Pirmasens Im Museum Altes Rathaus gibt’s Einblicke in alte Poesiealben

Alte Stamm- und Freundschaftsbücher kann man sich in der Ausstellung „Aus Liebe!“ im Museum Altes Rathaus in Pirmasens derzeit a
Alte Stamm- und Freundschaftsbücher kann man sich in der Ausstellung »Aus Liebe!« im Museum Altes Rathaus in Pirmasens derzeit ansehen.

Seit Mittwoch zeigt das Museum Altes Rathaus in Pirmasens eine neue Sonderausstellung, die sich den Stammbüchern und Poesiealben aus dem Bestand des Pirmasenser Stadtarchivs widmet. Die kleinen Büchlein waren einst das, was für uns heute Social Media ist. .

Auch die Poesiealben waren ein soziales Medium und sind daher durchaus vergleichbar mit Facebook, Instagram und Tiktok, den Plattformen, die wir heute nutzen, um mit anderen Menschen zu kommunizieren.

In der Ausstellung „Aus Liebe!“ im Museum Altes Rathaus, die seit Mittwoch zu sehen ist, werden an ausgewählten Büchern die Entstehung, Entwicklung und Besonderheiten von den frühen Stammbüchern aus dem 18. und 19. Jahrhundert bis in die Nachkriegszeit dargestellt. Die reich bebilderte Ausstellung gibt einen Einblick in die Stammbuchkultur – wobei der Begriff „Stammbuch“ nicht mit dem heute bekannten Begriff gleichzusetzen ist, sondern eine eigenständige Form meint, die sich zum Freundschaftsbuch und später zu den heute noch bekannten Poesiealben entwickelte.

Widmungstexte in Kurrentschrift

Das älteste Beispiel in der Ausstellung ist das Stammbuch von Heinrich Korn, das dem Stadtarchiv in den 1980er Jahren aus privater Hand gestiftet wurde. Das wertvolle Ausstellungsobjekt geht auf die Landgrafenzeit zurück und wurde vom Sohn des landgräflichen Hofbuchbinders Johann Philipp Korn geführt. Über 37 Jahre hinweg beinhaltet das Buch Widmungen sowohl von Pirmasensern als auch von vielen Freunden, die Heinrich Korn während seiner Reisen kennenlernte. Die Widmungen zeigen sich mit ihren Malereien und Zeichnungen als eigenständige Kunstwerke. Die Widmungstexte, die noch in Kurrentschrift, einer Schreibschrift, verfasst sind, wurden von den Mitarbeitern des Stadtarchivs übertragen. Die deutsche Kurrentschrift war etwa seit Beginn der Neuzeit bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts – in der Schweiz bis Anfang des 20. Jahrhunderts – die allgemeine Verkehrsschrift im gesamten deutschen Sprachraum.

Die weiteren Ausstellungsstücke stammen in größerer Anzahl aus dem 19. Jahrhundert, als das Freundschaftsideal der Romantik zu einer Blüte der Stammbücher führte. Vertreten sind bekannte Pirmasenser Familiennamen, zum Beispiel die Familie Pfersdorf(f), deren Linie ebenfalls in die Landgrafenzeit reicht. Mit weitläufigen Widmungen und besonderem Bildwerk, das sogar 3D-Modelle beinhaltet, geben die Stammbücher der Pirmasenserin Maria Erb einen Einblick in die Hochzeit der Stammbücher, die sich mehr und mehr zu Schmuckkästchen der Freundschaft entwickelten.

Schwere Zeiten und wiederaufkommende Reiselust

Neben dem lebendigen Freundschaftsideal lassen die Widmungen in die Lebens- und Wertvorstellungen der Zeit blicken, in den folgenden Büchern auch in die politischen Entwicklungen, in die Zeit des Kaiserreichs, des Ersten Weltkriegs und des Aufkommens des Nationalsozialismus. Durch den veränderten Ton in den Einträgen kann man die schweren Zeiten aus Wirtschaftskrise und den kriegsbedingten Sterbefällen in Familien erahnen. Die Ausstellungsstücke reichen bis in die 1950er Jahre und zeigen in der Nachkriegszeit die wiederaufkommende Reiselust, denn die Stamm- und Freundschaftsbücher waren seit jeher auch Wanderbücher.

Info

Die Sonderausstellung „Aus Liebe!“ im Museum Altes Rathaus ist bis Mitte Mai zu sehen. Das Museum ist von Dienstag bis Sonntag, jeweils von 14 bis 17 Uhr, geöffnet. An Karfreitag und Ostermontag, 29. März und 1. April, ist das Museum geschlossen. An Karsamstag und Ostersonntag, 30. und 31. März, ist regulär geöffnet. Kinder und Schüler haben freien Eintritt. Die Eintrittskarte berechtigt zum Besuch der Dauerausstellung „Wald, Schloss, Schuh – die Geschichte der Siebenhügelstadt Pirmasens“ sowie des Scherenschnittkabinetts der Papierkünstlerin Elisabeth Emmler. Auskunft gibt es beim Stadtarchiv unter Telefon 06331 842299 oder per E-Mail an stadtarchiv@pirmasens.de

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