Pirmasens Flucht durch die Krise

Bettlerträume zur kalten Jahreszeit: Musiker Markus Pfeffer ist der Mann hinter „Winterland“ und „Lazarus Dream“.
Bettlerträume zur kalten Jahreszeit: Musiker Markus Pfeffer ist der Mann hinter »Winterland« und »Lazarus Dream«.

Die Kaiserslauterer Band Winterland begeht ein Doppeljubiläum, die personell verbandelte Formation Lazarus Dream bereitet ein neues Album vor. Ein Gespräch mit Markus Pfeffer, dem Gründer und Mastermind beider Gruppen.

Jubiläum Nummer 1: Winterland wurde vor 25 Jahren gegründet. Während dieser Reifezeit hat sich die Formation zu einer festen Größe (auch in der internationalen Wahrnehmung) im Bereich musikalisch und textlich anspruchsvoller Rockmusik entwickelt. Nicht schlecht für eine dereinst nur lokal bekannte Kaiserslauterer Gruppe im schnelllebigen Showbiz. Nicht weniger als neun Studioalben hat Winterland in diesem Vierteljahrhundert veröffentlicht. Die zehnte Produktion − und das wäre dann Jubiläum Nummer 2 – wird in diesem Jahr just zum „silbernen“ Jahrestag veröffentlicht. Der Titel steht auch schon fest: „Retro“.

Zurück zu englischen Texten

Der Name steht in direkter Verbindung mit der Bandgeschichte. Angefangen haben Gitarrist, Komponist und Bandgründer Markus Pfeffer und seine damaligen Mitmusiker mit Songs in englischer Sprache, ab 2010 ging es mit dem erfolgreichen Album „Alles geht“ dann ins Deutsche. Und nun: Jüngst angeregt von den Erfahrungen mit und Stimmungen in Lazarus Dream steuert man jetzt wieder, ganz „retro“-orientiert, zurück mit Kompositionen in englischer Sprache.

Dazu passt musikalisch, dass man bei der Sammlung und Zusammenstellung des in Frage kommenden Materials ebenfalls einen Blick zurück wirft. So beschäftigte man sich etwa mit der textlichen und musikalischen Neuinterpretation eigener früher Titel − etwa „Missing“ und „I Don’t Know“. Auch eigene Interpretationen von Songs fremder Gruppen hat die Band kreiert und beim Sammeln ins Auge gefasst, darunter stilistische Kabinettstückchen wie die verschärfte Rock-Version von Duran Durans 1983er Hit „The Union of the Snake“.

Aber keine Sorge: Album Nr. 10, das im Wesentlichen schon unter Dach und Fach ist, wird musikalisch keine Nostalgie-Nummer. Zuerst, so versichert Markus Pfeffer im RHEINPFALZ-Gespräch, werde man mit „Retro“ das neue (plus das straff aktualisierte) eigene Material veröffentlichen. Die aktuellen Titel habe er während des eigentlich zur musikalischen Untätigkeit verdammenden Lockdowns komponiert und arrangiert − „wie ein Besessener“ auf einer Art „Flucht nach vorne“.

Im Zusammenspiel mit dem neuen Bassisten Bernd Schreiber („Friends United“) und dem als Gast zum Einsatz kommenden Percussionisten Thomas Rieder klingen die bisherigen Aufnahmen dem Vernehmen nach denn auch besonders deftig und treibend. Wie und wann man die adaptierten Fremdkompositionen veröffentlicht, werde „derzeit noch überlegt“.

Album-Doppelschlag

Auch von seiner zweiten, im letzten Jahr gegründeten Duo-Band Lazarus Dream (mit Carsten „Lizard“ Schulz) hat Markus Pfeffer interessantes Neues zu berichten. Zum einen: Die beiden als Appetithäppchen für das im Dezember veröffentlichte Debütalbum „Alive“ ausgekoppelten Songs „Wings of an Eagle“ und „House of Cards“ wurden auf Youtube inzwischen fast 70.000- und 60.000-mal aufgerufen, mehrere tausend Klicks auf der Seite ihrer Plattenfirma nicht mitgerechnet. Auch das ist ein mehr als respektabler Erfolg.

Und zweitens: „Ein Lazarus Dream-Album wird es dieses Jahr „definitiv auch noch geben“ erklärt Markus Pfeffer. Eine Dreiviertelstunde an instrumentalem Song-Material sei schon komplett fertig, der Rest stehe kurz vor der Vollendung. Ein angenehmer Album-Doppelschlag also und ein zweifaches Jubiläum − für die Musiker und ihre Anhänger ein Lichtblick in trüber Zeit.

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