Dahn Marcia Bittencourt mit Band bei den Jazzfreunden

Die Sonne im Gesang: Marcia Bittencourt mit ihren Mitstreitern.
Die Sonne im Gesang: Marcia Bittencourt mit ihren Mitstreitern.

Die Dahner Jazzfreunde offerierten am Samstagabend ein Rezept gegen die Energiekrise: Mit Bossa-Nova-Klängen den Sommer musikalisch spüren. Das Quartett Agora mit der brasilianischen Sängerin Marcia Bittencourt sorgte für die richtige musikalische Temperatur im Alten E-Werk.

Marcia Bittencourt lockt ihr Publikum auf musikalischen Pfaden nach Brasilien. Das gelingt ihr fantastisch, denn Rio ist ihre Welt, eine Metropole mit warmer Luft, die sie zu elektrisieren weiß. Auch wenn sie in den 90er Jahren zufällig nach Deutschland kam – der Bossa Nova mit seiner Poesie ist für sie nicht durch Tango oder Blues zu toppen. Mit ihrer klaren Sopranstimme singt sie in „Saudades do Verao“ von der Sehnsucht nach dem Sommer, aber auch von Liebe und Streit.

Ihre Kompositionen atmen Leichtigkeit, und das Publikum hat sie schnell auf ihrer Seite, denn sie ist eine charmante Schauspielerin, die in die Musik quereingestiegen ist. Theater, Tanz, Musik – all das liegt ihr, und seit Corona komponiert sie eigene Stücke, für die sie auch die Texte schreibt. Vom Segeln in der Nacht etwa („Sailing the night“), wenn der Mond auf den schwarzen Wellen glitzert, oder von den Kindheitserinnerungen am Strand.

Einfach großartig

An ihrer Seite hat sie hochkarätige Jazzmusiker wie Gitarrist Michael Arlt, der mit seinen beiden Musikerfreunden gerne gelegentlich ganz auf Jazz umsteigt, während die Sängerin im Publikum weilt. Er ist es, der mit Marcia Bittencourt schon seit Jahren als Duo mit dem Namen Agora zusammenarbeitet, sich aber gern Musikerkollegen auf die Bühne holt, um nicht nur Bossa Nova zu spielen, sondern auch Samba zeigen zu können, wie die Sängerin vor dem Konzert im Gespräch mit der RHEINPFALZ erklärt.

Ein Höhepunkt des Konzerts ist aber eindeutig die Pandeiro-Performance von Matthias Haffner, der an die brasilianische Variante des Tamburin ein Mikrophon klemmt und das Publikum nahezu mit seinen Klängen hypnotisiert. Wie er die Schellentrommel zum Klingen bringt, ist einfach großartig. Später lässt er dann mit einfachen Mitteln das Meer rauschen, ein Geräusch, das er mit einer Kette von Kunststoffverschlüssen erzeugt. Die Bewegung von aufgefädelten Kronkorken oder Dutzenden von Schlüsseln simulieren weitere Soundeffekte – Regen etwa oder eine melancholische Stimmung der Erinnerung.

Lust am Experiment

Der Berliner Musiker ist ein Meister der Percussion, der nicht ohne Grund Wert auf die Feststellung legt, dass er nicht einfach nur Schlagzeuger sei. Allerdings funktionieren die Effekte nur, wenn Haffner sie selbst einsetzt. Eine Besucherin wollte es in der Pause selbst ausprobieren und war enttäuscht, dass es bei ihr eben nur nach rasselnden Kunststoffverschlüssen klang. Die Spielfreude und Lust am Experiment zeigte aber auch der Bassist Kurt Holzkämpfer in mehreren Soli und auch im Dialog mit der Sängerin um zu zeigen, was er aus seinen Saiten holen kann und dass auch ein Bass zum Percussion-Instrument werden kann.

Das Publikum war hingerissen von der Formation und dem gelungenen Abend. Die Jazzfreunde wollten den Abend gar nicht enden lassen. Da mussten schon noch Zugaben her, von denen die Musiker den Gästen gleich zwei Stück gewährten, bevor das Konzert nach zweieinhalb Stunden endete. Fazit: eine großartige Soiree.

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