Pirmasens Roger Edrich und seine sensible Enfield

War mit seiner Parker Hale Enfield schon zweimal Deutscher Mannschaftsmeister: Roger Edrich vom SV Waldfischbach.
War mit seiner Parker Hale Enfield schon zweimal Deutscher Mannschaftsmeister: Roger Edrich vom SV Waldfischbach.

Sein Sportgerät ist eine Parker Hale Enfield, ein Nachbau. Es ist ein sehr sensibles Sportgerät und bedarf besonderer und intensiver Pflege. Sie will nach Gebrauch mit warmem Wasser sauber gemacht werden – weil Schwarzpulver nun mal Dreck macht – und ein paar Tropfen Öl tun ihr nicht nur gut, sondern sind die Voraussetzung dafür, dass sie auch weiterhin reibungslos funktioniert. An diesem Samstagmorgen, es ist zwei Grad kalt und sehr trübe auf dem Schießstand des SV Edelweiß Waldfischbach, liegt die Enfield auf einer Trage, 100 Meter von einer Zielscheibe entfernt. Mit dabei: Roger Edrich, mit dem sich die Enfield, ein Perkussionsdienstgewehr, sehr gut versteht. Die beiden waren schließlich schon mal Deutsche Meister gewesen anno 1986 und 1988 mit der Mannschaft des SV Edelweiß. Im Einzel war das Gespann schon mal auf Platz drei gelandet. Gut 30 Jahre später harmonieren die beiden immer noch sehr gut, auch wenn Edrich zwischendurch seiner Enfield zu verstehen gibt, dass er sich wohl bald eine Schießbrille zulegen müsse. Edrich ist 49, und es kommt nun zu leichten Gebrauchsspuren. Der Waldfischbacher ist längst nicht mehr so ehrgeizig wie vor rund 30 Jahren. „Da stand ich fast täglich auf dem Schießstand, schoss auch noch Luftgewehr“, erzählt er. Doch dann änderten sich die Prioritäten. Nicht nur die Familie, aber die ganz besonders, rückte in den Vordergrund. „Das waren andere Zeiten“, schwelgt Edrich in Erinnerungen. Da habe ein Kilo Schwarzpulver noch rund 40 Mark gekostet. Heute zahlt er rund 80 Euro dafür. Das Schießen, zumindest das mit seiner Enfield, sei nun ein nicht mehr billiges Hobby. Bevor Edrich überhaupt einen Schuss abgeben kann, muss er zahlreiche Vorbereitungen treffen. Die ersten zu Hause. Dort füllt er rund 20 Röhrchen mit jeweils 65 Grain Schwarzpulver. Damit er dies überhaupt tun darf, musste er einen Sprengstofferlaubnisschein (mit Prüfungen) erwerben. 65 Grain entsprechen rund 4,225 Gramm. Die Geschosse stellt er auch selbst her. Säuberlich und übersichtlich aufgestellt, stehen die Schwarzpulverröhrchen und die Geschosse nebeneinander. Dann stellt er sein Gewehr auf ein mitgebrachtes, zurechtgeschnittenes kleines Stück Teppich, schließlich soll das Gewehr nicht den kleinsten Schaden nehmen. Der Lauf geht ihm fast bis an die Brust. Er reinigt den Lauf des historischen Gewehrs mit einem Ladestock und einem Putzläppchen. Dann steckt Edrich einen kleinen Trichter in den Lauf und schüttet das Schwarzpulver hinein. Dann wird das Geschoss in den Lauf gesteckt und mit einem „Starter“ etwa 15 Zentimeter weit hineingepresst. Mit dem Ladestock wird das Geschoss dann auf das Schwarzpulver weit nach unten geschoben. Sehr achtsam bereitet sich Edrich auf den Schuss vor. Dann nimmt er die Waffe an sich und wickelt den Trageriemen um seinen linken Oberarm, um mehr Stabilität zu haben. Mit der linken Hand, über die er einen uralten Handschuh gezogen hat, hält er die Waffe fest. Da hat er schon ein Zündhütchen zwischen den Lippen stecken. Bereits liegend und erst dann, wenn er seine stabile Lage auf der Trage gefunden hat und das Gewehr schon grob auf das Ziel in 100 Meter Entfernung zeigt, stülpt er dieses Zündhütchen über ein Piston. Ein Hahn ist gespannt und wartet darauf, dass Edrich ihn auf das Zündhütchen schlagen lässt. Edrich zielt, sucht den Druckpunkt am Abzug, und der Schuss bricht: Dann bilden sich für wenige Zehntelsekunden zwei Feuerbälle, einer rund um das Schloss des Gewehrs und einer an der Mündung ganz vorne. Nach dem Funkenregen aus dem Lauf des Gewehrs wird ein Teil des Schießstands in eine Rauchwolke gehüllt. Diese zieht bei solch trübem Wetter nur schwer ab. Ein Schuss ist mit einem Schuss Westernromantik raus. 100 Meter weiter sollte er möglichst die nur zu erahnende Zehn durchschlagen. Und dies bei einer sehr primitiven Zieleinrichtung mit Kimme und Korn. Da braucht es viel Erfahrung, um ein gutes Ergebnis zu erschießen. „135 Ringe – das ist im Schnitt jeweils eine Neun – sind immer mein Ziel“, erklärt Edrich. Am Samstag schafft er dies unter den Augen von Kreisschützenobermeister Ralf Kilb, der für die Sicherheit verantwortlich zeichnet, bei einem Ergebnis von 128 nicht ganz. Doch auch mit diesem Ergebnis wird sich Edrich für die Landesmeisterschaft mit dem Perkussionsdienstgewehr qualifizieren. Dann werde er auch einige Male vorher trainieren, was er im Vorfeld der Kreismeisterschaft noch nicht gemacht hat. Die Resultate Kreismeisterschaft Perkussionsdienstgewehr: 1. Roger Edrich (SV Waldfischbach) 128 Ringe, 2. Alexander Hensel (SSV Waldfischbach) 111. Kreismeisterschaft Perkussionsfreigewehr: 1. Roger Edrich 134, 2. Peter Wagner (beide SV Waldfischbach) 92, 3. Alexander Hensel (SSV Waldfischbach) 42.

x