Pirmasens Eingetaucht ins Leben von Hennings und Ball

Mit Bärbel Reetzens „Das Paradies war für uns“ wurde im Herbst letzten Jahres eine spannende Doppel-Biografie über Emmy Ball-Hennings und Hugo Ball veröffentlicht.

Vielleicht ist es das bisher seriöseste und interessanteste Werk über das gegensätzliche Liebes- und Künstlerpaar auf dem Büchermarkt überhaupt. Anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Dada“ laden die VR-Bank Pirmasens und die Volkshochschule für Freitagabend, 8. April, 19 Uhr, zu einer Lesung mit der Autorin ein. „Eine Biographie über ein libertäres Paar und ein Leben voller Leidenschaft und Exzentrik“ beschreibt der Verlag das Werk. Und er übertreibt nicht. Denn mit Emmy Hennings und Hugo Ball trifft sich ein Paar, wie es gegensätzlicher nicht sein könnte. Er, der Anreger des Dadaismus, der intellektuelle Theatermacher und rebellische Dichter, trifft 1912 in München auf die schillernde Kabarettistin und ist fasziniert von ihrer Vielfachheit und von ihrem Charme. Sie, exzentrische Diseuse und Liebhaberin bedeutender Männer, fühlt sich zu ihm hingezogen. Die intellektuelle Distanz und auch der Erlebnishintergrund der beiden könnten nicht größer sein, meint die Autorin und folgt dem extravaganten Paar auf seinem Weg von der Gründung des Cabaret Voltaire in Zürich, der Keimzelle des Dadaismus, zu ihrem ländlichen Leben im Tessin, wo Emmy Hennings und Hugo Ball eine enge Freundschaft mit Hermann Hesse pflegen. Ball und Hennings lebten aber auch in Rom und an der Amalfi-Küste, immer da, wo das Leben bezahlbar war, berichtet die Autorin, die sich auskennt in dem Nomadenleben des Künstlerpaars. Mit Ball, Hennings und mit deren Umfeld beschäftigt sich die Autorin schon lange. Für die in Flensburg geborene Schauspielerin, Schriftstellerin und Kabarettistin Hennings interessiert sie sich, seit sie bei einem Spaziergang in Flensburg eine Tafel mit deren Namen entdeckte und sich auf Spurensuche begab. Das erzählte Bärbel Reetz in einem Radio-Interview. „Emmy Ball-Hennings. Leben im Vielleicht“ heißt das Buch, das 2001 im Suhrkamp Verlag erschienen ist. Seitdem ist sie eingetaucht in das aufregende Leben von Hennings und Ball sowie auch von Hermann Hesse, mit dem das Paar aufgrund gleicher Interessen, der Religion und der Psychoanalyse etwa, eng befreundet war. Sie veröffentlichte „Hermann Hesse. Briefwechsel 1921 bis 1927 mit Hugo Ball und Emmy Ball-Hennings“. In der aktuellen Doppel-Biografie entwirft die Autorin das Porträt eines ungewöhnlichen Paares, das libertär, leidenschaftlich und exzentrisch lebte in einer Zeit, in der viel gefragt und noch mehr gewagt wurde. In ihrem Werk stützt sie sich auf viele unveröffentlichte Bilder und Dokumente. Das Paradies hatte Hugo Ball seiner Emmy versprochen. Aber es war ein steiniger Weg, der das extravagante Paar ins Zentrum der literarischen Moderne führte. Reetz wurde 1942 geboren. Sie studierte Germanistik und Anglistik und lebt als Autorin und freie Journalistin in Berlin. Für ihre Arbeiten wurde sie mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. 1994 erhielt sie den Bettina-von-Arnim-Preis für ihre Erzählung „Virginia oder die Gleichzeitigkeit“. Im Rahmen von „100 Jahre Dada“ ist die Autorin und Ball-Kennerin persönlich in Pirmasens zu erleben. Info Bärbel Reetz: Das Paradies war für uns. Emmy Ball-Hennings und Hugo Ball. Literatur im Gespräch, 8. April, 19 Uhr, Veranstaltungsraum der VR-Bank Pirmasens (Zugang über Schlosstreppe oder VR-Lift)

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