Pirmasens Forst beendet Wildwuchs auf Pachtgrundstücken am Sommerwald

Auf der rechten Seite finden sich die früheren Waldgrundstücke, auf denen kaum noch Bäume zu finden sind. Stattdessenentsanden d
Auf der rechten Seite finden sich die früheren Waldgrundstücke, auf denen kaum noch Bäume zu finden sind. Stattdessenentsanden dort massive Einfriedungen, Grillplätze und Gebäude, die nie genehmigt wurden.

Mehr als 50 Grundstücksbesitzern am Sommerwald flatterte die Kündigung ihres Pachtvertrags mit dem Forst für ein Grundstück am Haus in den Briefkasten. Es war aber nicht nur die Angst des Revierleiters, die für die Kündigungswelle sorgte.

Dutzende Hausbesitzer in der Straße „Am Häusel“ profitierten seit Jahrzehnten von einem günstigen Pachtvertrag für eine Verlängerung ihres Hausgrundstücks in Richtung Wald. Gerade mal zehn oder 15 Cent pro Quadratmeter mussten für die bis zu 1500 Quadratmeter großen Parzellen gezahlt werden. Der Raum für die Familien wuchs dadurch beträchtlich. Laut Vertrag durfte die Fläche aber nur für Kompost, Holzlagerung oder das Abstellen eines Traktors und Anhängers genutzt werden. Von Abholzen der Bäume, Schwimmbädern, Häusern mit Kamin oder Müllablagerungen war darin nicht die Rede.

Genau das fand aber der seit zwei Jahren amtierende Revierförster Jens Herzog bei einer Ortsbegehung vor. Mehrere der Parzellen seien komplett entwaldet worden. Die Kontrolle war nötig geworden, da sich Anwohner über einen großen Misthaufen auf einem der Grundstücke beschwerten. Der stinkende und Mücken anziehende Haufen wurde dann auf das normale Gartengrundstück im Besitz der Familie umgeladen. Der Wildwuchs an Hütten, Pools und Müll am Sommerwald war aber dadurch in den Fokus des Forstamtes geraten.

Neue Pacht deutlich teurer

Herzog und der neue Forstamtsleiter Florian Kemkes nahmen daraufhin die alten Verträge unter die Lupe, kündigten fristgemäß zum 31. Dezember und boten allen Pächtern neue Verträge mit deutlich teurerer Pacht an. Jetzt soll auf allen Grundstücken ein Pachtzins von 1,50 Euro pro Quadratmeter gelten, womit für manche die Pachtkosten von bisher 150 Euro im Jahr auf 2250 Euro pro Jahr explodierten. Kemkes begründet den neuen Preis mit dem gestiegenen Verbraucherpreisindex, Preisen in anderen Forstämtern und vor allem dem hohen Verwaltungsaufwand, den die fast überall massiv eingezäunten Grundstücke verursachten. „Wir haben da keinen Verhandlungsspielraum“, so Kemkes. Der Revierförster müsse für eine Begehung mit jedem Pächter einen Termin vereinbaren und dies nicht einmal, und dann ist wieder für Jahre gut, sondern regelmäßig.

Herzog soll schließlich kontrollieren, ob die illegal errichteten Häuser und Hütten wieder entfernt wurden. Zudem hätten viele Pächter Feuerstellen und Grillplätze angelegt, wodurch die Waldbrandgefahr in einem zusätzlich noch sensiblen Bereich gestiegen sei. Außerdem soll sich auf den Flächen wieder ein Wald entwickeln und da stören so genannte Neophyten, worunter Pflanzen wie der Kirschlorbeer zu verstehen sind, die von Gärtnern wegen ihres hübschen Aussehens angepflanzt werden und sich unkontrolliert ausbreiten. Heimische Arten werden verdrängt. Die Artenvielfalt leidet. Das Indische Springkraut ist das beste Beispiel für die negativen Folgen einer solchen Ansiedlung durch Privatgärtner.

Verkehrssicherung der Hauptgrund

Der Hauptgrund für den hohen Aufwand ist aber die Verkehrssicherung. Der Forst muss sicherstellen, dass von Bäumen auf den Grundstücken keine Gefahr für spielende Kinder oder grillende Erwachsene ausgeht. Ansonsten würde der Revierförster persönlich für Verletzungen oder Todesfälle haften, betonte Kemkes. Das ist in der Vergangenheit zwar noch nie passiert, soll aber möglich sein. „Dem Klimaschutzministerium sind keine aktuellen oder in der Vergangenheit anhängigen Klagen gegen oder Verurteilungen von Mitarbeitern von Landesforsten im Zusammenhang mit umgefallenen Bäumen bekannt“, erklärt Magdalena Fröhlich, Pressesprecherin des zuständigen Ministeriums auf Anfrage.

Kemkes beharrt auf jährlicher Kontrolle der Grundstücke und die sollen künftig die Pächter bei einem privaten Baumgutachter in Auftrag geben und dokumentieren, damit der Revierförster rechtlich auf der sicheren Seite ist. Was das kostet, konnte Kemkes nicht sagen. Das werde je nach Aufwand berechnet.

Zehn Pächter bereits ausgestiegen

Zehn der gekündigten Pächter hätten bereits den neuen Vertrag unterschrieben. Weitere zehn Pächter hätten erklärt, dass sie künftig auf ein Grundstück verzichten. Sie müssen jetzt innerhalb eines halben Jahres alles entfernen.

Kemkes kann den Unmut der Pächter verstehen. Er habe aber keine andere Wahl. Eine Gewinnabsicht durch die deutlich höheren Pachtzinsen verneint er.

x