Kampf gegen Corona Südwestpfalz: Die ersten 80 Betten für Pflegebedürftige stehen bereit

 Die Zimmer für Pflegebedürftige sind bezugsbereit.
Die Zimmer für Pflegebedürftige sind bezugsbereit.

Im Schönauer Bildungszentrum Heilsbach können ab Montag die ersten Pflegebedürftigen aus der Südwestpfalz aufgenommen werden, die daheim nicht mehr versorgt werden können.

Für Landrätin Susanne Ganster war die tägliche Pressekonferenz zum Kampf gegen das Coronavirus am Freitagnachmittag eine Begegnung an ehemaliger Wirkungsstätte. Denn das Bildungs- und Freizeitzentrum Heilsbach bei Schönau hat sie selbst einmal geleitet, vor ihrer Zeit als Landtagsabgeordnete und Landrätin. Ab Montag wird dort allerdings ein provisorisches Pflegeheim seine Türen öffnen. Angeboten habe das die Einrichtung selbst, da sie derzeit mangels Gästen leerstehe, sagte Ganster. Zur Auswahl hätten weitere Standorte gestanden. Doch nach Begehung und Überprüfung mit Hilfsdiensten und Gesundheitsamt sei die Entscheidung für die Heilsbach gefallen.

Nur mit niedrigem Pflegegrad

Aufgenommen werden dort Pflegebedürftige, die daheim nicht mehr versorgt werden können, weil beispielsweise Angehörige am Coronavirus erkrankt sind. In Betracht kommen aber nur Patienten mit niedrigem Pflegegrad (1 bis 3), die nicht mit dem Coronavirus infiziert sind. Damit sollen letztlich auch Pflegedienste entlastet werden, die sich dann auf Schwerstpflegefälle konzentrieren können, wie der erste Kreisbeigeordnete Peter Spitzer, zuständig für Soziales, ausführte. 28 Dienste in den zwei Städten und im Landkreis seien angeschrieben worden und um Rückmeldung gebeten worden, so Spitzer. Privatpersonen haben sich beim Kreis noch nicht gemeldet, doch das dürfte sich nach Spitzers Einschätzung bald ändern. Denn für Angehörige, die ausländische Pflegekräfte beherbergten, verändert sich mit den Grenzschließungen die Lage. Eine Veränderung, die Pflegedienste wohl nicht auffangen können. Wer Angehörige unterbringen möchte, muss sich zunächst beim Sozialamt der Kreisverwaltung melden. Dort wird der Fall geprüft.

Flexibel mit den Räumen

Die ersten 80 Betten für pflegebedürftige Senioren in Einzel- und Doppelzimmern – 30 mehr als gefordert – haben die 19 Mitarbeiter der Einrichtung bereits vorbereitet. Mit bis zu 140 Plätzen plant der Kreis derzeit. Doch die Einrichtung bietet deutlich mehr Möglichkeiten, wie deren Leiter Christian Federlein verdeutlicht. Wenn es „hart auf hart“ käme, meint er, könnten sie bis zu 600 Menschen aufnehmen und auch bekochen. Und auch für den Fall, dass es in dem provisorischen Pflegeheim einen Coronavirus-Fall geben sollte, seien sie vorbereitet, sagt er. Mit ihren Räumlichkeiten seien sie flexibel.

ASB übernimmt Betreuung

Die Betreuung der Pflegebedürftigen übernimmt rund um die Uhr der Arbeiter- und Samariterbund (ASB) Pirmasens, der auch den Transport organisiert. Wichtig sei, dass alle häuslichen Pflege-Utensilien vom Rollstuhl bis zur Schnabeltasse sowie Medikamente und Verordnungen mitgegeben würden, sagte Phillip Rieder, stellvertretender ASB-Vorsitzender. 40 Helfer und Pflegekräfte habe der ASB bisher aktiviert. Da sie aber mit Ausfällen rechnen müssten, brauche man dringend noch ehrenamtliche Helfer. Dies könnten auch Helfer ohne medizinische Kenntnisse sein, ergänzte die Landrätin. Beispielsweise für Spiele oder für Spaziergänge mit mobilen Bewohnern. Alle erhielten jedoch, betont Ganster, Hygieneschulungen und Versicherungsschutz.

Auf das Coronavirus getestet werden die Helfer vor ihrem Einsatz nicht. Die Auswertung dauere zu lange, sagte Spitzer. Aber es werde, wo notwendig, mit Schutz gearbeitet. Der fehlt allerdings vielerorts längst– zahlreiche Freiwillige nähen bereits Mundschutz für medizinisches Personal. Nein, beim Kreis sei Mundschutz keine Mangelware, versichert die Landrätin. „Wir haben auch frühzeitig bestellt und Lager gefüllt.“ Wie groß der Vorrat ist, mochte sie aber nicht verraten. „Wir gehen gut organisiert an den Start.“

Südwestpfalz hält an Noteinrichtungen fest

Stellung nahm Ganster gestern auch zur Äußerung der Landes-Gesundheitsministerin Bätzing-Lichtenthäler, die Notkrankenhäuser für nicht notwendig hält und die Patientenversorgung über fünf große Kliniken im Land koordinieren will. Es sei eine „falsche Aussage“, so Ganster. Sie hätten an der Grenze zu Frankreich mehr Informationen als in Mainz und beobachteten die in Frankreich und Spanien rasant steigenden Fallzahlen genau. Sie sei froh über jedes Bett und wolle lieber drei zu viel als zu wenig haben, so Ganster. Für sie sei es wichtig, dass „jeder, der stationäre medizinische Hilfe braucht, sie auch erhalten kann“.

Ulrich Senger, Vorsitzender des ASB Pirmasens, übte ebenfalls Kritik: Die Transportmöglichkeiten vor Ort würden ausgedünnt, wenn Fahrzeuge der Hilfsdienste Patienten in Großkliniken fahren müssten; denn diese seien unter Umständen stundenlang unterwegs und fehlten vor Ort.

500 Feldbetten eingetroffen

In der Südwestpfalz wird bei einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus nach einem abgestuften System verfahren: Zuerst werden die insgesamt 851 Betten in den Krankenhäusern Pirmasens, Zweibrücken und Rodalben belegt; dann wird das frühere evangelische Krankenhaus in Zweibrücken in Betrieb gehen. Wenn auch dieses belegt ist, gehen die Notbehelfsstandorte an den Start: die Jugendherberge in Pirmasens und die ehemalige Schule in Wallhalben. 500 Feldbetten für Noteinrichtungen sind laut Landrätin Susanne Ganster am Donnerstag eingetroffen. Dazu werden zwei Corona-Ambulanzen, eine in Wallhalben und eine in Zweibrücken, eingerichtet. Sie sollen niedergelassene Ärzte entlasten. Außerdem gibt es zwei Einrichtungen für Nichtinfizierte: das provisorische Pflegeheim in Schönau und auf Maria Rosenberg eine Betreuung für Kinder und Jugendliche von sieben bis 18 Jahren, deren Eltern erkrankt sind. Jüngere Kinder könnten in einer Pirmasenser Kita rund um die Uhr betreut werden.

Helfer gesucht

Wer helfen will, kann sich melden beim Kreis unter folgender Mailadresse:

helfen@lksuedwestpfalz.de

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