Pirmasens Pirmasens: Kneipen-Sterben bleibt aus

„Der Genuss von Alkohol geht oft mit Nikotingenuss einher“, sagt Irish-Pub-Wirt Richard Saeed. Mittlerweile ist in den meisten K
»Der Genuss von Alkohol geht oft mit Nikotingenuss einher«, sagt Irish-Pub-Wirt Richard Saeed. Mittlerweile ist in den meisten Kneipen das Rauchen verboten.

Vor zehn Jahren trat in Deutschland das Gesetz zum Schutz von Nichtrauchern in Kraft und sah Rauchverbote in öffentlichen Einrichtungen sowie in großen Teilen der Gastronomie vor. Damalige Befürchtungen, dass Tabakstuben und Eckkneipen schließen müssen, wurden nicht bestätigt.

„In unserem Wirtshaus war das Rauchverbot nie ein Thema. Als das Gesetz in Kraft getreten ist, haben wir in unserem Wintergarten einen Raucherbereich eingerichtet, was man ab einer bestimmten Quadratmeterzahl darf, und jeder Raucher hat sich daran gehalten. Widerstandslos“, berichtet Beckenhof-Geschäftsführer Thomas Memmer, selbst passionierter Raucher. Dass aufgrund des Rauchverbots in Großteilen seines Forsthauses weniger Gäste gekommen seien, könne er nicht bestätigen, Umsatzeinbußen habe er dadurch keine gehabt. „Dass heute weniger Menschen gastronomische Angebote nutzen, liegt nicht daran, dass man die Nichtraucher schützt, sondern eher daran, dass das Geld nicht mehr so locker sitzt und man lieber über soziale Netzwerke kommuniziert anstatt sich abends auf ein paar Getränke zu treffen. Die Raucher haben sich gut angepasst“, meint Memmer und freut sich über seinen großen Biergarten, wo man sich noch ungestört eine Zigarette anzünden kann. Vor zehn Jahren durfte auch noch in Kuchems Brauhaus am Schlossplatz geraucht werden, wie sich Inhaber Wolfgang Kuchem erinnert. Auch er stellt seinen Gästen einen kleinen Raucherbereich in einem seiner Nebenzimmer zur Verfügung; der große Restaurantbereich bleibt somit vom blauen Dunst verschont. „Wir haben in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass selbst Raucher es begrüßen, wenn sie ohne Nebelschwaden und unangenehmen Geruch essen können. Nach ihrer Mahlzeit gehen sie eben in unseren Raucherbereich oder vor die Tür. Beschwert hat sich deshalb noch niemand“, sagt Kuchem. Lediglich rund um seine Theke, wo vor zehn Jahren ein von ihm selbstgebrautes Bier samt Zigarette genossen werden konnte, sei es etwas stiller geworden. Von regelrechten Umsatzeinbrüchen könne man allerdings nicht sprechen. In einer Grauzone hinsichtlich des Nichtraucherschutzgesetzes befindet sich das Irish Pub in der Landauer Straße. Als Ein-Raum-Gaststätte gibt es dort keine Gelegenheit, einen Raucherbereich auszuweisen. Als Eckkneipe besteht zudem keine Chance, Tische und Stühle vor der Tür zu platzieren. „Bei uns darf man wieder rauchen. Irgendwann hat der rheinland-pfälzische Verfassungsgerichtshof entschieden, dass in Ein-Raum-Gaststätten, die ausschließlich inhabergeführt sind, vorläufig weiter geraucht werden darf“, erklärt Kneipenwirt Richard Saeed. Für alles weitere habe das Pub sowieso keine Ausweichmöglichkeiten – lediglich im Hof hinter dem Haus bestehe die Möglichkeit, sich einen Glimmstängel anzuzünden, doch das wolle der Hausbesitzer nicht. Deshalb sei man einfach eine der letzten Raucherkneipen in der Stadt, die ihren Umsatz seit der Einführung des Gesetzes konstant gehalten habe. Nichtraucher sehe man dort hingegen selten. „Der Genuss von Alkohol geht oft mit Nikotingenuss einher, von daher ist das für mich und meine Gäste in Ordnung – und das sage ich als Nichtraucher.“ Im Sommer erlebe er, dass seine Gäste sich freiwillig vor die Tür stellen und dort eine Zigarette rauchen. „Unsere Tür steht dann sowieso immer offen, und der Rauch zieht weitestgehend ab. Das freut mich dann auch persönlich“, sagt Saeed. Auch die Pirmasenser Tabakläden haben seit zehn Jahren nichts zu klagen, wie Regina Reppa, Inhaberin der gleichnamigen Tabakstube in der Schlossgalerie bestätigt. „Es wird nach wie vor geraucht. Die Leute haben sich aber daran gewöhnt, dass man beispielsweise in öffentlichen Gebäuden nicht mehr rauchen darf. Der Umsatz ist dennoch konstant geblieben“, sagt sie. Allerdings sei zu beobachten, dass die Menschen heute mehr auf ihre Gesundheit achten und sich zur Entwöhnung mehr – vermeintlich gesündere – E-Zigaretten kaufen. „Was bei uns seit dem Nichtraucherschutzgesetz etwas eingebrochen ist, ist der Verkauf von Zigarren. Vor allem im Winter. Eine Zigarre ist ein reines Genussmittel. Das will man bei klirrender Kälte nicht draußen vor der Tür rauchen“, berichtet hingegen Larissa Heim von Tabakwaren Thüner. Was den Zigarettenverkauf angeht, bewege man sich allerdings auf dem Niveau von vor zehn Jahren.

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