Pirmasens Kranke werden diskriminiert

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Wie gefährlich ist eine HIV-Infektion noch heute? Was richten die Viren im Körper an und wie sieht eine mögliche Therapie aus? Vor allem aber: Wie kann eine Ansteckung vermieden werden? Mehr als 120 Schüler aller weiterbildenden Schulen der Stadt waren gestern zur Informationsveranstaltung des Pirmasenser Krankenhauses zu Gast. Anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember informierten Referenten über den neuesten Stand der Forschung.

„Ich freue mich über die gut funktionierende Kooperation zwischen dem Krankenhaus und den Schulen, was Prävention und Aufklärung angeht“, sagte Margit Nuss, Leiterin der Volkshochschule. Sie begrüßte im Namen der verhinderten Schuldezernentin Helga Knerr die Schüler im Anschluss an eine kurze Einführung von Krankenhaus Geschäftsführer Martin Forster. Stephan Ziefle vom Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern hatte für die Schüler die Geschichte und die Zahlen der Immunschwächekrankheit vorbereitet. Er präsentierte die neuesten Erkenntnisse der Forschung. „HIV ist heute von einer tödlichen zu einer chronischen Krankheit geworden“, warnte Ziefle dennoch vor Sorglosigkeit. Auch wenn HIV heute bei frühzeitiger Diagnose sehr gut therapierbar sei und die Erkrankten mit den richtigen Medikamenten sogar eine normale Lebenserwartung aufwiesen, sei es immer noch eine tödliche Krankheit. Eine Versorgung mit Medikamenten sei außerdem nur in den Industrienationen gewährleistet. Der weitaus größte Teil der Erkrankten könne sich die teuren Medikamente nicht leisten. In Zahlen: Lediglich rund 35 Prozent der rund 40 Millionen Erkrankten weltweit hätten Zugang zu der notwendigen medizinischen Versorgung der Immunschwächekrankheit. Gefüttert mit Fakten und dem nötigen theoretischen und medizinischen Hintergrundwissen ging es für die Schüler dann ein wenig praktischer weiter. Mark Blattner von der Aids-Hilfe in Landau lieferte Beispiele aus der Lebenswelt junger Leute. Wo ist die Gefahr einer Ansteckung überhaupt gegeben? Ist das Leben im Alltag mit einer HIV-infizierten Person gefährlich? „Nein, da passiert gar nichts“, wusste der Fachmann. Weder bei der Benutzung von Sanitäranlagen, noch beim Niesen oder beim Händeschütteln. „Trotzdem werden Kranke immer wieder diskriminiert“, erzählte er aus seinen Erfahrungen in der Beratung. Vorsicht sei dennoch in vielerlei Hinsicht geboten, nicht nur beim Sex, appellierte er an die Jugendlichen. Mit seiner offenen Art verstand er es, sie geschickt aus der Reserve zu locken. Auch wenn es immer mal wieder Gekicher gab, die interessierten Fragen aus den Reihen der Schüler überwogen. Für die Pause versprach Blattner dann noch den „kostenlosen“ Kondom-Führerschein, bevor Horst Brenneis die Lebenswirklichkeit und die Situation der Menschen in Afrika schilderte. (bos)

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