Pirmasens Eine Familie sucht Orientierung

Vier Köpfe zählt die Hauensteiner Familie Naab. Und nicht alltäglich ist: Die vier Naabs pflegen ein gemeinsames Hobby. Die Eltern Jenny und Udo, beide erfolgreiche Motorsportler, haben die beiden Söhne Julian und Christian mit ihrer Motorsportbegeisterung infiziert. Und so kommt es nicht selten vor, dass das Naab-Quartett in zwei Teams am gleichen Wettbewerb am Start ist: Orientierungsfahrten haben es ihnen angetan. „Orientierungsfahrten sind eine Vorstufe zum Rallyesport“, sagt Udo Naab, der gemeinsam mit seinem Co-Piloten Harald Korz seit 1990 auf den Rallyekursen zuhause ist. Er hat unter anderem bereits die Euro-Rallye-Trophy gewonnen und war auch bei der berühmten Rallye Monte Carlo am Start. Dem Rallyesport hat der Bauunternehmer auch keineswegs adieu gesagt. Er wird auch 2015 bei der einen oder anderen Rallye dem inzwischen 23 Jahre alten 180-PS-Opel Astra die Sporen geben. Aber: Auch bei bis zu acht Orientierungsfahrten wird er 2015 am Start sein, wie zuletzt bei der „Ori Nordbaden“ im Raum Mannheim/Heidelberg, bei der ihn seine Frau Jenny auf dem Beifahrersitz gegen starke Konkurrenz aus ganz Süddeutschland auf den vierten Platz lotste. „Lotsen“ – der Begriff will gut zur Orientierungsfahrt passen: „Mit Hilfe des vom Veranstalter zusammengestellten Bordbuchs ist eine Strecke von rund 75 Kilometern innerhalb von drei Stunden zurückzulegen, wobei es darauf ankommt, die Strecke genau nach den Vorgaben nachzufahren“, beschreibt Jenny Naab in aller Kürze die Aufgabe bei einer Orientierungsfahrt. Und sie zeigt das Bordbuch der bei Nacht zu fahrenden Prüfung in Nordbaden, runde 30 Seiten stark. Die Strecke wird darin mit den verschiedensten Zeichen vorgegeben: Da gibt es beispielsweise die „Chinesen“ und die „Fischgräten“ als Symbole, die zur nächsten Abzweigung führen, es gibt Kartenausschnitte mit Punkt-Strich-Markierung des zu fahrenden Kurses, wobei immer Punkt auf Strich folgen muss und keine Strecke in umgekehrter Richtung gefahren werden darf. Unterwegs sind Zahlen als Orientierungspunkte und Stempelkontrollen anzufahren – möglichst genau so und in genau der Reihenfolge, wie sich dies die Veranstalter vorstellten. Lesen muss diese Hieroglyphen der Co-Pilot, der auch die gesammelten Zahlen notieren muss. „Der Co-Pilot hat deutlich mehr zu tun als der Pilot, der ja das Auto in recht beschaulichem Tempo chauffieren kann“, lobt Udo seine Jenny, die bestätigt: „Da musst du über drei Stunden höchst konzentriert sein. Und das ist schon eine Herausforderung.“ Und dieser Herausforderung stellen sich auf dem Beifahrersitz immer wieder auch die Söhne Julian und Christian, die – chauffiert von den Eltern – schon manche knifflige Orientierungsfahrt gemeistert haben. „Es kommt oft vor, dass man eine Strecke doppelt fährt, dass man probieren muss, um die Labyrinthe, die die Veranstalter konstruiert haben, zu bewältigen“, berichten die Naabs. Passieren Fehler, wenn etwa die falsche Zahlrenreihenfolge notiert wurde, setzt es Strafpunkte. „Auch wer mehr als die vorgesehene Zeit benötigt, kassiert Strafpunkte“, erzählt der 15-jährige Julian, der wie sein zwei Jahre älterer Bruder Christian seit 2012 mit den Eltern „Oris“ fährt. Julian, Schüler am Trifels-Gymnasium in Annweiler und in der Freizeit auch auf dem Badmintonfeld anzutreffen, zeigt stolz den großen Pokal, den er für seinen dritten Platz beim ADAC-Cup 2013 gewonnen hat. Christian, der die Dahner Realschule besucht, bei den A-Junioren des TV Hauenstein kickt und sich bei den Pfadfindern als Gruppenleiter engagiert, beschreibt den Reiz der Orientierungsfahrt so: „Du musst dich halt hervorragend mit Karten auskennen. Und die Aufgabe einer Orientierungsfahrt zu knacken, das hat schon etwas vom Lösen eines kniffligen Falles.“ Julian hat ganz besonderen Spaß an den „Jux-Oris“, wo auch mal Gummibärchen zu testen waren. „Viel mehr als ein ganz normales Auto braucht es nicht, um an einer Ori teilzunehmen“, sagt Jenny Naab. Hilfreich sei eine Lupe, um die Feinheiten der Streckenführung genau zu studieren, hilfreich sind auch eine Leseleuchte und ein Klemmbrett – das war’s. Weil auch die Startgebühren bei Oris mit 30 Euro im Vergleich zu Rallyes recht niedrig lägen, seien Orientierungsfahrten „preisgünstiger Motorsport“, sagt Udo Naab. Und Motorsport liegt ihnen allen am Herzen: Jenny Naab investiert nicht nur im Auto, sondern auch am Schreibtisch viel Zeit in das Hobby: Als Rallye-Sekretärin steckt sie in der Vorbereitung der Rallye Südliche Weinstraße, die ihr Verein, der MSC Ramberg, am 28. Februar mit Start und Ziel in Edenkoben veranstaltet.

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