Pirmasens „Ein oder zwei Mal lassen uns die Zuschauer an die Wand krachen“

Rodalben bekam von den „Show-Pianisten“ eine Gala geboten, die regelrecht gefeiert wurde, aber gerade einmal 80 Zuschauer wollten sie sehen. Für Hans Heinen, den Leiter der Gräfensteiner Theaterspiele, eine bittere Enttäuschung. Über Ursache und Folgen sprach er mit Christian Hanelt.

Wie haben die beiden Musiker auf die magere Kulisse reagiert?

Von den Zuschauern, die da waren, zeigten sich die Künstler angetan. Sie sprachen von einem aufmerksamen und begeisterungsfähigen Publikum. Die magere Kulisse bedauerten sie sehr, auch wegen der Kosten für den Veranstalter. Die Beigeordnete Ulrike Kahl-Jordan brachte es auf den Punkt: „Ich habe mich geschämt“. Wären an diesem Abend nicht zufällig viele Außenstellenleitungen der Kreisvolkshochschule zu Gast gewesen, hätte sich die Zuschauerzahl sogar um die Hälfte verringert. Die Gräfensteiner Theaterspiele besuchen ohnehin viel mehr auswärtige Gäste als Rodalber Bürger. Die Besucher kommen aus den Ortsgemeinden im Verbandsgebiet, aus dem gesamten Landkreis, aus Pirmasens, oft auch – verbunden mit Wandern und Übernachtung – aus anderen Bundesländern. Welche konkreten Folgen hat der schwache Besuch für die Gräfensteiner Theaterspiele? Es ist ja so, dass die Gräfensteiner Theaterspiele im Allgemeinen gut angenommen werden. Viele Stücke sind sogar ganz ausverkauft. Aber ein oder zwei Mal lassen uns unsere Zuschauer an die Wand krachen. Die Volkshochschule Rodalben, Veranstalter der Gräfensteiner Theaterspiele, wollte mit dem Gastspiel zweier Weltstars etwas Besonderes in das aktuelle Jahresprogramm aufnehmen, ein absolutes, wenn auch kostspieliges Highlight, und wurde – aus welchen Gründen auch immer – gnadenlos abgewatscht. Und das mit Folgen: Denn jetzt wackelt der Finanzierungsplan der Theaterspiele gewaltig. Die Künstler aus Hamburg bekommen ihr Honorar, das Musikhaus, der Techniker für Beschallung und Beleuchtung. Worin sehen Sie die Ursachen für die Misere? Die Gräfensteiner Theaterspiele mit ihrer breiten Streuung und ihren vielen Kostbarkeiten brauchen Unterstützung. Die einfachste Form der Unterstützung ist der Besuch der Veranstaltungen. Hier herrscht in Rodalben oft zu viel Gleichgültigkeit. Dann heißt es zum Beispiel: „Das haben wir nicht gelesen“ oder „Davon haben wir nichts gewusst“ oder „Uns hat niemand darauf angesprochen“. Ich weiß aus Erfahrung und aus vielen Gesprächen, dass es Gemeinden in Rodalbens Nachbarschaft gibt, die Rodalben um dieses Programm beneiden. In der Praxis gilt: Es ist wie mit dem Einkaufen. Wer will, dass es in Rodalben Geschäfte gibt, muss auch in Rodalben einkaufen. Gleiches gilt für die Kultur. Welche Konsequenzen werden Sie nun ziehen? Einmal abgesehen von der Mund-zu- Mund-Propaganda, die unbedingt erforderlich ist, braucht die Volkshochschule Partner, die sich in ihren Reihen für das kulturelle Angebot stark machen. Ich denke da an Vereine, die ebenfalls kulturelle Aufgaben erfüllen wie den Eine-Welt-Verein, das Männerquartett mit seinen Chören, den Pfälzerwaldverein, vielleicht auch den Verkehrsverein. Rodalben bietet ein super Programm. Gastspiele kann man natürlich auch in Mannheim besuchen oder in Saarbrücken, wo demnächst „David & Götz“ gastieren. Der Ort ist dann zwar anders, das Programm jedoch nicht! (Foto: daa)

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