Pirmasens Die Zeit ist der Gegner

HOMBURG/KÄSHOFEN. Eng und waldgesäumt präsentiert sich die Käshofer Straße den Teilnehmern des Homburger Bergrennens. Die Rennfahrer mögen diese Gegebenheiten, weshalb man die Piloten, die am Wochenende wieder auf der L120/L462 vom Saarland in die Südwestpfalz unterwegs waren, in die Rubrik Wiederholungstäter einordnen kann.

Ein Blick ins Fahrerlager ist gleichzusetzen mit einem Blick in den Deutschland-Atlas, den Transport ihrer aufgemotzten Vehikel über mehrere hundert Kilometer nehmen die Fahrer gerne auf sich, um beim Bergrennen dabei zu sein. In die Reihe der seit 1974 aufgelisteten Gesamtsieger konnte sich diesmal der Luxemburger Tommy Rollinger eintragen. Rollingers Zeit aus drei Läufen: 3:25,640 Minuten. Nils Abb gehörte auf der 2,6 Kilometer langen Strecke zu den 118 dahinter platzierten Teilnehmern. Er landete in der Gesamtwertung mit einer Zeit von 4:14,820 Minuten auf dem 48. Rang. Der 25-jährige VW-Polo-Chauffeur hat 158 Pferdestärken unterm Hintern, wenn er sich in der Klasse bis 1400 Kubikzentimeter auf die Strecke macht. Der junge Mann aus dem unterfränkischen Eichenbühl setzt eine Familientradition fort. Vater Jürgen Abb ist in den 80er-Jahren Bergrennen gefahren, mittlerweile bilden Senior und Junior ein eingespieltes Team, bei dem der Vater freilich nur noch im Hintergrund wirkt. Der kleine Terrier „Josie“ macht das Abb-Team zum Trio. „Das Auto haben wir im Winter 2011/12 aufgebaut“, erzählte Nils Abb am Samstag während der Trainingsläufe. Er sei über den Kart-Sport zum Bergrennen gekommen. Sein diesjähriger Auftritt beim Homburger Rennen war der mittlerweile Achte, er liegt etwa in der Mitte der Saison. Sie hat am ersten Maiwochenende im luxemburgischen Eschdorf begonnen und wird sich bis in den frühen Herbst hinziehen. „Man schaut schon, dass man bei allen Rennen des Berg-Cups dabei ist“, sagte Nils Abb und beschrieb den Reiz dieser Rennserie: „Du sitzt angeschnallt in deinem Auto und hast eine unsichtbare Stoppuhr im Kopf.“ Das Rennen gegen die Zeit, ohne sichtbaren Gegner, gebe den vielzitierten Kick, dafür lohne es sich, ein Risiko einzugehen. Beim Homburger Bergrennen 2011 hat die Motorsport-Amazone Beatrice Flik einen Crash gebaut, nasser Untergrund ließ sie am Streckenabschnitt „Am Brückchen“ von der Fahrbahn abkommen. „Es war ein Totalschaden, ich musste ins Krankenhaus“, erzählte die aus Calw stammende Rennfahrerin. Auf weitere Starts beim Homburger Rennen zu verzichten, sei für sie aber nicht in Frage gekommen. Es sei genauso wie mit dem gestürzten Reiter, der sofort wieder zurück aufs Pferd müsse, um die Angst zu verlieren. „Einen kleinen Kloß im Magen hat man aber schon, an der betreffenden Stelle fährt man doch zurückhaltender“, erzählte Flik, die den Berg-Cup als Ausgleich für ihren doch eher konservativen Job als Bankkauffrau betrachtet. Die 24-Jährige steuert einen orange-schwarzen Renault Megane, auf dessen rechtem vorderen Kotflügel der Aufkleber „Hexenkutsche“ pappt. „Der stammt von meinem Vater.“ Beatrice Flik wurde 49. der Gesamtwertung, ihre drei Läufe summierten sich auf 4:15,438 Minuten. Aus der Universitätsstadt Marburg kam mit Jens Weber ein Opel-C-Kadett-Pilot an den Berg, der 47-Jährige macht an seinem grünen Flitzer alles selbst.“ Ich bin Maschinenbauingenieur“, erklärte er vielsagend. Fremde Hände kamen mit seinem Liebling nicht in Berührung. „Wenn du an deinem Auto selbst arbeitest, gehst du auch besonders verantwortungsvoll damit um“, meinte er, was nicht heiße, dass er nicht bis an die Leistungsgrenze gehe. Am Sonntag belegte der Hobby-Rennfahrer mit 4:07,968 Minuten den 33. Platz im Gesamtklassement.

x