Pirmasens „Film ist Kurzsprint, Theater ist Marathon“

Saskia Vester
Saskia Vester

Prominenten Besuch haben die Gräfensteiner Theaterspiele am Samstag, 24. Februar, 20 Uhr, in der Halle der Rodalber Mozartschule. Zum Ensemble der Münchner Tournee, das die Komödie „Was dem einen recht ist“ von Donald R. Wilde aufführt, gehört Saskia Vester, eine der bekanntesten deutschen Schauspielerinnen, die in Kinofilmen wie „Frauen sind was Wunderbares“ und „Wer früher stirbt, ist länger tot“ oder im Fernsehen in zahlreichen Serien oder im „Tatort“ zu sehen ist. Mit Saskia Vester sprach unser Redakteur Christian Hanelt.

Sie gastieren am Samstag in Rodalben, also nicht weit von Ihrer Heimatstadt Saarbrücken entfernt. Sind Sie noch oft in der Region?

Nee, gar nicht. Auch meine ganze Verwandtschaft lebt nicht mehr da, sondern ist in ganz Deutschland verteilt. Ich habe aber die Ehre, Saarland-Botschafterin zu sein, und deshalb bin ich einmal im Jahr beim Saarland-Botschaftertreffen in Saarbrücken und habe dadurch wieder ein bisschen Kontakt zu der Stadt bekommen. Das Stück „Was dem einen recht ist“ spielt an einem 60. Geburtstag. Nächstes Jahr werden Sie 60. Beschäftigt Sie diese Zahl? Nee. Das ist doch tatsächlich nur eine Zahl. Ich habe dazu überhaupt kein Verhältnis. Es kommt mit absurd vor, dass ich nächstes Jahr 60 werde, weil ich mich einfach nicht so fühle. Aber das geht wohl allen so. Ich habe auch zu meinem 50. kein Verhältnis gehabt. Der einzige runde Geburtstag, an dem ich mich jemals alt gefühlt habe, war der 30. Was reizt Sie an dem Stück „Was dem einen recht ist“? Es ist eine richtig schöne Geschichte, die lustig ist, die traurig ist und die ans Herz geht. Wir nehmen die Zuschauer diese eineinhalb Stunden mit auf eine Reise und erzählen ihnen eine Geschichte von einer Frau. Und es macht einfach wahnsinnig Spaß, diese Frau zu spielen. Sie macht ja auch eine Entwicklung durch: Ist erst mehr das Mäuschen, das Frauchen und entwickelt sich dann zu einer selbstbewussten Frau. Das ist einfach eine schöne Geschichte. Spielen Sie beides – Komödien und schwere Kost – mit gleicher Begeisterung? Ja. Zuletzt war ich ja auch in zwei „Tatort“-Folgen“ zu sehen – das war schon harter Tobak. Ich bekomme nach wie vor beide Seiten angeboten, was ja auch nicht unbedingt selbstverständlich ist. Sie sind im Fernsehen sehr präsent, spielen im Theater. Wofür schlägt Ihr Herz? Ich kann gar nicht sagen, was mir lieber ist. Das sind zwei ganz verschiedene Sportarten. Einen Film drehen ist Kurzsprint, und Theater ist Marathon. Und beides hat was. Ich finde es als Schauspielerin einfach wichtig, dass man alle paar Jahre auf die Bühne zurückkehrt. Das tut uns gut. Es ist wie bei einem Sportler, der nicht nur einen Muskel trainiert. Denn man sollte möglichst breit aufgestellt sein. Deshalb zieht es mich auch immer wieder zum Theater zurück. Aber ich liebe beides: Drehen und Theater. Sie sind sehr oft im Fernsehen zu sehen. In diesem Monat innerhalb von drei Tagen gleich drei Mal. Haben Sie keine Angst, sich zu überspielen? Nein. Solange mich alle noch sehen wollen und solange die Quoten super sind, so wie jetzt bei meiner neuen Reihe „Das Kindermädchen“. Für die packe ich jetzt auch, wenn ich mit dem Theater fertig bin, die Koffer und fliege nach Südafrika, um weiterzudrehen – gerade weil die Quoten so bombastisch waren. Also heißt das, man ist meiner noch nicht überdrüssig, und darüber bin ich sehr froh Sehen Sie sich im Fernsehen Ihre eigenen Filme an? Ich kann Filme sehen, die ein paar Jahre zurückliegen. Dann ist der Abstand groß genug. Aber ansonsten ist es für mich ganz schwierig