Pirmasens Schöner ohne Döner

Was passt besser für ein Nostalgie-Video als das Schuhmuseum Hauenstein mit seiner Ausstellung „Zeitgeister der BRD“? Die „Diedo
Was passt besser für ein Nostalgie-Video als das Schuhmuseum Hauenstein mit seiner Ausstellung »Zeitgeister der BRD«? Die »Diedos« passen da wunderbar rein (von links): Doris Köppner, Annette Könnel, Sonja Hahn, Silke Freudenberg und Linda Panter.

Zu sanften Streichern mischen sich die fünf Stimmen der Kabarettfrauen. „Früher war’s viel schöner, denn da gab’s noch keinen Döner, da gab’s nur den Metzger Grimm.“ Zu diesen ersten Liedzeilen erzählt Doris Köppner, die Musik und Text in zwei Wochen komponiert hat, wie sie auf das Thema gekommen ist. „Die Leute sagen immer, früher war alles besser und schöner, das ist auf mich eingeprasselt. Das finden wir nicht – die Zeit mit den Dönern find’ ich geil, ich bin Stammkundin im Dönerladen!“ Eine schöne Art, den von vielen so dahingesagten Spruch zu hinterfragen. „Das Musikvideo war eine spontane Aktion.“ Das Video ist als Trailer zum neuen „Diedo“-Programm gedacht. Am 1. Februar 2020 werden die fünf Kabarettistinnen damit Premiere in der Zweibrücker Festhalle feiern. Fünf- bis sechsmal führen sie dann ein Programm übers ganze Jahr verteilt auf. Kopfhörer auf –und singen! Das Lied haben Doris Köppner, Annette Könnel, Sonja Hahn, Silke Freudenberg und Linda Panter im Keller von Köppner eingesungen. „Dort hab ich einen Proberaum mit einem Apple-Computer, auf dem habe ich wie auf einem Keyboard die Musik erzeugt.“ Erstaunlich ist, dass die Stimmen nicht bearbeitet wurden. In einer Stunde waren sie mit dem Einsingen fertig gewesen. „Michael Bixler, ein Freund von uns, hat an den Instrumenten, insbesondere dem Bass, noch eine Stunde gearbeitet und uns dann die Mikrofone hingestellt.“ Dann hieß es – Kopfhörer auf und singen. Das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen. Herausstechend ist die eingängige Melodie und der sanfte fünfstimmige Chorus. Und weil „Diedo“ eine Kabarettgruppe ist, dürfen Ironie und Witz nicht fehlen. Dreh im Schuhmuseum „Und die Männer war’n zufrieden, denn die Frauen sind geblieben, haben sich noch nicht gewehrt“, singen sie, während sie im Hauensteiner Schuhmuseum einen Kaffeeklatsch wie vor 50 Jahren nachstellen – samt Platzdeckchen und Handschuhen. Gerade findet im Museum die Ausstellung „Zeitgeist der BRD“ statt – zum 70. Geburtstag der Bundesrepublik. Die Kulissenwechsel (mal in einem größeren Raum, dann wiederum in einem kleinen Raum vor Steinwänden, in dem sie mit Fahrrädern von damals stehen) machen das Musikvideo interessant und abwechslungsreich. Gefilmt hat das Ganze Hadi Hajdarevic – Annette Könnels Schwiegersohn. Das Filmen habe bloß zwei Stunden gedauert, denn länger war nicht Zeit. Heino und der Betze Es ist das dritte Musikvideo von „Diedo“, aber nicht erst das dritte Lied. „Für jedes Programm schreibe ich fünf bis sechs Lieder“, erzählt Köppner. Die gebürtige Zweibrückerin hat großen Spaß daran. Und im Text spielt sie gekonnt mit Ironie und Ernsthaftigkeit. Etwa in der Mitte des Songs: „Früher war’s viel toller, und der Betze war noch voller, und der Heino war ein Star!“ Zu diesen Zeilen blickt Köppner erinnerungsselig auf eine Schallplatte des heute 80-jährigen Sängers. Zu der Zeit, als das Video spielt, ist Heino seinen Volksliedern noch treu geblieben – heute ist er gern mal düster-rockig, wenn er den 60er-Jahre-Hit „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ rotzt. „Ich habe mir extra für das Video eine Schallplatte von ihm bestellt“, erzählt die 58-Jährige. Sie kostete zehn Euro, Vinyl ist nicht teuer. Zehn Minuten Dreh pro Szene Apropos Geld. „Normalerweise kostet es 2000 bis 2500 Euro, so ein Musikvideo zu drehen“, sagt Köppner. Aber wenn es ein Schwiegersohn umsonst macht und Spaß dabei hat, geht es eben. Das Drehbuch gab es auch umsonst. Es stammt von Annette Könnel. Weil der Dreh schnell gehen musste – zehn Minuten pro Szene - wäre es anders nicht gegangen. Könnel ist auch die Wahl der Drehorte innerhalb der Ausstellung zu verdanken – und noch wichtiger: das Outfit. „Sie hat die Kleider im Internet gefunden“, lobt Köppner die Stilberaterin der Kabaretttruppe. Sie ließ sich von ihr auch überreden, doch für Musikvideo ein Kleid anzuziehen, was sie anfangs nicht wollte. Sie verrät, dass DIE RHEINPFALZ nicht so unschuldig ist, was den Drehort angeht. „Im Leo habe ich von der Ausstellung im Schuhmuseum gelesen und dachte: Da könnte man hingehen.“ Die Drehgenehmigung war kein Problem, „aber wir mussten warten bis 16 Uhr, bis die Besucher weg waren“. Denn Besuchergruppen aus ganz Deutschland kommen, um sich die Schau anzusehen. Die wird deshalb bis zum 3. November verlängert, weiß Köppner. Sie sagt noch, wie das neue Programm heißt, zu dem das Video gehört: „Von Zeit zu Zeit“. Da geht es um Vergangenes, aber auch um Probleme von heute wie aussterbende Tiere und den Klimawandel. Wichtige Frage bleibt offen Auf jeden Fall zeigte das Musikvideo, wie sich die Zeit geändert hat. Aber am Ende des Liedes lassen die „Diedos“ die wichtige Frage offen: „Oh, ich weiß nicht, ob es schöner war, denn ich find’s heute wunderbar, ich hab noch nicht genug – ob Segen oder Fluch.“ Ansehen kann man sich das Musikvideo auf dem “.

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