Umfrage Glauben Sie an das Gute im Menschen?

Albert Schweitzer glaubte fest an das Gute im Menschen.
Albert Schweitzer glaubte fest an das Gute im Menschen.

„Was ein Mensch an Gutem in die Welt hinausgibt, geht nicht verloren“, sagte einst der Mediziner, Philosoph und Musiker Albert Schweitzer. Sind Menschen noch moralisch und am Wohlergehen ihres Gegenübers interessiert oder in Zeiten vieler Krisen nur noch auf sich selbst bedacht? Wir haben Passanten in der Fußgängerzone gefragt.

Silvia Wilhelm beschreibt sich selbst als Menschen, der stets versucht, offen und unvoreingenommen auf andere Menschen zuzugehen. „Wenn ich jemanden kennenlerne, glaube ich erst einmal daran, dass es sich um einen guten Menschen handelt“, sagt sie und nennt ein konkretes Beispiel. „Ich bin mal mit einem Skinhead Aufzug gefahren, der zuerst einmal grimmig dreingeschaut hat und von dem sich andere vielleicht von seiner Optik hätten abschrecken lassen. Der Skinhead hat mir plötzlich ein Lächeln geschenkt und einfach so gefragt, wie es mir geht. Das hat mich positiv überrascht“, so Wilhelm. Für sie liegt es an jedem Menschen selbst, sich von Negativschlagzeilen und schrecklichen Dingen in der Welt, die täglich passieren, nicht beeinflussen zu lassen, sondern trotzdem positiv eingestellt zu bleiben.

Melanie Sorg arbeitet in der Pflege und ist in ihrer Freizeit in der Kirche engagiert – sich um andere zu kümmern und ihnen Gutes zu tun ist für sie selbstverständlich, wie sie sagt. „Ich habe von klein auf gelernt, dass man anderen einfach hilft. Das heißt aber nicht, dass ich mich ausnutzen lasse. Ich setze auch Hilfsbereitschaft bei anderen nicht voraus, gehe aber grundsätzlich vom Guten im Menschen aus“, sagt sie.

Harald Zieger hat ein wenig den Glauben an die Menschen verloren, wie er sagt. Auslöser seien unter anderem die zahlreichen Krisen, in der sich die Welt derzeit befindet. „Täglich gibt es schlechte Nachrichten, und ich persönlich habe auch schon einschlägige Erfahrungen gemacht. Nachrichten schaue ich gar nicht mehr, da setze ich mich lieber mit einer Tasse Kaffee auf meine Terrasse“, erzählt Zieger. Auch mit seinem Bekanntenkreis habe er zu diesen Themen schon Diskussionen geführt, grundsätzlich sei er aber jemand, der in seinem Alltag offen auf Menschen zugeht.

„Ich könnte gar nicht arbeiten, wenn ich nicht an das Gute im Menschen glauben würde“, sagt wiederum der Taxifahrer Harald Weinschenk. Auch er weiß, dass Taxifahrer schon mehrfach verbal und körperlich attackiert oder ausgeraubt wurden – seinen Job mag er trotzdem, wie er sagt. „Von reinen Äußerlichkeiten lasse ich mich nicht beeindrucken, denn jeder hat zuerst einmal eine Chance verdient. Ich fahre auch nur nachts und habe keine Angst, weil ich schon oft positiv überrascht worden bin“, so Weinschenk weiter. Festgestellt habe er allerdings, dass positive Signale oft von älteren Menschen ausgesendet werden. „Ein Großteil der Jugend verhält sich dagegen oft aggressiv“, so der Taxifahrer.

Dass Menschen in der heutigen Zeit mehr Stress als früher haben und dies vielleicht dazu führt, dass jeder erst einmal an sein eigenes Wohl denkt, mutmaßt Maja Savic. Hinzu kommen für sie die Corona- und Ukraine-Krise sowie eine teils hohe Arbeitslosigkeit. Auch das kann ihrer Ansicht nach Menschen demotivieren. „Dennoch hatte ich es schon oft in meinem Leben mit guten und hilfsbereiten Menschen zu tun. Ich stamme aus Serbien und habe hier in Deutschland viele Leute getroffen, die mich bei meinem Start im neuen Land unterstützt haben“, sagt sie.

Einen neuen Blick auf die Welt hat Thomas Steinmetz vor wenigen Wochen als frischgebackener Vater bekommen. „Ich habe eine Frau getroffen, die mich liebt und mir eine wunderbare Tochter geschenkt hat. Da glaube ich im Prinzip natürlich an eine gute Welt. Früher war ich oft negativ eingestellt, heute sehe ich vieles anders. Dafür bin ich froh und dankbar“, so Steinmetz.

Silvia Wilhelm
Silvia Wilhelm
Melanie Sorg
Melanie Sorg
Harald Zieger
Harald Zieger
Harald Weinschenk
Harald Weinschenk
Maja Savic
Maja Savic
Thomas Steinmetz
Thomas Steinmetz
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