Pirmasens Geheimnisvolle Gürtelknebel

91-92982432.jpg

Wie kann es sein, dass ein junges Mädchen einen Jahrtausende alten Kult-Gegenstand berührt und sich unversehens in einer anderen Zeit-Epoche wieder findet? In den Büchern von Dieter R. Fuchs ist das möglich. Dies und noch vieles mehr. Der in Zweibrücken geborene Autor und Historiker verknüpft in seinen Büchern Historie und Fiktion.

„Alles begann mit meiner Sammelleidenschaft antiker Gegenstände aus Japan“, erzählt Fuchs. Er habe schon vor Jahrzehnten begonnen, seltsame Alltagsgegenstände aus dem alten Japan zu sammeln. Etwa Miniatur-Schnitzereien („man nennt sie Netsukes“), die man am Gürtel befestigen konnte. „Diese Gegenstände waren nicht nur Kultur, sondern deckten alle Bereiche des Alltags ab“, erzählt Fuchs. „Das fand ich faszinierend.“ So hält die Hauptfigur des Buches, an dem der 64-Jährige gerade arbeitet, in einem Antiquitätengeschäft eine kleines Drachen-Amulett in Händen, das sie fasziniert. Und die Verwandlung beziehungsweise Zeitreise beginnt. „Solche Kult-Objekte waren vor 6000 Jahren in der Jungsteinzeit in Nordchina und in der Mongolei üblich“, erzählt der Autor. Der Roman spielt jedoch in Hamburg und China. Fuchs, 1952 in Ernstweiler geboren und aufgewachsen (sein Abitur machte er am Helmholtz-Gymnasium), hat eine vielschichtige Vita. Der Mineraloge und ehemalige Generaldirektor der Fraunhofer Gesellschaft, hatte beruflich viel in Japan zu tun, wo er von der Kultur t angezogen und begeistert war. Speziell die Symbolik der antiken Gegenstände faszinierte ihn. „Sie enthalten unglaublich viel Magisches.“ Ein Drachen-Amulett, wie in dem Buch erwähnt, findet sich auch in Fuchs’ eigener Sammlung. „Ich entführe den Leser in die Welt der Samurai, des Shinto-Kultes und des Buddhismus.“ In seinem Debütroman „Der Tanz der Häsin“ geht es um eine Kunsthistorikerin, deren Leben, berührt von einer kleinen hasenköpfigen Gottheit, sich neu gestaltet. Gleichzeitig sei das im vergangenen Jahr erschienene Buch ein Künstler-Roman, merkt Fuchs an. „Es geht auch um das Leben von Franz Marc und den Expressionisten seiner Zeit sowie den Einfluss japanischer Kunst auf einige europäische Künstler, ein öffentlich noch wenig bekanntes Gebiet.“ In eine Schublade pressen lassen wolle sich Fuchs, der seine pfälzische Heimat bereits 1981 verließ und heute in München lebt, „auf keinen Fall“. Er schreibe Genre übergreifend, betont er. So sei der „Tanz der Häsin“ zugleich biografischer Roman, kunsthistorische Betrachtung und fantastische Erzählung. Da seine Geschichten viel mit Geschichte und der jeweiligen Symbolik der darin enthaltenen Kult-Gegenstände zu tun haben, sei die Recherche recht umfangreich. „Zwei bis drei Monate recherchiere ich schon. Dann schreibe ich meist in den Wintermonaten, im Sommer reise ich gerne.“ Als früher Vogel beginnt Fuchs schon in den Morgenstunden mit dem Schreiben, wendet sich dann Anderem zu und schreibt am Abend weiter. Dass Fuchs völlig in der Materie aufgeht, spürt man an der Begeisterung, mit der er über die historischen Gegenstände erzählt. „Die Netsukes, auch Gürtelknebel genannt, bieten Stoff für geheimnisvolle und magische Sachverhalte, die die Fantasie beflügeln, ohne esoterisch zu werden.“ Lesezeichen Dieter R. Fuchs: „Tanz der Häsin“, Roman, Fabulus Verlag Fellbach 2015, 208 Seiten, 19,95 Euro.

91-92780530.jpg
x