und ganz merkwürdig. Deswegen lasse ich es lieber. Wie sind Sie eigentlich an die Rolle der Patricia in „Was dem einen recht ist“ gekommen? Ich habe ja schon vor drei Jahren in „Ganz heiße Nummer“ in der Komödie im Bayrischen Hof in München gespielt und dann haben sie mir nun wieder ein paar Stücke angeboten, aus denen ich mir dies hier ausgesucht habe, weil ich es am spannendsten fand. Sie haben kein festes Bühnenengagement mehr? Nein, das geht nicht – dann kann man nicht mehr drehen. Für ein Tourneetheater ist es sicher von Vorteil, dass Sie aus dem Fernsehen so bekannt sind? Ich glaube schon. So ein Tourneetheater tut sich schwer mit komplett unbekannten Schauspieler. Und wenn, dann muss zumindest das Stück super bekannt sein. Unser Stück ist ja nun gar nicht bekannt. Dafür sind wir es als Schauspieler, die dann die Leute anziehen. Und die sind sehr dankbar, dass wir kommen. Was schätzen Sie an Ihrem Kollegen Norbert Heckner, der im Stück Ihren Ehemann spielt? Das ist ein super Schauspieler und ich liebe unsere Szenen auf der Bühne. Wir schenken uns da auch nichts und es kracht ganz schön auf der Bühne. Es macht riesigen Spaß, mit ihm zu spielen. Er ist einfach ein Guter. Was sind Ihre Pläne, wenn Sie mit dem Stück fertig sind? Wie gesagt, ich fliege dann sofort nach Südafrika und drehe „Das Kindermädchen“. „Mission Südafrika“ heißt es diesmal. Danach drehe ich „Marie fängt Feuer“ und dann ist schon fast Oktober und ich fliege nach Kanada, um den dritten Teil von „Das Kindermädchen“ zu drehen. Und dann ist Weihnachten und ich liege nur noch platt auf der Couch. Sind Sie ein Workaholic? Ich bin eigentlich stinkfaul, aber man lässt mich nicht. Ich finde es auch super, gar nichts zu tun. Das ist jetzt aber auch Koketterie, denn ich bin natürlich unheimlich dankbar und froh, dass ich so viel zu tun habe, denn das ist ja auch nicht selbstverständlich in meinem Alter oder überhaupt als Schauspieler. Eine Auszeit kann man sich in dem Beruf wohl auch kaum erlauben? Eigentlich nicht – vor allem nicht, wenn das Projekte sind, bei denen man sofort jubelt und sagt „was für eine tolle Rolle“ oder „was für ein toller Film“. Da kann man auch gar nicht „nein“ sagen. Wie definieren Sie Erfolg? Erfolg ist, wenn ich die Menschen berühre, wenn die Menschen mich umarmen und sagen, „ich sehe sie so gern, sie sind meine Lieblingsschauspielerin“ – das ist für mich Erfolg. Kann die Nähe der Fans nicht auch erdrücken? Eigentlich nicht. Ich freue mich darüber. Als eher unangenehm empfinde ich es, wenn Leute zum Beispiel beim Einkaufen einfach nur starren und man sich beobachtet fühlt. Aber wenn Menschen auf mich zukommen, ist das sehr schön, denn für die spiele ich ja auch. Haben Sie eine Traumrolle? Meine jetzige Rolle ist meine Traumrolle. Eigentlich ist immer die Rolle, die ich gerade spiele, meine Traumrolle. Bitte nennen Sie drei Gründe, in die Rodalber Vorstellung zu kommen? Sie werden bestens unterhalten. Können eineinhalb Stunden den Alltag vergessen, können vielleicht etwas zum Nachdenken mitnehmen. Sie können ganz viel Schmunzeln und einen herrlichen Abend verbringen. Infos Karten gibt es im Vorverkauf zu Preisen zwischen zwölf und 23 Euro in Rodalben in der VR- Bank, im Café Flory und bei der Tourist- Info im Rathaus, Telefon 06331/234180, E-Mail: silke.menzel@rodalben.de.

Szenenfoto: Patricia Burdick (Saskia Vester) findet Trost bei ihrer besten Freundin Geraldine (Franziska Traub (rechts).
Szenenfoto: Patricia Burdick (Saskia Vester) findet Trost bei ihrer besten Freundin Geraldine (Franziska Traub (rechts).
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