Pirmasens Musikalische Biografien

Wie kommt ein Komponist eigentlich zu den Ideen für seine Musikstücke? Eine Frage, die am Sonntag in Pirmasens eine mögliche Antwort fand. Denn im Rahmen der letzten Matinee der Mozartgesellschaft Zweibrücken-Pirmasens in dieser Saison kamen zwei Kompositionen zur Aufführung, die starke autobiografische Züge ihrer Schöpfer aufwiesen.

Mit dem „Armida Quartett“ hatten die Pirmasenser Programmmacher vier Künstler eingeladen, die schon viel Aufmerksamkeit erregt haben. Im Sommer 2006 fanden sich die Violinisten Johanna Staemmler und Martin Funde, die Bratschistin Teresa Schwamm und der Cellist Peter Philipp Staemmler zusammen, um die universelle Sprache der Musik zu vermitteln. Der Name rührt von der bekanntesten Oper Joseph Haydns her und der wird gerne als „Vater des Streichquartetts“ bezeichnet. Zahlreiche renommierte Preise und Auszeichnungen hat das Quartett seitdem erhalten und so war es kein Wunder, dass die rund 300 Besucher in der Pirmasenser Festhalle hohe Erwartungen an den kammermusikalischen Vormittag hatten. Um es gleich vorweg zu sagen, enttäuscht wurde sicherlich niemand. Denn die Qualität des Vortrags kann man nur als außergewöhnlich bezeichnen. Zum Auftakt hatten sich die vier Virtuosen eine Komposition ausgesucht, die unter damaligen Zeitgenossen als „technisch unüberwindlich“ galt. Friedrich Smetanas (1824-1884) Streichquartett Nr. 1 c-Moll, überschrieben mit dem Titel „Aus meinem Leben“. Sicherlich nicht nur spieltechnisch eine Herausforderung, sondern auch inhaltlich. Schließlich gilt das Stück als eine tonale Autobiografie und resümiert das Leben Smetanas bis zu dem Zeitpunkt, als er sein Gehör zu verlieren droht. Entsprechend einfühlsam und mit erzählerisch spannendem Stil gingen die vier jungen Musiker bei ihrer Interpretation vor. Allegro vivo appassionato ist der erste Satz überschrieben. Dort wird die Jugend geschildert und dem „Armida Quartett“ gelang es, die Zuhörer an der Hoffnung und dem Idealismus des Komponisten teilhaben zu lassen. Ausgelassen der zweite Satz Allegro moderato a la Polka. Die erste Liebe und die Freude am Tanz, sei es als Komponist oder als Akteur auf dem Parkett, schildern die wirbelnden Klänge, deren jugendliche Frische im Spiel der Musiker fast körperlich spürbar wurde. Die Reife im dritten Satz Largo sustenuto und das düstere Finale bewegten. Eine virtuose Leistung des Quartetts mit selten gehörter Begeisterung und viel Elan. Musikalisch ganz anders, wenngleich inhaltlich durchaus verwandt, der zweite Teil der Pirmasenser Matinee. Auf dem Programm stand Ludwig van Beethovens (117-1827) Streichquartett Nr. 15 a-Moll op. 132. Auch hier war eine Krankheit Anlass der Komposition, allerdings stand die Genesung in diesem Spätwerk Beethovens im Vordergrund. Die dankbaren Gefühle darüber brachte er 1825 im dritten Satz, dem „Heiligen Dankgesang“, zum Ausdruck. Erneut gelang es dem „Armida Quartett“, die Emotionalität der Musik eindringlich zu vermitteln. Dennoch verstand man es, jegliches Pathos zu vermeiden. Vielmehr hörte man einen inneren Dialog, der Freude und Erleichterung thematisierte, aber auch Energie und Lebenswille. Nicht enden wollender Applaus für eine bemerkenswerte Leistung, die mit einer kaum weniger spektakulären Zugabe belohnt wurde. Dass man auch jenseits von Klassik und Romantik gut aufgestellt ist, bewies eine ausschließlich gezupfte Komposition von Bela Bartok. Witzig und virtuos zugleich.

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