Pirmasens Energiefressern Maul stopfen

Seit Anfang März leistet sich die Stadtverwaltung mit Patrick Weber einen Klimaschutzmanager. Der 48-jährige Architekt soll der Stadt helfen, von den hohen Energiekosten in den 105 städtischen Gebäuden runterzukommen.

„Mit dem Klimaschutzmanager wollen wir das Thema Einsparpotenziale weiter professionalisieren“, sagte Baudezernent Michael Schieler gestern, der klar machte, dass die Stadt auch unter Druck steht. Der Energieverbrauch von städtischen Liegenschaften liegt im Jahr bei 1,36 Millionen Euro, wobei ein Einsparpotenzial bei Heizenergie und Strom von 606.764 Euro bestehe. Mit Patrick Weber wurde ein Experte gewonnen. Er hat eine Zusatzausbildung als Energiemanager, seine Stelle ist zunächst auf zwei Jahre befristet, 95 Prozent der Personal- und Sachkosten für die Stelle übernimmt der Bund. Schieler verdeutlichte dies an der Energiebilanz einzelner Gebäude, wobei die Kirchbergschule die Liste der Energiefresser anführt. Dort werden im Jahr 3 Millionen Kilowattstunden Heizenergie verpulvert, an der Berufsbildenden Schule sind es 2,5 Millionen. Dieser Energieausstoß sei nicht zu verantworten und zwinge zum Handeln. Wie berichtet, wird an der BBS eine neue Heizungsanlage installiert, die Kirchbergschule, die Schieler zufolge teilweise leer steht, soll saniert werden und langfristig das Ball-Gymnasium beherbergen und damit wieder voll belegt werden. Wobei die Verwaltung beim Thema Klimaschutz kein Neuland betritt, wie Schieler betont. Die jüngsten Kita-Bauten seien schon im Passivhaus-Standard hochgezogen worden, was beispielsweise in dem Neubau in Erlenbrunn die Heizkosten auf 2400 Euro im Jahr reduzieren werde. „In Altbauten liegen sie im Schnitt fünfmal so hoch.“ Zu den Aufgaben von Weber wird gehören, ein Gebäudemanagement inklusive Datenbank aufzubauen, die Verbrauchsentwicklung zu dokumentieren, zu bewerten und zu kontrollieren. Eine Gebäudebewertung soll verdeutlichen, wo der Handlungsbedarf am größten ist, sprich wo es Wärmebrücken gibt, Schwachstellen an der Gebäudehülle, eine veraltete Anlagentechnik. „Es wird Prioritätenliste geben“, so Weber. Bei Umbauten wird künftig die Datenanalyse Webers helfen. Deshalb wird die Landgraf-Ludwig-Realschule in der Alleestraße, die im kommenden Jahr saniert werden soll, zu seinen ersten Baustellen gehören. Gegenübergestellt werden sollen künftig auch mögliche Ein-sparpotenziale und Investitionskosten. Schieler ist froh, dass der Klimaschutzmanager jetzt an den Start geht. „Wir werden so die energetische Sanierung in den Griff bekommen, die Planungen helfen uns, schnell reagieren zu können, wenn mit dem Sonderfonds für Kommunen vielleicht demnächst ein Konjunkturprogramm III kommt“. Grünen-Sprecher Hermann Schulze hatte das Thema „nachhaltige Gebäudewirtschaft“ auf die Tagesordnung des Stadtrats gebracht. Er hatte einen Investitionsstau bemängelt, in den vergangenen Jahren seien energieeffiziente Gebäude nur Randthemen der Stadtpolitik gewesen. Frank Eschrich sprach von „Flickschusterei“, Gebäudemanagement finde nicht statt. Dem widersprach Oberbürgermeister Bernhard Matheis. Der Investitionsstau sei nicht auf fehlendes Verwaltungshandeln zurückzuführen, sonder auf fehlende finanzielle Unterstützung von Bund und Land. Versäumnisse beim Gebäudemanagement sehe er nicht. (cla/pr)

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