenhardt, Colin Wilkie & Shirley Hart, das schwedische Duo Hai & Topsy, die Pirmasenser Barden Hein & Oss, der Kölsche Klüngel und viele mehr. (pt)

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