Pirmasens 406 Kilometer durchs eisige Finnland

Eine Woche lang quer durch Finnland von der russischen bis zur schwedischen Grenze auf Langlaufskiern unterwegs: Jens Schuster.
Eine Woche lang quer durch Finnland von der russischen bis zur schwedischen Grenze auf Langlaufskiern unterwegs: Jens Schuster.

«EPPENBRUNN.» 406 Kilometer Skilanglauf, in sieben Tagen quer durch Finnland von der russischen zur schwedischen Grenze – das sind die Fakten des Skimarathons „Rajalta Rajalle Hiihto“. Jens Schuster aus Eppenbrunn war einer von 100 Teilnehmern, die sich den Strapazen stellten. Bei Temperaturen von bis zu minus 30 Grad finishte der 56-jährige Professor für Kunststofftechnik an der Pirmasenser Fachhochschule in einer Zeit von 41:29 Stunden inklusive Pausen.

Schuster läuft seit Jahren gemeinsam mit seiner Ehefrau Martina beim Pfälzerwald-Halbmarathon, startet auch bei vielen Marathonevents bundesweit. Der RHEINPFALZ berichtete er über jeden Renntag seines Skilanglauf-Abenteuers, das am 6. März mit dem Flug über Helsinki nach Kuusamo begann. Von dort ging es mit dem Bus einige Stunden zum Start „irgendwo in der Pampa an der russischen Grenze“, so Schuster. Die Temperaturen waren frostig. Tagsüber minus elf, nachts minus 20 Grad. Der Start in eine eiskalte und herausfordernde Woche: Tag 1 (42 Kilometer): „Die ersten 42 Kilometer waren locker. Von der russischen Grenze bis Kuusamo bin ich im aeroben Bereich gelaufen. Das Teilnehmerfeld war bunt gemischt. Sieben Amerikaner, zwei Russen, nach dem Lärmpegel zu urteilen zehn Italiener und acht Spanier. Deutsche waren auch dabei; fast alle aus Sachsen. Das Feld mit 100 Startern zog sich aber so weit auseinander, dass man allein auf weiter Flur war und seine Ruhe hatte. Entschleunigung pur. Die Spuren waren klasse, die Temperaturen okay. Die bis zu minus 17 Grad nahm man bei trockener Kälte nicht wahr. Für zehn Euro hat ein finnischer Wachsmeister mein Fellski schnell präpariert. Der durfte am zweiten Tag gleich wieder ran.“ Tag 2 (53 Kilometer): „Kraftsparendes langes Gleiten war angesagt. Die Temperaturen waren nur noch im einstelligen Minusbereich und die Spuren wurden immer schneller. Hätten nicht noch fünf Tage bevor gestanden, wäre eine Zeit unter vier Stunden drin gewesen. Ganz konnte ich mich dann doch nicht zurückhalten. Kurz vor Schluss musste ich noch einen Sachsen hetzen. Die knackigen Abfahrten hätten wohl bei jedem gut besetzen Volkslauf zu Massenstürzen geführt. So konnte man es fliegen lassen, laut GPS bis zu 45 Stundenkilometer. Leider waren bei einigen Passagen auf Straßen Steine in der Spur. Hier konnte man nur langsam laufen. Die Verpflegung war prima. Mittagessen gab es im Lappenzelt.“ Tag 3 (58 Kilometer): „Der dritte Tag war der bis dato schönste. Die ersten 30 Kilometer waren mit Pausen in weniger als drei Stunden absolviert. Nach der Mittagspause bei Kilometer 33 wurde die Strecke dann aber etwas unruhig. Grätschstiege und kurze, knackige Abfahrten wechselten sich ab. Meine Devise war: immer locker bleiben. Per Lift ging es am Ende zum Hotel auf dem Berg. Der folgende Tag startet dann mit einer blauen Alpinabfahrt. Der erste von 88 Kilometern war also schnell rum.“ Tag 4 (88 Kilometer): „Die 88 Kilometer am vierten Tag ließen sich bei Pulverschnee prima laufen. Bis Kilometer 75 hielt ich ein lockeres Tempo von zehn Stundenkilometern. Zum Schluss konnte ich noch eine Schippe drauflegen und war in 8:44 Stunden im Ziel, kleinere Pausen eingerechnet. Thoraxtrainer und Martinas Pumpstunden sei Dank. Dann war erstmal Sauna und Buffet angesagt – 4700 Kalorien mussten ja wieder reinkommen.“ Tag 5 (47 Kilometer): „Nach der Königsetappe am Vortag lagen eher ruhige 47 Kilometer vor mir. Die Finnen nehmen es mit Entfernungen aber nicht so genau: Am Ende waren es 51 Kilometer. Obendrauf gab es eine Übernachtung im Matratzenlager. Dafür war das Wetter prima und das Mittagessen bestand aus Würstchen-am-Stock-Grillen. Noch zwei Lauftage und der „Wahnsinn“ hat ein Ende. Aber der tolle Schnee und die super Spuren waren den Aufwand allemal wert.“ Tag 6 (58 Kilometer): „Der Wachsski war definitiv die richtige Wahl. Nach einem betulichen Start waren die ersten 50 Kilometer recht locker in 4:40 Stunden absolviert. Danach ging es unruhig und eckig durch den Wald. Meine Gesamtzeit: 5:35 Stunden.“ Tag 7 (56 Kilometer): Der letzte Tag war überraschend anders: Stumpfer Schnee und ekliger Gegenwind auf den freien Flächen reduzierten den Spaßfaktor. Zum Glück waren noch genügend Körnchen vorhanden, um die 56 Kilometer durchlaufen zu können. Es war toll, nach mehr als 400 Kilometern endlich anzukommen.

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