Pirmasens Feine Damen im Fieber

Sie kommen aus ganz Deutschland und das gezielt. Der Name Peter Kaiser lockt sie her, die Liebhaberinnen des feinen und eleganten Schuhwerks. Fein geht es freilich nicht immer zu im Fabrikverkauf der Pirmasenser Damenschuhfabrik. Denn an Brückentagen oder bei Aktionen herrscht Hochbetrieb – und dann kann im Schnäppchenfieber auch schon manches aus dem Tritt kommen.

In den Fabrikverkauf von Peter Kaiser verirren sich keine Laufkunden. Wer sie besuche, komme gezielt, sagt Martin Becker, Leiter Produktionsmanagement. Aus ganz Deutschland: „Von Kassel bis München ist alles dabei“. Auch Reisende und Geschäftspartner auf Besuch nutzten die Gelegenheit zum Einkauf im Fabrikverkauf. Nicht wenige von ihnen, weiß Becker, riefen vorher an, um zu erfahren, ob bestimmte Modelle vorrätig seien. Zwischen 150.000 und 200.000 Besucher pro Jahr dürften sie haben, schätzt Martin Becker vorsichtig. Besonders gefragt: die Brückentage oder auch die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr – „da hat die Bude gebrannt“. An solchen Tagen werden mehrere hundert Paar Schuhe verkauft – und am Ende des Tages sieht der Verkaufsraum dann auch aus, als „wäre eine Herde Elefanten durchgegangen“. An solchen Tagen muss dann auch das komplette Verkaufsteam ran: die drei Vollzeitkräfte und eine Teilzeitkraft. Seit etwa 20 Jahren befindet sich der Fabrikverkauf in dem schmalen Gebäude vor dem früheren Werk 2 in der Lemberger Straße, das seit über zehn Jahren nur noch als Lager dient. Ähnlich wie bei anderen Unternehmen war auch bei Peter Kaiser der Fabrikverkauf zunächst den Mitarbeitern vorbehalten; vor etwa 14 Jahren wurde er jedoch öffentlich zugänglich. Zwischen 800 und 1000 Paar Schuhe gibt es im Fabrikverkauf, Schuhe aus älterer und aktueller Kollektion. Es sind Damenschuhe, die aus der kleinen Lagerproduktion für Nachbestellungen am Jahresende übrig bleiben, Kundenreklamationen, Zweite-Wahl-Schuhe mit Schönheitsfehlern wie zum Beispiel Kleberesten und Farbabweichungen oder Stepp- und Zwickproben von Lehrlingen. Dazu kommen Handtaschen und Gürtel sowie inzwischen auch zu einem kleinen Anteile Herren-Schuhe, die in Portugal in Lohnfertigung für Peter Kaiser hergestellt werden. Die kleine Herrenecke für die Begleiter der Schnäppchenjägerinnen wird seit Neuem ergänzt um Aktentaschen aus Italien. Zu bekommen sind hier derzeit vor allem Schuhgrößen von zwei (35) bis neun (42). Die Ersparnis bei den Damenschuhen gegenüber dem Ladenpreis liegt bei bis zu 40 Prozent, Pumps gibt es zum Beispiel ab 65 oder 70 Euro; die Herrenschuhe liegen hingegen über 100 Euro. Eine besondere Kategorie für Musterschuhe (Größe 4,5) mit Sonderpreisen gibt es nicht. Denn ein Großteil der Musterschuhe geht an den Handel, wie Becker erklärt: Mittlerweile gebe es Händler, die sich darauf spezialisiert hätten. Apropos Handel: Schaut der eigentlich schief auf den florierenden Fabrikverkauf? Martin Becker schüttelt den Kopf. Zum einen seien sie im nahen Umfeld gar nicht im Einzelhandel vertreten und zum anderen müssten sie ja auch die Retouren aus dem Handel irgendwie verwenden. Und selbst mit dem nahen Outlet-Center Zweibrücken, wo Peter Kaiser seit einem Jahr einen – gut laufenden – Shop betreibt, komme man sich nicht ins Gehege, stellt Becker fest: Dort kauften ganz andere Kunden ein, so etwa viele Franzosen. Aber auch wenn die Preise im Fabrikverkauf deutlich niedriger sind als im Einzelhandel: Frau handelt auch hier gerne. Einen kleinen Spielraum haben die Damen vom Verkauf zwar dafür – aber nur, wenn es einen echten Beanstandungsgrund gibt. Und Mengenrabatt gibt es dort übrigens auch nicht. Vermutlich aus gutem Grund. Denn sonst kämen gewiss ganze Busgesellschaften angereist. (tre)

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