Pirmasens Magische Fische

Wer mit wachen Augen durch die Welt geht, entdeckt immer wieder Neues. Oft vergessen wir aber die Erkenntnisse des flüchtigen Augenblicks. Gut, dass es Künstler gibt, die solche Momente einfangen und sichtbar machen. Wie Gerda Elisabeth Grunder, deren Malerei derzeit im Zweibrücker Johann-Hinrich-Wichern-Haus gezeigt wird.

Die in Homburg-Jägersburg geborene Künstlerin hat ihre Ausstellung „Magie der Farben“ genannt. Es sind Bilder, die im ersten Augenblick die Ästhetik in den Vordergrund zu stellen scheinen. Doch sind sie alles andere als oberflächlich. Denn immer kann man in ihnen Aspekte erkennen, die dem schnellen Blick entgehen. So wird beinahe die Zeit angehalten und der Betrachter hat Gelegenheit, aus dem hektischen Alltag auszusteigen und neue Gedanken zu fassen. Dass dies gelingt, dafür sorgt die Ausführung der Arbeiten. Harmonisch in Farb- und Formgebung zeigt Grunder, dass sie ihr Handwerk beherrscht und mit den unterschiedlichen Techniken virtuos spielen kann. Farblich dezent und bis ins Detail exakt erweist sich die Malerin als gründliche Beobachterin ihrer Umwelt. Da gibt es Blumenbilder, gegenständlich, doch weit von fotorealistischen Versuchen entfernt. Vielmehr betont sie die Merkmale, die sie in ihren Motiven sieht und verschiebt somit den Focus der Realität. Blüten erscheinen größer, die Relationen der Formen werden deutlicher. Bei den Landschaftsbildern ist es eher die Farbe, die den Blick lenkt und ihm die atmosphärische Stimmung vermittelt. Hier arbeitet Grunder mit Lichteffekten und fängt den Schein der Sonne buchstäblich ein, um ihn in den Landschaften zu konservieren. Bei einem Teil der Ausstellung geht die in Bruchmühlbach-Miesau lebende Malerin noch einen Schritt weiter. Sie entfernt sich vom Gegenständlichen und entwickelt abstrahierte Farbstudien, aus denen sich bei näherem Hinsehen interessante und komplexe Motive eröffnen. Eindrucksvoll durch die intensive, aber niemals zu sehr im Vordergrund stehende Farbgebung sind Bilder wie „Im Lido“ oder „Paradiesvogel“. Grunder beschäftigt sich dabei mit Menschen und Tieren, die sich mit ihrer Umgebung zu vereinen scheinen. Die Technik dafür ist interessant: Die Farbe wird in unterschiedlichen Mustern und Flächen aufgetragen, während die Linien der Motiv-Umrisse scheinbar willkürlich auf den Malgrund gesetzt werden. So entstehen kommunikative Strukturen in den Aquarellen, die von bemerkenswerter Transparenz sind. Viel Spaß machen die abstrakten Fischbilder, in denen die Künstlerin ihrer Fantasie freien Lauf lässt. Ein eigentlich unheimlicher Piranha wird zum bunten, lustigen Objekt. Es gibt in Grunders Ozean auch Kugelfische oder den blauen Irokesenfisch, der tatsächlich an die extravagante Frisur erinnert, die einst dieser Indianerstamm getragen haben soll. Insgesamt eine abwechslungsreiche Ausstellung, welche die Vielfalt der Ideen und Techniken zeigt, die sich Gerda Grunder im Laufe der Jahre erarbeitet hat.

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