Pirmasens „Oft fällt es Firmen schwer, Kontakte zu finden“

Chefin der IHK in Pirmasens: Jaana Schnell.
Chefin der IHK in Pirmasens: Jaana Schnell.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) will in der Südwestpfalz neue Akzente setzen – oder besser gesagt: an etwas anknüpfen, dass es schon mal gab, aber eingeschlafen ist: Für nächsten Mittwoch ist eine Infoveranstaltung geplant, die sich an junge Unternehmer richtet. Das Ziel: Es soll wieder ein Kreis von Wirtschaftsjunioren gegründet werden. Die neue Leiterin der IHK in Pirmasens, Jaana Schnell, verrät im Interview, wer angesprochen ist, was das kostet – und: warum es in der Region keine Wirtschaftsjunioren mehr gibt.

Warum sollen sich junge Unternehmer überhaupt bei den Wirtschaftsjunioren engagieren? Was bringt das?

Die Wirtschaftsjunioren sind der größte Verband junger Unternehmer in Deutschland. Führungskräfte, die sich hier engagieren profitieren dadurch von einem bundesweiten Netzwerk. Weil die Wirtschaftsjunioren Teil der weltweiten Organisation „Junior Chamber International“ sind, können auch leicht Kontakt außerhalb Deutschlands geknüpft werden. Was bedeutet das konkret für Unternehmer aus der Region? Oft fällt es Firmen schwer, Kontakte zu finden. Das ist bei den Wirtschaftsjunioren anders. Sie kennen und duzen sich in der Regel. Wenn beispielsweise ein Jungunternehmer aus der Südwestpfalz eine Anlaufstelle in Berlin sucht, braucht es dazu nicht mehr als drei Anrufe. Das klingt zwar gut, aber in der Südwestpfalz gab es schon mal Wirtschaftsjunioren. Irgendwann ist das jedoch eingeschlafen. Warum? Das war vor meiner Zeit als Leiterin des IHK-Dienstleistungszentrums Pirmasens. Aber was ich gehört habe, lag es vor allem daran, dass sich niemand mehr gefunden hatte, der das Amt des Kreissprechers übernehmen wollte. Haben junge Unternehmer überhaupt Zeit, um sich bei den Wirtschaftsjunioren zu engagieren? Die Zeit ist natürlich gerade bei jungen Unternehmern begrenzt. Aber die Mitgliedschaft ist ja keine verschenkte Zeit. Sie sollen davon einen Nutzen haben. Außerdem können die Mitglieder selbst entscheiden, wie hoch der Zeitaufwand ist. Sie legen fest, wie oft sie sich, in welchem Rahmen und zu welchen Themen treffen. Das kann jede Woche sein, aber auch nur einmal im Monat. Jährlich findet eine Mitgliederversammlung statt, bei der über alle organisatorischen Punkte sowie über das Jahresprogramm entschieden wird. Wie viele Interessierte müssen sich denn überhaupt finden, damit es in der Region wieder Wirtschaftsjunioren gibt? Das Treffen am Mittwoch, 26. Juni, ist als reine Infoveranstaltung gedacht. Wünschenswert wäre, wenn sich dort mindestens fünf junge Unternehmer finden, die sich als Gründungsmitglieder zur Verfügung stellen. Was müssen Unternehmer für die Mitgliedschaft bei den Wirtschaftsjunioren zahlen? Das würde die Gründungsversammlung in der Satzung festlegen. Aus anderen Regionen weiß ich, dass der Betrag so zwischen 100 und 150 Euro im Jahr liegt. Warum können die jungen Unternehmer nicht einfach zur IHK-Tischrunden kommen. Dort treffen sich doch auch Wirtschaftsvertreter aus der Region. Sind die jüngeren da nicht willkommen? Doch, selbstverständlich heißen wir auch junge Unternehmer zur IHK-Tischrunde herzlich kommen. Aber die Wirtschaftsjunioren müssen nicht zwangsweise IHK-Mitglieder sein. Da können auch Steuerberater oder Rechtsanwälte hinzukommen. Außerdem ist es ein Austausch mit Gleichaltrigen. Die Wirtschaftsjunioren wollen junge Führungskräfte der Wirtschaft zusammenführen, um ihnen die Möglichkeit zum wirtschaftlichen und allgemeinen Erfahrungs- und Gedankenaustausch untereinander und mit Junioren aus anderen Kreisen zu geben. Und, um noch mal zum Anfang zurück zu kommen: Die Wirtschaftsjunioren sind mit ihren 210 Kreisverbänden in Deutschland und der Mitgliedschaft in der Junior Chamber International bundes- und weltweit vernetzt. Das ist eine echte Chance.

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