Pirmasens „Das Auge hört mit“

Die Mozartgesellschaft lädt zu ihrem dritten Konzert dieser Saison in Pirmasens ein. Am Sonntag, 1. März, 11 Uhr, ist der deutsch-russische Pianist Boris Kusnezow zu Gast in der Festhalle, wo er vor etwas über einem Jahr schon einmal an der Seite des Geigers Tobias Feldmann zu hören war. Für sein Programm hat Kusnezow, Werke von Beethoven, Schumann und Brahms ausgewählt. Über seine Musik sprach der Pianist mit unserem Redakteur Christian Hanelt.

Pirmasens ist Ihnen nicht unbekannt. Sie haben hier schon einmal im November 2013 mit Tobias Feldmann gespielt. Können Sie sich an dieses Konzert erinnern?

Ja natürlich. Damals spielten wir ein Programm mit Mozart, Prokofiev und der Kreutzer-Sonate von Beethoven. Tobias ist ein fantastischer Geiger, mit dem ich gern zusammen spiele. Sie treten in großen Konzerthäusern auf, aber auch in kleineren Sälen wie in Pirmasens. Was reizt Sie mehr? Ich denke, am meisten reizt mich die Abwechslung. Es ist ein tolles Gefühl, in einem großen Saal zu spielen, andererseits entstehen besonders intime Momente häufig in kleinerem Umfeld. Gibt es einen Unterschied zwischen Konzerten in der sogenannten Provinz wie zum Beispiel Pirmasens und Metropolen wie London oder Berlin? Für mich als Musiker gibt es da keine großen Unterschiede. Wenn man auf der Bühne steht, möchte man überall auf der Welt einfach gute Musik machen. Was ich aber meine zu beobachten ist ein unterschiedliches Verhalten des Publikums. In Großstädten wie Berlin oder London gibt es ein riesiges kulturelles Angebot. Jeden Tag kann man zwischen unzähligen Veranstaltungen wählen. In Regionen, wo das kulturelle Angebot hingegen geringer ist, spürt man bei den Menschen eine größere Vorfreude und warmherzige Begeisterung für die Konzerte. Ein Konzert wird viel mehr als etwas Besonderes empfunden. Sie haben Ihren ersten Musikunterricht in Moskau erhalten. Inwieweit unterscheidet sich die Ausbildung in Russland von der in Deutschland? Seit meinem achten Lebensjahr an leben meine Familie und ich in Deutschland. In Moskau hatte ich nur etwa zwei Jahre Klavierunterricht erhalten und hatte dann nur noch deutsche Klavierlehrer. Darum fällt es mir schwer, in dieser Frage zu verallgemeinern. Nichtsdestotrotz kann man natürlich sagen, dass die musikalische Ausbildung in Russland auf eine lange Tradition zurückblickt. Das Thema Eliteförderung – eine Begriff, mit dem man hierzulande lange Zeit große Probleme hatte – wird dort besonders groß geschrieben. Sie haben neben vielen anderen auch den Deutschen Musikwettbewerb gewonnen. Wie wichtig sind solche Wettbewerbe für eine Karriere? Ich denke, Wettbewerbe sind dann nützlich, wenn sie den Preisträgern einen Einstieg in das Konzertleben ermöglichen. Der Deutsche Musikwettbewerb mit seinen vielen Förderprogrammen ist da sicherlich ein Vorbild. Die inflationäre Zahl internationaler Wettbewerbe – es gibt momentan eine hohe dreistellige Zahl von Wettbewerben – schmälert jedoch meiner Meinung nach die Bedeutung von Preisen, sie werden austauschbar. Als Musiker habe ich immer versucht, Wettbewerbe als Motivation für mich selbst zu sehen. Was am Ende rauskommt, hängt letztendlich von sehr vielen Dingen ab, auf die man keinen Einfluss hat. Wie kam es eigentlich zu dem Auftritt in der legendären Carnegie Hall? Meine wunderbare Violinpartnerin Byol Kang und ich erhielten ein Stipendium für eine einwöchige Arbeitsphase mit dem Geiger Christian Tetzlaff in New York. Am Ende der Phase konnten wir dann zwei Konzerte in der Carnegie Hall spielen, was eine einmalige Erfahrung war. Bislang haben Sie vier CDs veröffentlicht. Kann man damit heutzutage noch Geld verdienen? Die Zeit, in der mit CDs das große Geld gemacht wurde, ist sicherlich vorbei. Das spielt für mich jedoch keine Rolle. Mir macht es großen Spaß, Aufnahmen zu machen, obwohl es ist eine besonders intensive und nervenaufreibende Tätigkeit ist. Sie haben eine sehr professionell gestaltete Internetseite. Wie wichtig ist es heutzutage sich als „klassischer“ Musiker populär zu vermarkten – manche ihrer Kollegen haben ja schon ein Popstar-Image? Solche Dinge wie eine gute Website oder gute Fotos sind für mich professionelle Basics, die sicherlich wichtig sind, denn das Auge hört schließlich mit. Ich versuche, diese Dinge jedoch nicht zu übertreiben und meine Zeit hauptsächlich der Musik zu widmen. Haben Sie das Konzertprogramm für Pirmasens eigens zusammengestellt? Was reizt Sie an diesem Programm besonders? Ja, das Programm war meine persönliche Wahl. Beethoven hat für mich in den vergangenen zwei Jahren eine große Rolle gespielt und ich habe mich viel mit seiner Musik auseinandergesetzt. Die Bagatellen Op. 126 sind das allerletzte Klavierwerk des Komponisten überhaupt und von einer unglaublichen Einfachheit und Ehrlichkeit. Jeder Ton hat etwas zu sagen und kommt aus dem Herzen. Die „Sturmsonate“ ist für mich „das Meisterwerk“ schlechthin und war für mich ein großer Türöffner zu Beethovens Musik. In der zweiten Hälfte spiele ich dann die „Kinderszenen“ von Schumann und die beiden Rhapsodien von Brahms. Die kurze Form dominiert also das Konzert, was sicherlich für Abwechslung sorgt. Wie definieren Sie Erfolg? Erfolg ist für mich, die Tätigkeit auszuüben, die man liebt, mit dem Nebeneffekt, davon leben zu können. Bitte nennen Sie drei Gründe, Ihr Konzert in Pirmasens zu besuchen. Beethoven, Schumann und Brahms.

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