Pirmasens Für jeden Musiker zugänglich

Zur offiziellen Übergabe seiner Noten an die Landesbibliothek in Speyer spielt Christof Heringer (2. von rechts) mit seinem Quin
Zur offiziellen Übergabe seiner Noten an die Landesbibliothek in Speyer spielt Christof Heringer (2. von rechts) mit seinem Quintett (von links: Uli Geßner, Helmut Becker, Thomas Girard und Matthias Wolf) ihr neues Programm »Jazzkaleidoskop«.

Die rheinland-pfälzische Landesbibliothek in Speyer nimmt das gesamte Kompositionswerk sowie zahlreiche Bearbeitungen aus Klassik, Rock, Pop und Jazz des Pirmasenser Musikers Christof Heringer in ihren Bestand auf. Die offizielle Übergabe erfolgt am Freitag, 19. Oktober, um 19 Uhr im Rahmen eines Jazz-Konzerts mit Heringers Quintett im Foyer des Landesbibliothekszentrums, Otto-Mayer-Straße 9, in Speyer. Warum Heringer seine Arbeiten der Landesbibliothek übergibt, sagte er unserem Redakteur Christian Hanelt.

Warum übergeben Sie Ihre Kompositionen der Landesbibliothek?

Da Musikverlage grundsätzliche keine zeitgenössischen Werke in ihren Bestand mehr aufnehmen, habe ich schon vor einigen Jahren damit begonnen, meine Kompositionen dorthin zu schicken, wo ich der Ansicht bin, dass man mit ihnen umzugehen weiß. So habe ich fast allen Musikhochschulen in Deutschland und Europa meine Klavier- und Jazzkompositionen für deren Bibliotheken zugeschickt. Ein Notenexemplar habe ich auch an das Berklee College of Music in Boston/USA verschickt. Auch meine allerersten Stücke habe ich Anfang der 90er Jahre nach Speyer geschickt, damit diese einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. Ich wollte das alles nicht über einen eigenen Verlag publizieren. Deshalb habe ich der Landesbibliothek mein Kompositionswerk angeboten und man hat mir spontan zugesagt, es zu veröffentlichen. Auch der Internetbibliothek Musicalion, einer Abteilung der bayrischen Landesbibliothek, habe ich meine Kompositionen zur Verfügung gestellt. Es ging mir in erster Linie um die Arbeit, die dahintersteckt. Schließlich sind es insgesamt etwa 500 eigene Werke für Klavier, Jazztrio, -quintett und -quartett und für Gitarre und ebenso viele Bearbeitungen aus Klassik, Jazz, Rock und Pop. Die werden dann dem Urheberrecht entsprechend alle paar Jahre aufbereitet. Sie sind ja noch nicht am Ende Ihres kompositorischen Schaffens. Werden Ihre künftigen Werke auch in Speyer Eingang finden? Es wird jedes Jahr einen Nachtrag geben, der dann aufgearbeitet wird. Ist das für Komponisten ein ungewöhnlicher Weg? Das kann ich gar nicht sagen. Für mich war es jedenfalls der richtige. Manche meiner Kollegen schreiben nur für ihren eigenen Bedarf. Ein Notenarchiv zu verwalten, ist natürlich auch eine zeitintensive Sache. Einige Musiker unterhalten auf ihrer Websites Downloads. Mir persönlich ist es lieber, in einer renommierten Bibliothek dauerhaft mit meinen Werken vertreten zu sein. Den Einzug ins Internet haben meine Kompositionen schon lange alleine gefunden. So finde ich immer wieder im Internet unter anderem bei Jazztranscribtion Kompositionen von mir und sehe, dass auch einige davon von Kollegen bei Wettbewerben oder sonstigen Konzertprogrammen aufgeführt werden. Auch bei Michel Petrucciani bin ich mit meinem Stück „In Memoriam Michel Petrucciani“ vertreten. Das hat dort jemand eingestellt. Was bringt es Ihnen, dass die Kompositionen jetzt für jeden in Speyer abrufbar sind? Eine größere und seriösere Präsenz. Außerdem ist so die Chance gegeben, dass auch Jahrzehnte nach meinem Tod die Stücke noch verfügbar sind und noch gespielt werden können. Wie konkret kommt ein Musiker an Ihre Noten? Er muss einfach die Seiten der Landesbibliothek in Speyer aufrufen und kann dann online die Werke einsehen. Oder er macht dies ganz traditionell vor Ort. Auf meiner Website und in meinen sonstigen Infos werde ich auch noch einmal darauf hinweisen. Das spricht sich schnell herum. Nutzen Sie auch diese Möglichkeiten? Manchmal. Gerade bei Bearbeitungen und Transkriptionen kann das schon hilfreich sein.

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